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Zusammenfassung
Die Volkswirtschaftslehre beschäftigt sich mit der wissenschaftlichen Analyse wirtschaftlicher Phänomene. Die Volkswirtschaftslehre als Teil der Sozialwissenschaften betrachtet dabei wirtschaftliches Handeln aus verschiedenen Blickwinkeln. So werden im Rahmen der Mikroökonomik Anreize und damit die Auswirkungen individueller Handlungen auf das Zustandekommen von aggregierten Gleichgewichtszuständen untersucht. Wichtige Grundfragen, die mit dem mikroökonomischen Ansatz behandelt werden, sind daher beispielsweise, wie Ordnung ohne eine zentrale Verwaltungsinstanz, quasi durch Adam Smiths „unsichtbare Hand“, zustande kommen kann oder wie Preise und die Konstellation von Inputs und Outputs erklärt werden können. Bei diesen Fragen werden Individuen quasi wie Atome aufgefasst, deren Zusammenwirken, analog zu den Naturwissenschaften, Naturgesetzen folgt, so dass am Ende individuelle Wahlhandlungen das „große Ganze“ erklären. Bei dieser Sichtweise ist das Individuum eine stabile Einheit und der einzige Handlungsträger in einer Gesellschaft. Das Verhalten der aggregierten Gesellschaft ist somit restlos durch individuelle Entscheidungen erklärt. Methodologisch ist diese Position dem methodologischen Individualismus zuzuordnen. Die Kontraposition ist der methodologische Holismus, der in den Sozialwissenschaften eine breite Anwendung gefunden hat. Bei Anwendung dieses Ansatzes bestimmt die Gesellschaft als Aggregat das individuelle Verhalten. In der Konsequenz ist das Individuum nicht länger für seine Handlungen verantwortlich, sondern durch gesellschaftliche Zwänge determiniert. Dies bedeutet, die Umwelt bzw. Gesellschaft bestimmt das individuelle Verhalten und entwickelt sich selbst nach über-individuellen Gesetzen. Als Illustration beider Ansätze kann die „Entscheidung“ dienen, statt eines „ordentlichen“ wirtschaftswissenschaftlichen Studiums eine kriminelle Karriere einzuschlagen. Nach dem methodologischen Individualismus ist die Entscheidung für eine kriminelle Karriere eine rein individuelle Abwägung von Kosten- und Nutzenaspekten. So vergleicht ein potenzieller Bankräuber den Nutzen eine Bank auszurauben, sprich den möglichen Gewinn in Form des Tresorinhalts, mit den Kosten des Banküberfalls. Die Kosten des Banküberfalls sind die Jahre, die man beim „Erwischtwerden“ im Gefängnis verbringen muss, d. h. den möglichen diskontierten Verdienstausfall, bewertet mit der Wahrscheinlichkeit „geschnappt“ zu werden. Dies bedeutet, es wird ein Erwartungswert ermittelt. Bei den Kosten können natürlich noch mögliche Alternativkosten berücksichtigt werden. Wenn die Kosten-Nutzen-Analyse positiv zu Gunsten eines Banküberfalls ausfällt, wird der vorher unbescholtene Bürger kriminell werden und die Bank überfallen. Die Entscheidung, kriminell zu werden, ist also restlos durch individuelle Anreize und Entscheidungen determiniert. Umgekehrt wird im Rahmen des methodologischen Holismus die kriminelle Karriere ausschließlich über gesellschaftliche Zwänge determiniert. So wird kriminelles Verhalten nicht als echte Wahlhandlung begriffen, sondern als logische Konsequenz gesellschaftlicher Phänomene, wie Sozialisation und lokales Umfeld. Ein Bankräuber trifft nach diesem Ansatz keine Entscheidung, sondern die kriminelle Karriere ist durch das kriminelle Umfeld, wie ebenfalls kriminelle Freunde, Eltern und Milieus determiniert. Nach dem individualistischen Ansatz ist also das Aggregat die Folge individueller Entscheidungen, während getreu dem holistischen Ansatz das Aggregat individuelles Verhalten bestimmt. In den Wirtschaftswissenschaften wird grundsätzlich Verhalten nach dem methodologischen Individualismus erklärt. Dennoch zeigt die Realität, dass häufig sowohl individuelle Anreize, aber auch gesellschaftliche Zwänge in der Form von Regeln, Normen, Konventionen, die sowohl gesetzlich verankert sind, aber auch durch Erziehung und Sozialisation „gelernt“ wurden, wichtig sind, um reale Entscheidungen und Verhalten erklären zu können. Eine Integration beider grundsätzlich konträren Ansätze erscheint schwierig, ist aber wichtig, um reale Phänomene, wie Kritische-Masse-Phänomene oder das Entstehen von gesellschaftlichen Normen, einigermaßen befriedigend analysieren zu können.
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