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2022 | Buch

Rahmenbedingungen der Entscheidungsfindung bei Gründer:innen

Untersuchung zu den Zusammenhängen zwischen Kontingenz, Kognition und Strukturdeterminanten in gründungsunternehmerischen Entscheidungsprozessen

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Über dieses Buch

Die vorliegende Arbeit thematisiert Herausforderungen unternehmerischer Entscheidungen unter Unsicherheit. Sie behandelt die in der aktuellen Forschung einseitige Fokussierung auf Effectuation und Causation und problematisiert deren unzureichende Mikrofundierungen. Die Arbeit greift die mangelnde Trennschärfe der genannten Entscheidungslogiken und deren erschwerten Praxistransfer auf und bearbeitet sie schwerpunktmäßig wie folgt:- Umfassende Illustration und Beschreibung empirischer Arbeiten zu Effectuation und Causation zwischen 1998 und 2020 (N=93)- Revision gängiger Entscheidungsparadigmen (Effectuation und Causation) und Erweiterung (Improvisation, Bricolage, Trial & Error)- Rekonzeptualisierung des Unsicherheitsbegriffes und Erzeugung eines holistischen Kontingenzrahmens- Synthese von Wissenstypen zur Bearbeitung von Kontingenz- Ableitung eines Kontingenz-, Kognitions-, Strukturdeterminanten-Schemas (KKS-Schema) zur Einordnung von Entscheidungssituationen abhängig von Kontingenz und zur Ableitung idealtypischer Entscheidungslogiken

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Grundlegung der Untersuchung
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit behandelt einen zentralen Aspekt der Gründungsforschung, indem sie Gründer:innen und deren Entscheidungsfindung (Effectuation, Causation etc.) ins Zentrum der Untersuchung stellt. Zur Einführung ins Thema und zur Konturierung des Forschungsbereiches beginnt das erste Kapitel zunächst damit, die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Wichtigkeit der Erforschung von Gründungsunternehmen (bspw. Start-ups) herauszustellen. Im zweiten Abschnitt erfolgt ein kurzer Einblick in die von der Arbeit behandelten Forschungsfelder. Teil drei formuliert die Erkenntnisziele und Untersuchungsfragen der Arbeit, bevor abschließend die Darlegung des Ganges der Untersuchung erläutert wird.
Sebastian L. Grüner
Kapitel 2. Epistemologischer und methodologischer Bezugsrahmen der Untersuchung
Zusammenfassung
Das Kapitel ordnet die Dissertation epistemologisch und methodologisch ein. Der erste Teil verortet die Arbeit innerhalb der Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Betriebswirtschaft und deren spezieller Spielart des Gründungsmarketings (Entrepreneurial Marketing, Start-up-Marketing). Der zweite Teil erklärt den erkenntnistheoretischen Ausgangspunkt der Arbeit. Der Rückgriff auf einen entscheidungstheoretischen Ansatz (Decision-Making) stellt Akteur:innen in den Mittelpunkt, die reale Entscheidungen und damit auch strategische Unternehmensentscheidungen treffen. Teil drei des Kapitels erörtert und begründet das von der Arbeit gewählte methodische Vorgehen (theoriegeleitet, deduktiv-nomologisch).
Sebastian L. Grüner
Kapitel 3. Paradigmatischer Bezugsrahmen der Untersuchung
Zusammenfassung
Das Kapitel definiert grundlegende Begriffe und den theoretischen Bezugsrahmen der Forschungsarbeiten zum Thema Entscheidungsparadigmen. Der Inhalt des Kapitels ist dreigeteilt. Teil eins beschreibt die unternehmenstheoretischen Grundlagen und ordnet Unternehmen als Untersuchungsobjekte ein. Teil zwei widmet sich den Fragen, wodurch sich Gründungsunternehmen kennzeichnen (Liabilities-of-Newness, -Smallness etc.) und sich von etablierten Unternehmen abgrenzen lassen (Organisationslebenszyklus). Teil drei beschäftigt sich mit Entscheidungsfindungsverhalten in jungen Unternehmen und stellt gängige Entscheidungsparadigmen vor. Nach einer definitorischen Abgrenzung entscheidungsbezogener Terminologien erfolgt eine ausführliche Erläuterung der Ansätze Effectuation, Causation und Bricolage. Ferner werden die Ablaufprozesse der jeweiligen Entscheidungslogiken vorgestellt. Den Abschluss des dritten Teils bildet eine differenzierte Übersicht zu den Unterscheidungskriterien von Effectuation, Causation und Bricolage.
Sebastian L. Grüner
Kapitel 4. Bestimmungsfaktoren von Entscheidungsparadigmen
Zusammenfassung
Der Reifegrad der Forschung zu Entscheidungsparadigmen gilt als „fortgeschritten“. Seit Mitte der 1990er-Jahre erschien eine Reihe konzeptioneller und empirischer Arbeiten. Darin wurden zahlreiche Untersuchungsvariablen im Zusammenhang mit Entscheidungsparadigmen identifiziert und diskutiert - z. B.: Einfluss und Effekt von Effectuation, Causation usw. auf Innovation, Kreativität oder Voraussetzungen für das Auftreten bestimmter Entscheidungsparadigmen (bspw. Humankapital, subjektives Unsicherheitsempfinden). Das Kapitel gibt auf Basis von 93 empirischer Arbeiten zu Effectuation und Causation zwischen 1998 und 2020 einen umfassenden Überblick der Arbeitsergebnisse bisheriger Forschungen. Es bietet damit einerseits einen ausführlichen Überblick der Forschungsergebnisse und ermöglicht andererseits durch deren Kontrastierung die Markierungen von Schwachpunkten im Forschungsprogramm. Das Kapitel wird flankiert von einer tabellarischen Übersicht zu allen betrachteten Studien mit Kurzbeschreibungen zu deren Datenbasis (Untersuchungsobjekte, qualitativ, quantitativ) Forschungsfoki und Ergebnissen.
Sebastian L. Grüner
Kapitel 5. Revision und Erweiterung gängiger Entscheidungsparadigmen
Zusammenfassung
Das Kapitel thematisiert die Schwachstellen der aktuellen Forschungen zu Entscheidungsparadigmen. Diese gestaltet sich bislang einseitig und uneindeutig. Eine Vielzahl von Studien untersucht, unter Rückgriff auf Effectuation und Causation, meist nur dominante Entscheidungsparadigmen. Damit wird stillschweigend impliziert, dass mittels beider Ansätze die gesamte Bandbreite entscheidungslogischer Handlungsansätze abgedeckt sei. Dementgegen zeigen Forschungsergebnisse eine unvollständige Konzeptualisierung des Raumes möglicher Entscheidungslogiken an, i) wenn Effectuation und Causation teilweise gleichzeitig auftreten, ii) nur in Teilbereichen als Konstrukte bestätigt werden, iii) teilweise widersprüchliche Ergebnisse produzieren oder iv) in manchen Entscheidungssituationen gar nicht nachgewiesen werden können. Das Kapitel macht daher den Vorschlag, den Raum zwischen Effectuation und Causation neu zu vermessen und deren konzeptionelle Schwächen konstruktiv zu bearbeiten. Zur Erzeugung eines vollständigen Raumes der Entscheidungsfindung werden die Paradigmen Effectuation und Causation durch den Ansatz Bricolage sowie durch die subordinierten Ansätze Improvisation und die Möglichkeit, keine Entscheidungslogik zu verfolgen (Trial & Error), ergänzt.
Sebastian L. Grüner
Kapitel 6. Konzeptualisierung eines kontingenzbasierten, epistemologischen Entscheidungsrahmens
Zusammenfassung
Unsicherheit gilt als zentraler Begriff der Entrepreneurshipforschung und des Unternehmertums. Da Unsicherheitsempfinden konstitutiv für Entscheidungsfindungen ist, zielt das Kapitel auf eine differenzierte Schematisierung des Begriffes ab. Die Notwendigkeit dafür ergibt sich aus einer bisweilen uneinheitlichen und undifferenziert-synonymen Verwendung von Unsicherheitsbegriffen (bspw. radikaler Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität, Ungewissheit). Die Arbeit begegnet dieser Tatsache mit Einführung des übergeordneten Begriffes Kontingenz, welcher sämtliche Formen von Informationsunsicherheit oder -mangel umfasst und innerhalb dessen graduelle Abstufungen von Informationsunsicherheit oder -mangel konzeptualisiert werden. Der auf diese Weise erzeugte Kontingenzrahmen mit dem ihn inhärenten Graden Sicherheit, Risiko, Unsicherheit (im engeren Sinne), Komplexität, Ambiguität und Isotropie dient als Grundlage zur Ab- und Herleitung von Entscheidungsparadigmen. Der Rahmen berücksichtigt dabei auch, dass Kontingenz objektiv und subjektiv bestehen und sich unterscheiden kann.
Sebastian L. Grüner
Kapitel 7. Wissen und Kognitionen als Instrumente zur Reduktion von Kontingenz
Zusammenfassung
Bereits frühere Autoren haben sich mit Bestimmungsgrößen für unternehmerische Leistung auseinandergesetzt und einen Zusammenhang mit kognitiven Ressourcen (aka Wissen) der Entscheidungsträger:innen innerhalb von Organisationen betont. Wissensprobleme respektive mangelnde Kognitionen gelten als erkenntnistheoretische Hindernisse für strategisches Handeln. Zur Erzeugung eines besseren Verständnisses von Entscheidungsfindungen in Situationen variabler Kontingenz ist daher eine ausführliche Untersuchung von Kognitionen im Hinblick auf unterschiedliche Wissenstypen erforderlich. Das Kapitel klassifiziert unterschiedliche Typen von Wissen (deklaratives/ akkumuliertes Wissen [was?], prozedurales/ strukturelles Wissen [wie?] und konzeptuelles Wissen [warum?]), die sich unterschiedlich gut eignen, Kontingenz zu bearbeiten. So ermöglicht beispielsweise strukturelles Wissen zwar die Bearbeitung einer prädisponierten Aufgabe, lässt jedoch ohne konzeptuelles Wissen keinen Transfer der Prozesse in andere Bereiche zu. Konzeptuelles Wissen hingegen greift auf strukturelles Wissen zurück und ermöglicht Akteur:innen die Verknüpfung unterschiedlicher Bereiche. Dabei ist strukturelles Wissen äußerst bedeutsam für die effiziente Erschließung neuer Wissensbereiche.
Sebastian L. Grüner
Kapitel 8. KKS-Schema: Entscheidungsparadigmen in Abhängigkeit von Kontingenz, Kognitionen und Strukturdeterminanten
Zusammenfassung
Das Kapitel stellt die Zusammenhänge zwischen Entscheidungsparadigmen (Effectuation, Causation, Bricolage, Improvisation, Trial & Error [Strategieabsenz]), unterschiedlichen Kontingenzgraden (Sicherheit, Unsicherheit [im engeren Sinne], Komplexität, radikaler Unsicherheit usw.) und Strukturdeterminanten (Zeit, Ressourcenaktivierbarkeit) dar. Das hierfür entworfene Kontingenz-, Kognitions-, Strukturdeterminanten-Schema (KKS-Schema) gründungstheoretischer Entscheidungsparadigmen zeigt zum einen an, welche Entscheidungsparadigmen Entscheidungsträger:innen in idealtypischen Situationen kontingenzbedingt zur Verfügung stehen. Zum anderen verdeutlicht das Schema, welche individuellen Kompromisse in nicht idealtypischen Situationen möglich (oder nötig) sind und inwiefern diese von bestimmten Strukturdeterminanten abhängen. Der zweite Abschnitt des Kapitels demonstriert eine Analyse des Einflusses kognitiver Ressourcen (bspw. Defizite) auf konkrete Entscheidungssituationen und der durch Kognitionen ermöglichten Transformationen zwischen Entscheidungsparadigmen. Damit erweist sich das Schema mit Forschungsergebnissen kompatibel, die koexistierende Entscheidungsparadigmen in Organisationen feststellen. Das Kapitel schließt mit einer Anwendung des KKS-Schemas auf einen ausgewählten Wissensbereich. Am Beispiel von Marketingwissen erfolgt die Anwendung der ausformulierten Grundprinzipien des KKS-Schemas in einem praxisnahen Entscheidungsbereich.
Sebastian L. Grüner
Kapitel 9. Fazit und Implikationen der Untersuchung
Zusammenfassung
Das schließende Kapitel der Arbeit fasst die Untersuchungsergebnisse zusammen und leitet daraus Implikationen für die Gründungsforschung und die Unternehmenspraxis ab. Es erfolgt zunächst die Rekapitulation der konzeptuellen Forschungsergebnisse und der Verweis auf den Beitrag der Arbeit zur Erforschung von Entscheidungsparadigmen im Allgemeinen sowie bei der Entscheidungsfindung von Gründer:innen im Speziellen. Es folgt die Übertragung der theoretischen Forschungsergebnisse in die Unternehmenspraxis und die Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen für Gründer:innen und Manager:innen. Das Kapitel schließt mit der Beschreibung zukünftiger Forschungsfelder und der Skizzierung eines umfassenden Forschungsprogrammes.
Sebastian L. Grüner
Backmatter
Metadaten
Titel
Rahmenbedingungen der Entscheidungsfindung bei Gründer:innen
verfasst von
Sebastian L. Grüner
Copyright-Jahr
2022
Electronic ISBN
978-3-658-37214-9
Print ISBN
978-3-658-37213-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-37214-9