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30.05.2014 | Public Relations | Schwerpunkt | Online-Artikel

Die Grauzonen zwischen Politik und Wirtschaft

verfasst von: Michaela Paefgen-Laß

2:30 Min. Lesedauer

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Lobbyisten sind Co-Autoren von Gesetzentwürfen. Problematisch daran ist: Die Interessenvertreter agieren im Dunklen. „Lobbycloud“ will jetzt für mehr Transparenz sorgen.

Dass Wirtschaftsunternehmen ihre ureigenen Interessen in die Politik einbringen und sich so an der Gesetzgebung beteiligen ist – man kann es drehen und wenden wie man will – nicht illegal. Auch Organisationen, Umweltverbände und NGOs stehen national, wie auf EU-Ebene im regen Austausch mit Abgeordneten, bringen ihre Vorschläge ein, argumentieren, machen Einflüsse geltend. Geschähe das alles transparent und für die Öffentlichkeit nachvollziehbar, könnte an dieser Stelle diskutiert werden, dass Lobbyarbeit auch eine Teilhabe an demokratischen Prozessen ist.

Lobbycloud bringt es an den Tag

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Aber Lobbyismus spielt sich im Geheimen ab. Sein Einfluss auf die Legislative bleibt für den Bürger undurchschaubar und diffus. In dieser Grauzone setzt "Lobbycloud“ an. Es geht den Machern darum, offenzulegen, was zwischen den Schreibtischen von Politikern und Einflussnehmenden hin- und hergeschoben wird: Eingaben, Vorschläge, Einladungen, Positionspapiere. All das kann auf der Open-Source-Plattform hochgeladen werden. Nach einer Echtheitsprüfung werden die Dokumente der Öffentlichkeit zum Download oder für Recherchezwecke zur Verfügung gestellt. Online können sie kommentiert oder diskutiert werden, wie Marco Maas, einer der Köpfe hinter "Lobbycloud" auf "Tagesschau.de" erklärte. Müssen sich Unternehmen, deren Aktivitäten dermaßen offengelegt werden, nur auf Gegenwind einstellen oder bieten sich sogar Chancen für eine werteorientierte Kommunikation?

Zwischen Ökonomie und Legitimität 

Wollen Unternehmen wirtschaftlich rentabel bleiben, müssen sie ihre Interessen vertreten und Ziele verfolgen. Dort, wo sich allerdings die Grenzen zur Politik verwischen, fühlt sich das Gemeinwohl bedroht und die Unternehmensreputation gerät ins Wanken. In seinem Buchkapitel "Unternehmenskommunikation und Kommunikationsmanagement: Strategie, Management und Controlling“ hält Springer-Autor Ansgar Zerfaß die Sicherung von unternehmerischen Handlungsspielräumen für eine zentrale Aufgabe der strategischen Unternehmenskommunikation. "Über diese wettbewerbspolitische Positionierung hinaus muss die Unternehmensführung aber auch bemüht sein, im gesellschaftspolitischen Raum so zu agieren, dass die Verfolgung von Marktzielen nicht gegen rechtliche oder moralische Normen verstößt“ (Seite 26). Was tun?

Werteorientiert und sozialverträglich kommunizieren 

Zerfaß plädiert dafür, weder Lobbyismus noch Public Affairs in gesonderten Bereichen zu bearbeiten, sondern ein breites Spektrum situationsadäquater PR-Strategien anzuwenden (Seite 54).  Zielführend in einer werteorientierten Unternehmensführung zwischen Ökonomie und Legitimität seien weiterhin ein dezentrales und multipersonal orientiertes Kommunikationsmanagement. "Denkbar sind beispielsweise Projektteams, in denen Außendienstmitarbeiter, Werbefachleute, Pressereferenten und Lobbyisten gemeinsam die Grundzüge einer kommunikativen Profilierung diskutieren und kontrollieren“ (Seite 62). 

Strategien für eine wertschöpfende Kommunikation (Seite 31):
  • Unterstützung der laufenden Leistungserstellung: mitteilen und vermitteln, mehr sprechen als zuhören

  • Aufbau immaterieller Erfolgspotentiale: Bekanntheit, Glaubwürdigkeit, Transparent, akzeptanz, moralische Legitimität

  • Potentiale von Verstehenshandlungen nutzen: professionelles Zuhören

  • Sicherung der Handlungsspielräume von Unternehmen

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