Nach dem NSA-Skandal ist der Traum vom freien Internet ausgeträumt. Muss jetzt der Gegner im Netz verwirrt werden, wie die Republica in dieser Woche zur Diskussion stellen will?
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Müssen wir unberechenbar werden, weil das Internet uns berechnen kann? Die 8. Republica macht Berlin in dieser Woche zum Zentrum der digitalen Welt. Von dort erschallt der Ruf nach Selbstverteidigung durch Chaos.
"Into the Wild“ ist das Motto, unter dem sich vom 6. bis 8 .Mai in der "Station Berlin“ rund 6.000 Besucher, Blogger und Netzpolitik-Aktivisten auf Vorträgen, Diskussionen und Workshops austauschen. Die Republica ist zu Europas größter Agora für Digital Natives und all jene geworden, die am Internet teilhaben. Doch die Unschuld ist weg, es ist luftig geworden im Netz. Nach den Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden sind Datenschutz und Privatsphäre brennende, omnipräsente Anliegen.
Den Lebensraum Internet verteidigen
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"Jetzt ist allen bewusst, dass uns das Internet von kriminellen Geheimdiensten entrissen wurde. Wir werden darüber nachdenken müssen, wie wir es zurückbekommen“, zitiert der Focus Markus Beckedahl, einen der Gründer der Konferenz. Die alten Pfade sind missbraucht und ausgelatscht. Die Republica schlägt irrationales Haken schlagen als Widerstandsstrategie gegen Netz-Algorithmen und Datenkraken vor. Wohl wissend, dass gerade ein freier, unkontrollierter Raum umso mehr kontrollieren muss, wer ihn betreten darf und wer nicht.
Der schöne Traum Freiheit
Mit dem Internet verbanden sich einst euphorische Erwartungen auf Freiheit. Freie Kommunikation, Meinungsfreiheit, Informationsfreiheit, unbegrenzter Zugang auf sämtliche Inhalte, weltweite Kommunikation. All diese Schlagworte nennen Joachim Betz und Hans-Dieter Kübler in ihrem Buchkapitel "Handlungsfelder von Internet-Governance“ (Seite 106). Doch die Realität ist eine andere.Das Private ist Öffentlich geworden, der Nutzer zum Wirtschaftsgut, die Regentschaft über das Internet schwer regelbar.
Kurz bevor der NSA-Skandal unsanft weckte, warnen die Autoren vor den Lücken der staatlichen Überwachung: "Daher laufen gesetzliche Regelungen und exekutive Kontrollen oft genug den Überwachungspraktiken hinterher, sofern überhaupt ein politischer Willen vorhanden ist, sie zu regulieren“ (Seite 124). Im Buchkapitel "Künftige Tendenzen von Internet und Internet Governance" ziehen Betz und Kübler aus einer "inzwischen stärker national ausgerichteten Netzpolitik" den Schluss, dass Netz-Regulierungen damit von Beschaffenheit und Selbstverständnis des jeweiligen politischen Regimes abhängig sind, nicht von den speziellen Erfordernissen des Netzes und seiner User (Seite 242 ). Hat sich daran im Jahr eins nach Snowden und NSA etwas geändert ?
Raum such Reglement
Im März kündigte die USA an, schrittweise die weltweite Internet-Verwaltung ICANN abgeben zu wollen. Bei der zweitägigen "Net Mundial“-Konferenz in Sao Paolo Ende April wurde über die Neuordnung verhandelt. Die Konferenz sprach sich gegen national abgegrenzte Netze und für den Schutz eines offenen Internets aus. "Das Internet sollte weiterhin ein weltweit zusammenhängendes, verbundenes, stabiles, nicht aufgeteiltes Netzwerk sein", zitiert die "Zeit" das Abschlussdokument unter dem Titel "Die Netzwelt verhandelt erstmals auf Augenhöhe“. Netzaktivist Beckedahl reagierte auf Netzpolitik.org dennoch enttäuscht. Die Konferenz habe die historische Chance verpasst, "deutlichere Worte gegen die Menschenrechtsverletzungen durch Massenüberwachung als Antwort auf die Snowden-Enthüllungen zu finden“, auch sei die Debatte zur Netzneutralität vertagt worden.
Das Internet geht jeden an
"Überwachtes Netz“, ist also aus guten Gründen das Hauptanliegen der Republica, die zum ersten Mal gemeinsam mit dem Medienkongress "Media Convention“ veranstaltet wird. Das Programm wird nahezu vollständig aufgezeichnet und als Podcast im Anschluss zur Verfügung gestellt. Das Geschehen der Hauptbühne ist im Live-Stream auf "Spiegel-Online" miterlebbar und auch das Berliner U-Bahn-Fernsehen steht im Zeichen der Veranstaltung. Weil der Lebensraum Internet alle angeht, wollen die Veranstalter jeden erreichen können. Hashtags in den sozialen Netzwerken sind #rp14und #mcb14. Weitere Schwerpunkte sind unter anderem die Suche nach der Grenze zwischen Lifestyle-Blogging, Lifestyle-Porn oder Wissenschaftskommunikation in den digitalen Medien.