Eine Grundüberzeugung des Projektspiels ist, dass zu erfolgreichem Projektmanagement Ratio und Emotion gehören. Wir befassen uns in diesem Kapitel mit den beiden Polen Ratio und Emotion und zeigen auf, dass dieses Spannungsverhältnis historische Wurzeln hat, die bis in die europäische Philosophiegeschichte reichen. Anschließend behandeln wir das Thema Metaphern und verdeutlichen, wie sie unbewusst unser Handeln leiten und als Brücke zwischen Ratio und Emotion, zwischen Zweckorientierung und psychosozialen Aspekten dienen können. Zum Abschluss stellen wir unser Hemisphären-Modell vor. Das Hemisphären-Modell dient im Projektspiel als bildhafte Leitvorstellung, wie man in Projekten Emotionen zulassen und nutzen kann, ohne die Sachebene aus den Augen zu verlieren.
Anzeige
Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu Ihrer Lizenz zu erhalten.
Hinter unserer Formulierung einer impliziten Vermittlung von Werten und Wertungen durch die (bloße) Verwendung von emotional besetzten, bildhaften Ausdrucksweisen steckt eine der zentralen Grundüberzeugungen des Projektspiels und des ganzen Buchs, nämlich die Idee und das Phänomen des (sprachlichen) Framings. Damit ist ganz allgemein die neuro-biologisch angelegte Funktionsweise unseres Gehirns gemeint, dass alleine schon das Hören oder Lesen von (bildhaften) Begriffen unsere Weltsicht prägt. Das ist ein Grundgedanke, den wir an vielen Stellen im Buch weiterführen werden.
Das sprachliche Framing als Werkzeug zur Beeinflussung gesellschaftspolitischer Diskurse erhielt aktuelle Prominenz Anfang 2019 durch die Kontroverse um das Framing Manual (Berkeley Institute 2019), das für die ARD erstellt wurde. Darin werden Sprachregeln für die zukünftige Berichterstattung in der ARD vorgeschlagen, um letztlich politische Absichten zu erreichen, z. B. um (angesichts der Diskussion um Fake-News und Lügenpresse) „Mitbürger für die ARD zu begeistern“ (Berkeley Institute 2019, S. 4). Das Manual führt anhand von vielen Beispielen in die Gesamtthematik ein und sensibilisiert in sehr verständlicher Weise dafür, wie subtil Zweckrationalität und psycho-soziale Rationalitäten in unserer Kultur sprachvermittelt ineinander greifen und wie die gesellschaftliche Realitätskonstruktion durch Framing geprägt werden kann. Mehr Details zur erwähnten gesellschaftspolitischen Kontroverse um das Framing Manual finden sich in der ergänzenden Stellungnahme der ARD (Pfab 2019), sowie beispielsweise bei (Beckedahl 2019) und bei (Biazza 2019). Für mehr Informationen zur Hauptautorin des Manuals – Elisabeth Wehling vgl. (Wikipedia 2019) und (Cwiertniam 2019).
An dieser Stelle sei nochmals Morozov zitiert, der diesen Mythos unserer Zeit als Kultur des Solutionismus bezeichnet. Sie ist geprägt „durch eine ungesunde Fixierung auf Lösungen, die sexy, monumental und borniert sind – für Probleme, die extrem komplex, schwer zu fassen und strittig sind“ (Morozov 2013, S. 26).
Lakoff (2014) spricht sogar davon, dass menschliche Wahrnehmung, die versucht, nicht-metaphorisch zu sein, zu einem Selbstwiderspruch führt. Wenn ich versuche, die Welt einmal bewusst ohne eine Metapher wahrzunehmen, kommt automatisch wieder eine Metapher ins Blickfeld – nur eben eine negierte. Sprache und Denken hängen demnach untrennbar zusammen (so auch z. B. Beyeler 2017).