2021 | Buchreihe
(Re-)konstruktionen - Internationale und Globale Studien
9 Jahrgänge | 2021 - 2024
In der Schriftenreihe werden sowohl theoretische als auch anwendungsorientierte politische, soziale, kulturelle, geschichtliche und wirtschaftliche Themen in, mit und aus Ländern des Globalen Nordens und Südens veröffentlicht. Im Fokus der Analysen liegen der internationale Vergleich und die globalen Interdependenzen. Die Reihe ist offen sowohl für Monographien und Sammelbände als auch für herausragende Qualifikationsarbeiten (Dissertationen, Habilitationen) aus den Geistes- und Sozialwissenschaften. Sie dient als Forum zur Publikation ausgewählter Studien unter anderen zu Formen der kulturellen Globalisierung, der Migrationsbewegungen, dem Umgang mit „Anderen“, der Geopolitik und des globalen Klima- und Umweltwandels.Die Praxis der Beziehungen zwischen dem Globalen Norden und Globalen Süden, die sich in der Bipolarität zwischen westlicher „entwickelten Geberstaaten“ und „(wirtschaftlich) unterentwickelten Nehmerstaaten“ als Rezipienten abspielt, ist das Ergebnis kulturellen (und wissenschaftstheoretischen) Vormachtdenkens des Westens. Im Rahmen der Schriftenreihe soll die Eigenständigkeit und Gleichberechtigung der Staatenwelt des Globalen Südens wahrgenommen werden. Daher ist beabsichtigt durch einen interdisziplinär und transkulturell orientierten Ansatz zu einer erweiterten Kenntnis und damit auch einer veränderten Wahrnehmung des Globalen Nordens und Globalen Südens anzuregen. Mit einer (Re-) konstruktion und Relativierung universell verstandener westlicher Wissenschaft lassen sich Konfliktfelder bestimmen, welche die Kollision der unterschiedlichen „Selbstauffassungen“ aufzeigen. Somit kann ein Diskurs in Gang gesetzt werden, der zum einen etwa die „westliche“ Verengung der Begriffe benennt, und zum anderen nicht-westliche Erkenntnisse als gleichrangig anerkennt, um einem ernstgemeinten Verständigungsprozess auf „Augenhöhe“ zu erreichen. Dass ein Umdenken über eine (Re-)konstruktion der Beziehungen von Globalen Norden und Globalen Süden notwendig ist, liegt auf der Hand. Wer den Versuch eines Umdenkens jedoch unternimmt, pendelt zwischen Machbarkeit und Zurückschrecken vor der Hybris. Dabei ist das eingeklammerte (Re-) zugleich ein Signal der Vorsicht und ein Herausstellen: Sich über die Konstruktion der Beziehung zu verständigen, kann nur im Rahmen einer möglichen Suche nach unterschiedlichen Sichtweisen eröffnet werden. Nicht zuletzt ist es ein Anliegen, das Bewusstsein unserer transkulturellen und umweltpolitischen Verantwortung gegenüber dem Planet Erde und dessen Bewohner*innen, gleichwohl, ob diese nun aus dem Globalen Norden oder Globalen Süden der aktuellen Weltkonstellation kommen, zu stärken. Denn Globale Interdependenzen machen nicht vor Grenzen Halt – weder vor geografischen noch vor gedanklichen.Bedeutsam ist es daher, Wissenschaftler*innen aus dem Globalen Norden und dem Globalen Süden eine Austausch- und Diskussionsmöglichkeit zu bieten. Zudem wird selten berücksichtigt, dass auch Wissens- und Forschungspraktiken selbst in einem Kontext von politischer Gewalt-, Macht- und Herrschaftsverhältnissen sowie Rassismus stehen. Wissenschaft und Forschung sind keineswegs neutral. Eine „Entkolonialisierung der Wissenschaft“ sollte demnach nicht nur als Tausch einer Gruppe von Wissenschaftler*innen für eine andere in Literaturlisten aufgefasst werden. Die (Re-)konstruktion unseres Wissens ist eine notwendige Voraussetzung, um sich aus der intellektuellen Einengung des westlichen Ethnozentrismus zu befreien. Denn „Fortschritt in eine Richtung kommt nicht ohne Aufhebung der Möglichkeit zum Fortschritt in eine andere Richtung zustande“, wie es Paul Feyerabend formulierte.