[M] Prof. Dr. Dr. Alexander Moutchnik (Master-Studiengang "Media & Design Management" Hochschule RheinMain) und Marion Fink, M. A.
Alexander Moutchnik/Marion Fink
Die Oscar-Verleihung ist das Spektakel der Filmindustrie. Doch es geht nicht nur um Promis auf dem roten Teppich, sondern um knallhartes Geschäft, das Filme zu Blockbustern macht, so Alexander Moutchnik und Marion Fink in einem Gastbeitrag.
Seit 86 Jahren geht das Geschäftsjahr der weltweiten Kinoindustrie im Februar zu Ende. Der Bilanzstichtag wird durch die Oskar-Verleihung, die wie eine Aktionärsversammlung wirkt, zelebriert. Allein in den USA waren im Jahr 2014 43 Millionen Kino-Shareholder bei der TV-Übertragung der Oscar-Verleihung live dabei. Mit der Kinokarte als Aktie bekommen Kinobesucher ihre Dividende durch den Spaß und die Freude an den Blockbustern ausgezahlt.
Im Januar 2015 überstieg der Monatsumsatz an den US-Kinokassen zum ersten Mal seit 2010 die magische Marke von einer Milliarde Dollar. Dafür war der in sechs Oscar-Kategorien nominierte Warner-Bros.-Film „American Sniper“ maßgeblich verantwortlich. Immerhin ging der Erfolgsfilm von Clint Eastwood mit einem Oscar für den besten Tonschnitt nicht leer aus.
Ein Oscar für Crossmedia
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In den Zeiten von Medienkonvergenz und Crossmedia ist die Oscar-Verleihung für die gesamte Medien- und Unterhaltungsbranche das bedeutendste Ereignis des Jahres. Die Berichterstattung über die Veranstaltung verlagerte sich in den letzten Jahren allerdings immer mehr ins Internet. Ein Beispiel dafür ist das von Bradley Cooper mit dem Samsung-Handy aufgenommene Selfie mit zahlreichen Hollywoodstars, das binnen nur vier Stunden über 2,3 Millionen Mal „retweetet“ wurde, wodurch Twitter vorübergehend zusammenbrach. Der Wert dieser Samsung-Werbekampagne wird auf eine Milliarde Dollar geschätzt.
Die „Zeltstangen“-Strategie der Blockbuster-Industrie
Wirtschaftliche Eckdaten zur 87. Oscar-Verleihung |
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Werden zwei gegensätzliche Nachrichten angekündigt, fängt man bekanntlich mit der guten an. So lautet die gute Nachricht hier, dass weltweit jährlich immer mehr neue Filme produziert werden. Die schlechte Nachricht: Diese Vielfalt an Filmen erreicht das breite Kinopublikum eigentlich kaum. Denn das Publikum schenkt seine Aufmerksamkeit nur einer sehr übersichtlichen Anzahl von Produktionen. Diese sogenannten „Tentpole“, also Filme, die das Filmstudio wie eine „Zeltstange“ finanziell stützen, sorgen dafür, dass die Schlangen an den Kinokassen länger werden und mehrere Hausblöcke umfassen. Diese Kassenschlager werden damit buchstäblich zum Blockbuster.
The Winner Takes All Market
Längst ist die Filmbranche zu einer nach strikten Regeln funktionierenden Institution der Finanz- und Investitionswelt geworden. Mit einem Investitionsvolumen von mehr als 150 Milionen Dollar pro Film zählen solche Mammut-Filmproduktionen zu den teuersten Projekten der Weltwirtschaft überhaupt. Ein entsprechendes „Return on Investment“ wird bei diesen risikoreichen Produktionen auch einkalkuliert. Die weltweite Filmfabrik darf sich bei diesen Größenordnungen allerdings keine Flops erlauben, wie zuletzt bei dem Film „John Carter. Zwischen Zwei Welten“. Die Produktion kostete Walt Disney Pictures im Jahr 2012 rund 200 Millionen Dollar.
Film-Milliardär – völlig unverfroren
Nach diesem wohl größten Flop der Filmgeschichte vermeldete die Walt Disney Corporation im März 2014 wieder einen beachtenswerten Erfolg. Der Zeichentrickfilm „Frozen“ („Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“) erhielt nicht nur zwei Oscars in den Kategorien „Bester Animationsfilm“ und „Bester Filmsong”, sondern spülte weltweit auch eine Milliarde Dollar in die Kinokassen. Inzwischen rangiert dieser Zeichentrickfilm mit 1,274 Milliarden Dollar auf Platz fünf von insgesamt 19 Filmen, die seit 1993 Milliardengewinne eingespielt haben.
Die Väter des Kino-Erfolgs
Dass ganze zwölf von 19 Milliarden-Filmen erst in den vergangenen vier Jahren in die Kinos kamen, zeugt nicht von Glück oder Zufall, sondern von bestimmten Gesetzmäßigkeiten und neuen Rahmenbedingungen für die Kinoindustrie. Für den kommerziellen Erfolg dieser Filme können mehrere Faktoren identifiziert werden.
Was Filme zu Blockbustern macht |
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Zu den Personen |
Alexander Moutchnik forscht und lehrt zu den Themengebieten Medienwirtschaft und Medienökonomie, Kommunikation und Markenführung, Nachhaltigkeit und Unternehmensführung an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden. Marion Fink ist Absolventin des Studiengangs "Media & Design Management". |