Erst die Konnektivität ermöglicht Fortschritte in verschiedenen Bereichen der Automobiltechnik. Vernetzte Systeme im Automobil sind ein wesentliches Instrument, um mit der Entwicklung wie sie in der Konsumelektronik stattfindet Schritt zu halten. HTML5 ist dafür die wichtigste Voraussetzung.
Die rasante Verbreitung von Informations- und Kommunikationstechnologien bereitet den Automobilentwicklern derzeit große Sorge. Denn das Außergewöhnliche an dieser Entwicklung ist nicht die Komplexität. Es ist das hohe Tempo, mit der die neue Technik an Akzeptanz gewinnt. Während es beispielsweise beim Fernsehen rund 13 Jahre dauerte, um mehr als 50 Millionen Menschen zu erreichen, gelang dies Google Plus bereits nach wenigen Monaten.
Diese Entwicklung zeigt deutlich, dass weder die Mechanik noch die Elektrik beziehungsweise Elektronik das Bild künftiger Innovationen prägt. Es ist die Software, die heute für nahezu 90 Prozent der Innovationen verantwortlich ist. Softwareintensive Systeme gelten damit als Dreh- und Angelpunkt moderner vernetzter Systeme im Automobil. Nur damit können die Anforderungen an die Kernbereiche der Entwicklung, zu denen Infotainment, Sicherheit, Autonomes Fahren, Elektromobilität und Mobilitätsdienstleistungen gehören, erfüllt werden.
Doch betrachtet man die mittlerweile rund 27 Kategorien von Fahrzeugassistenten, die der Sicherheit und dem Komfort im Automobil dienen, und die erst durch das Zusammenspiel der Systeme eine Art Intelligenz aufweisen, scheint es bedrohlich, dass moderne Fahrzeuge mittlerweile mehr als 1GB an Programmcode enthalten. Eine Herausforderung für die Programmierer, die zum einen sichere Systeme abbilden, zum anderen ihren Anteil an den Entwicklungskosten eines Fahrzeugs gering halten müssen. Einen Ausweg aus dem Dilemma erhoffen sich die Entwickler mit dem Dokumentenbeschreibungsstandard HTML5.
Fortschrittliche Programmiermethoden
Mit dem Standard lassen sich unabhängig von der Quelle und der Plattform Inhalte von Smartphone, Tablet-PC wie auch In-Vehicle-Infotainment-Systemen bereitstellen. Zudem können Apps lokal auf der Hardware laufen. Einzige Voraussetzung ist eine HTML5-Engine beziehungsweise ein rudimentärer Browser. Beide müssen zuvor installiert werden. Damit sich auch künftige Anwendungen in das Infotainmentsystem einbinden lassen, umfasst HTML5 weitere Standards wie CSS3 (Cascading Style Sheets), einer deklarativen Stylesheet-Sprache für strukturierte Dokumente, JavaScript, Ajax (Asynchronous JavaScript And XML) und Json (JavaScript Object Notation).
Zwar verspricht der für das moderne Internet entwickelte Dokumentenbeschreibungsstandard, zahlreiche Probleme zu lösen – vor allem jene, die wegen der unterschiedlich schnellen Entwicklungszyklen von Automobil- und Unterhaltungselektronik entstehen. Für ein robustes elektronisches System, wie es in der Automobilbranche beispielsweise von der ISO 26262 gefordert wird, müssen allerdings noch Verbesserungen umgesetzt werden.
So erwarten Systementwickler unter anderem mehrschichtige Benutzerschnittstellen, um neben HTML5 noch weitere Programmiermöglichkeiten zu haben. Dazu gehört beispielsweise die Fähigkeit, neue Techniken für künftige Bedienoberflächen zu erstellen und einzubinden. Das ist vor dem Hintergrund wichtig, dass die zunehmende Flut an Informationen so zu filtern und darzustellen, dass der Autofahrer vom Fahrgeschehen in möglichst kaum abgelenkt wird.