Eröffnung der ETA-Modellfabrik an der TU Darmstadt im März 2016: Hier wird unter Realbedingungen erforscht und vermittelt, wie sich durch intelligente Vernetzung aller Gebäude- und Produktionskomponenten Energie in der Industrie effizienter nutzen lässt.
Felipe Fernandes / TU Darmstadt
Die Springer-Autoren Engelbert Westkämper und Carina Löffler diskutieren in „Strategien der Produktion“ (ab Seite 76) Strukturveränderungen, die durch neue Technologien hervorgerufen werden. Dazu zählen sie auch die Auswirkungen sogenannter Systemtechnologien. „Hierunter verstehen wir Technologien, welche das ganze System Produktion verändern werden. Als Beispiel seien dazu technologische Innovationen in den IT-Systemen, in der Digitalisierung, in der Energieversorgung oder auch in der Realisierung grundlegender Methoden der Organisation genannt.“
Westkämper und Löffler konzedieren in diesem Zusammenhang, dass die wirtschaftliche Bedeutung der Energieeffizienz in der Produktion erst in den vergangenen Jahren entdeckt wurde und visionäre Ansätze für ein Energiekonzept des Systems Produktion insgesamt noch rar seien. „Visionäre Ideen finden sich in disruptiven Gedanken zur Integration der Energienutzung in lokalen Verbünden mit den öffentlichen Energieversorgern oder in der Selbstversorgung durch erneuerbare Energien: Erdwärme, Solartechnik, Wasser. Zur Findung langfristiger Lösungen bedarf es der Diskussion um die Substitution von Öl und Gas z. B. durch eine Wasserstofftechnologie, die zugleich auch den Vorteil der nachhaltigen Reduzierung von Emissionen hat, aber einer grundlegenden Umstellung der Prozesse und Infrastruktur bedarf.“
Energieadaptive Produktionstechnik
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert nun mit seinen im April 2016 bekannt gegebenen "Kopernikus-Projekten für die Energiewende" – für die es bis 2025 insgesamt rund 400 Millionen Euro zur Verfügung stellen will – unter anderem auch Forschungsarbeiten zur Anpassung von Industrieprozessen. Die Auftaktveranstaltung zum Projekt „Synchronisierte und energieadaptive Produktionstechnik zur flexiblen Ausrichtung von Industrieprozessen auf eine fluktuierende Energieversorgung (SynErgie)“ fand am 30. November 2016 an der TU Darmstadt statt. „Wir vernetzen Windrad und Solarmodul mit der Produktionsmaschine“, umriss Springer-Autor Eberhard Abele, SynErgie-Sprecher und Professor im TU-Fachbereich Maschinenbau, die Bedeutung des Projekts, das 83 Partner umfasst. Darunter renommierte Forschungsinstitute, zivilgesellschaftliche Organisationen und namhafte Unternehmen wie Siemens, Daimler, Steag oder der Aluminiumerzeuger Trimet. Gemeinsames Ziel der Partner ist es, eine zentrale Herausforderung der Energiewende zu meistern, nämlich die Erzeugung von Wind- und Solarstrom und deren Verbrauch zeitlich aufeinander abzustimmen.