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18.06.2014 | Public Relations | Schwerpunkt | Online-Artikel

Das Ende der Generation Praktikum?

verfasst von: Andrea Amerland

2:30 Min. Lesedauer

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Der Mindestlohn geht als Schreckensgespenst bei Agenturen um. Diese suchen nun nach Wegen, um 1.360 Euro Praktikumsgehalt pro Monat zu umgehen.

Praktika, die drei bis sechs Monate dauern, sind in PR- und Kommunikationsagenturen an der Tagesordnung. Allerdings ist die Vergütung selten üppig. Mit rund 400 Euro müssen Praktikanten häufig auskommen. Die Begründung für die Dumping-Bezahlung: Praktika sind Lern- und Qualifizierungsangebot, um während oder unmittelbar nach dem Studium praktische Berufserfahrung zu sammeln, aber keine befristeten Arbeitsverhältnisse, um damit den Lebensunterhalt zu bestreiten. Doch in der Realität hangelt sich die Generation Praktikum oftmals von einem schlecht bezahlten Angenot zum nächsten, ohne das sich daraus eine richtiges Beschäftigungsverhältnis ergibt. In nur 17 Prozent der Fälle, mündet die Schnupperphase in eine Übernahme, hat eine Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und der Hans-Böckler-Stiftung ermittelt.

Rund zwei Drittel aller Studierenden absolvieren demnach während ihrer Studienzeit mindestens ein Praktikum, zwischen 15 bis 30 Prozent (je nach Quelle) auch noch nach dem Studium. 40 Prozent von ihnen erhalten dafür laut Studie keinerlei Geld.

Mindestlohn für längere Praktika

Das Gesetz zum Mindestlohn könnte dieser Praxis nun ein Ende bereiten. Denn Betriebspraktika, die länger als sechs Wochen dauern, sollen unter den Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro pro Stunde fallen, sieht der Gesetzesentwurf vor. Demnach müsste eine Agentur 1.360 Euro für einen Praktikanten pro Monat bezahlen. Doch das können oder wollen sich viele Unternehmen nicht leisten. Billige Arbeitskräfte drohen wegzubrechen. Und das, obwohl in der empirischen Forschung bislang kein Konsens zur Beschäftigungswirkung des Mindestlohns besteht, schreiben die "Wirtschaftsdienst"-Autoren Dominik Groll und Stefan Kooths in dem Artikel "Argumente für Mindestlohn überzeugen nicht".

Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Werden weniger und kürzere Praktika angeboten, drängen Absolventen mit wenig Praxiserfahrung auf den Arbeitsmarkt und haben es schwerer einen Job zu finden, prophezeien verschiedene Arbeitgeberverbände. Praktika dienen der Orientierung, fungieren als vorgelagerte Probezeit und ermöglichen, in Branchen hinein zu schnuppern. "Die Diskussion um das Phänomen „Generation Praktikum“ sorgte jedoch weitgehend dafür, dass die Praktikantenlöhne in Deutschland fair(er) geworden sind – Ausnahmen bestätigen die Regel", schreiben die Springer-Autor Stefan Rippler und Branko Woischwill im Buchkapitel "Aus-, Fort- oder Weiterbildung: Wege zum erfolgreichen Quereinstieg".

Weber Shandwick sucht ein Schlupfloch

Wie „Die Welt“ berichtet, verhandelt die Kommunikationsagentur Weber Shandwick mit der Berliner Hochschule für Wirtschaft, Technik und Kultur (HWTK) über ein Kooperationsmodell, dass die Mindestlohn-Regelung umgeht. Das Modell: Die Studierenden sollen 20 Stunden die Woche an der Hochschule und 20 Stunden die Woche bei Weber Shandwick verbringen. Ist damit das Schlupfloch für Agenturen gefunden?

Falls nicht, so Uwe A. Kohrs, Präsident des Agenturverbands Gesellschaft PR-Agenturen (GPRA), werden die Praktikumsangebote „signifikant zurückgehen". Dieses sei ein wichtiges Instrument zur Personalfindung und sechs Wochen seien zu kurz. Daher fordern die GPRA und andere Verbände, den Mindestlohn bei Praktika erst nach drei Monaten zahlen zu müssen.

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