2005 | OriginalPaper | Buchkapitel
Prophetie und Prognose Zur Konstitution und Kommunikation von Zukunftswissen
verfasst von : Hubert Knoblauch, Bernt Schnettler
Erschienen in: Gegenwärtige Zukünfte
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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In seinem berühmten „Teiresias“-Aufsatz aus den 1940er Jahren geht Alfred Schütz der Frage nach, wie und in welcher Form wir
Wissen von der Zukunft
haben können (Schütz 1972). Dieses Problem behandelt Schütz am Beispiel des Teiresias bzw. Tiresias — jenes Sehers aus der griechischen Mythologie, der zwar die Zukunft sehen, in den Lauf der Ereignisse jedoch nicht eingreifen kann. Schütz nimmt in diesem Aufsatz eine dezidiert mundanphänomenologische Perspektive ein: Seine Hauptabsicht sei nicht, das hypothetische Bewusstsein eines mit der Gabe der Zukunftsschau befähigten,
außergewöhnlichen
Individuums zu analysieren. Vielmehr zielt er auf die Analyse des „Alltagsdenken des gewöhnlichen Menschen (…), der sein alltägliches Leben unter seinen Mitmenschen lebt und dabei Dinge, die passieren können, antizipiert“(Schütz 1972: 264). Schütz recht ernüchternde Folgerung lautet, dass Wissen über die Zukunft bei Menschen, die keine charismatischen Seher sind, wesentlich eine Form
nach vorne projizierter Vergangenheit
darstellt.
Voraussicht
ist
antizipierter Rückblick:
„Was wir aber wirklich im Entwurf unserer Handlung präkonzipieren, ist ein antizipierter Sachverhalt, den wir uns so denken, wie wenn er in der Vergangenheit sich ereignet hätte“(Schütz 1972: 276f.).