Im Projekt ESecLog arbeiten Forscher des Fraunhofer IFF mit weiteren Partnern an einem digitalen Fingerabdruck für die sicherheitssensible Luftfracht.
Fraunhofer IFF / Anna Mahler
Sicherheit hat in der Luftfrachtlogistik oberste Priorität – doch die Prüfverfahren sind zum Teil recht zeit- und kostenaufwendig. Ein neuer Ansatz für digitale Logistik soll für mehr Effizienz sorgen.
Tausende Frachtstücke werden täglich mit dem Flugzeug transportiert – rund 70 Prozent davon in Passagiermaschinen. Strengste Kontrollen sollen verhindern, dass gefährliche Substanzen wie Sprengstoff an Bord geschmuggelt werden. Prüfverfahren, etwa das Röntgen der Fracht, sind aber zeit- und kostenaufwendig und müssen wiederholt werden, wenn Verdachtsmomente aufkommen. Bisher fehlen einfach überprüfbare Merkmale, um den „sicheren“ Status eines Frachtstücks nachzuweisen.
Forscher des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF in Magdeburg arbeiten im Verbundprojekt ESecLog mit Entwicklungspartnern und Anwendern wie Panalpina und Lufthansa Cargo daran, das Dilemma zwischen Sicherheit und Effizienz zu lösen: Mithilfe einfacher Prüfverfahren fassen sie für jedes Frachtstück Merkmale wie 3D-Kontur oder RFID-Kennung zu einem zentralen Sendungsprofil zusammen. „Der Clou ist, dass wir diese Merkmale dokumentieren und zu einem digitalen Gesamtbild zusammenfügen. Jedes Frachtstück verfügt damit über einen digitalen Fingerabdruck. Dieser lässt während der gesamten Transportkette prozessübergreifend und jederzeit genaue Aussagen über den Sicherheitsstatus der Fracht zu“, erläutert Olaf Poenicke, Projektleiter am IFF.
Sicherungsdraht verhindert nachträgliche Manipulationen
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So arbeiten die Partner etwa an einem Marker, mit dem sich überprüfen lässt, ob ein Frachtstück bereits geröntgt wurde – bislang ist das nicht nachvollziehbar. Die Forscher entwickeln zudem ein RFID-Siegel, um nachträgliche Manipulationen an einer Sendung zu erkennen. Dazu positionieren sie einen Transponder mit einem hauchdünnen Sicherungsdraht an den Sollbruchkanten eines Pakets. Wird es geöffnet, zerreißt der Draht. Die Sendung ist dann zwar weiterhin identifizierbar, zusätzlich erhält der Kontrolleur aber die Information, dass der Draht beschädigt ist. „Mit dieser Technologie lassen sich auch ganze Paletten prüfen. Befindet sich ein Frachtstück mit gebrochenem Draht darunter, lässt sich die betroffene Sendung über die ID genau identifizieren“, so Poenicke. Zusätzlich kann mittels 3D-Scan die Kontur der Palette erfasst werden. Wird nachträglich ein Packstück auf die Palette gelegt, ändert sich die Kontur.
All diese Informationen sollen in einer Art Sendungshistorie zusammengefasst werden. Im zentralen Fingerprint-Informationssystem wird den Kontrolleuren diese Dokumentation als Zeitstrahl auf einem Tablet zur Verfügung gestellt. Bei Bedarf können sie zusätzliche Informationen zu den einzelnen Stationen abrufen und sich etwa nochmals alle Röntgenbilder anzeigen lassen. Mit dieser Technik soll der Aufwand bei Nachkontrollen drastisch reduziert werden.