Im Jahr 2024 gab es deutlich mehr Privatinsolvenzen. Dabei hat es überdurchschnittlich viele ältere Menschen getroffen. Aber auch Einkommensschwache bringen gestiegene Energie- und Lebenshaltungskosten immer häufiger in finanzielle Nöte. Und ihre Zahl könnte weiter klettern.
Vor allem steigende Preise für Lebensmittel und Energie machen privaten Haushalten mit einem geringem Einkommen zu schaffen.
Bet_Noire / Getty Images / iStock
Im vergangenen Jahr ist die Zahl privater Insolvenzen in Deutschland um 6,6 Prozent auf knapp 100.000 Fälle geklettert. 2023 stellte der Wirtschaftsinformationsdienstleister Crif noch einen Rückgang um 2,5 Prozent fest. Vor allem die anhaltende Inflation, insbesondere durch gestiegene Energie- und Lebensmittelpreise, hat zu einer zunehmenden finanziellen Belastung vieler Haushalte geführt. Die Experten erwarten für dieses Jahr erstmals seit langem mehr als 100.000 Pleiten unter Privatleuten und Selbstständigen. Allen voran einkommensschwache Personen und Familien werden davon betroffen sein.
Private Insolvenzen haben viele Gründe
Die Hauptursachen sind neben einem geringen Verdienst nach wie vor auch Arbeitslosigkeit, eine gescheiterte Selbstständigkeit, ein falsches Konsumverhalten, familiäre Veränderungen wie beispielsweise eine Scheidung sowie Krankheiten. Viele Betroffene stehen dabei nicht mal mit 10.000 Euro in Kreide, betonen die Ökonomen. Die durchschnittliche Schuldenhöhe liegt bei etwa 16.500 Euro liegt. "Erfreulicherweise zeigt sich jedoch, dass viele Bundesbürger aufgrund von wirtschaftlicher Unsicherheit oder Zukunftsängsten eine hohe Sparmotivation aufweisen. Andernfalls wäre die Zahl der privaten Insolvenzen noch höher", betont Crif-Geschäftsführer Frank Schlein.
In den letzten zehn Jahren gab es der Auskunftei zufolge knapp 934.000 Pleiten von Privaten und Selbstständigen in Deutschland. Diese hatten im Jahr 2010 nach der Finanzkrise einen Höchststand von mehr als 139.000 Fällen erreicht.
Viele Pleiten in Norddeutschland
Regional betrachtet weisen Bremen, Hamburg und Niedersachsen die höchste Zahl an Privatinsolvenzen pro 100.000 Einwohner auf. Absolut gesehen liegt jedoch Nordrhein-Westfalen mit fast 25.000 Fällen an der Spitze. Hier gab es auch den stärksten Anstieg, während Sachsen, das Saarland und Thüringen einen Rückgang verzeichneten.
Dabei trifft diese existenzielle finanzielle Notlage immer mehr ältere Menschen: In der Altersgruppe ab 61 Jahre verzeichnete Crif einen Anstieg um 10,1 Prozent. Damit nimmt das Problem der Altersarmut weiter an Fahrt auf. "Bei vielen Betroffenen reichen Einkommen oder Rente nicht mehr aus. In der Folge müssen sie eine Privatinsolvenz anmelden. Die weiterhin hohen Kosten und steigende Mieten werden die Situation verschärfen", warnt Schlein.