Am Arbeitsmarkt ist der Einfluss mehrfacher Lockdowns nach wie vor spürbar. Welche Auswirkungen das auf das Recruiting der Unternehmen in Deutschland hat und wie die weitere Entwicklung im laufenden Geschäftsjahr aussieht, zeigt der Deutsche Rekrutierungs Index DRI 2021.
Trotz der Corona-Krise und Lockdowns ist der Personalbedarf in den meisten deutschen Unternehmen gestiegen.
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Seit Anfang letzten Jahres bestimmt die Corona-Pandemie die Weltwirtschaft maßgeblich. Dennoch stimmte das letztjährige Ergebnis des Deutschen Rekrutierungs Indexes DRI bereits positiv: Über die Hälfte der rund 2.500 befragten Teilnehmenden gab in der Umfrage an, Neueinstellungen für die nächste Zeit zu planen. Ob dieser Trend auch weiterhin anhält und inwieweit sich die lange Lockdown-Phase auf das Rekrutierungsverhalten der Unternehmen in Deutschland ausgewirkt hat, zeigt der diesjährige Befragung.
Hierfür hat die Hager Unternehmensberatung im Zeitraum von Ende Mai bis Ende Juli dieses Jahres wieder rund 2.500 Personen – Geschäftsführer, Vorstandsmitglieder und Personalverantwortliche – in deutschen Unternehmen befragt. Knapp die Hälfte der partizipierten Firmen ist in der Industrie (47,8 Prozent) tätig, knapp ein Viertel im Sektor Digital & Technology (21,7 Prozent), gefolgt von Professional Services (17,4 Prozent), Financial Services (8,7 Prozent), Consumer Industries (8,7 Prozent) und dem Public Sector (4,3 Prozent). Rund ein Drittel der teilnehmenden Unternehmen beschäftigt mehr als 10.000 Mitarbeiter über alle Standorte hinweg. Auch waren Unternehmen mit 1.000 bis 10.000 Beschäftigten, in der Umfrage stark repräsentiert.
Weniger erfolgreiche Besetzungen als im Vorjahr
Im Vergleich zu den Jahren 2019 und 2020 waren Unternehmen zuletzt weniger erfolgreich bei der Besetzung von Vakanzen. Während im vorigen Jahr 47,6 Prozent der Unternehmensvertreter angaben, fast alle vakanten Positionen besetzt zu haben, waren es 2021 nur 34,8 Prozent, also gerade mal jeder dritte Betrieb. Von diesen konnten etwas mehr als ein Drittel (37,5 Prozent) die vakanten Stellen eigenständig besetzen, wohingegen über die Hälfte zumindest teilweise externe Unterstützung, zum Beispiel durch Personalberatungen oder Ähnliches, hinzugezogen haben.
Auch diesmal war der Fachkräftemangel ein wesentlicher Grund, warum Vakanzen nicht erfolgreich besetzt werden konnten. Weiterhin fehlt es bei den Kandidaten scheinbar an Wechselwilligkeit. Einige Unternehmen führten ebenso an, dass es ihnen schlichtweg an den hierfür notwendigen Ressourcen mangelt.
Personalbedarf deutlich gestiegen
Während der Personalbedarf bei etwas mehr als jedem fünften Unternehmen (21,7 Prozent) auch nach dem zweiten Lockdown stabil geblieben ist, ist er bei über zwei Drittel der Partizipierenden (69,6 Prozent) sogar gestiegen. Dahingegen hat die Nachfrage nur bei wenigen Unternehmen (8,7 Prozent) abgenommen.
Großteil plant mehr Neueinstellungen
Vergleichsweise zu den Vorjahren ist der Anteil der Unternehmen, die mittelfristig Neueinstellungen planen, deutlich gewachsen. Waren es 2020 noch knapp über die Hälfte (52,4 Prozent), die neue Mitarbeitende einstellen wollten, sind es in diesem Jahr weit über drei Viertel (82,6 Prozent). Die Zahl der geplanten Neueinstellungen schwankt dabei in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße.
Der Trend ist positiv. Trotz Corona-Krise wollen immer mehr Unternehmen neue Mitarbeiter einstellen.
Deutsche Rekrutierungs Index DRI 2021/Hager Unternehmensberatung
Von den Firmen, deren Personalbedarf Lockdown-bedingt gesunken war, distanziert sich jedes zweite (50 Prozent) von mehr Neueinstellungen. Bei der anderen Hälfte der partizipierenden Unternehmen (50 Prozent) bleibt die Zahl stabil. Umgekehrt geht ein gestiegener Personalbedarf bei der großen Mehrheit (93,8 Prozent) mit einer höheren Zahl geplanter Neueinstellungen einher. Und auch von denjenigen, deren Bedarf konstant geblieben ist, setzt der Großteil (80 Prozent) auch die Einstellung neuer Mitarbeiter.
Streichung von Positionen nur bei wenigen der Fall
Von den Befragten gab nur etwa jeder Zehnte an, in den nächsten Monaten weniger Personal einstellen zu wollen. Als Hauptgrund hierfür nannten die Unternehmen die momentane Wirtschaftslage. Dabei plant die Hälfte hiervon sogar eine Streichung von Positionen für das kommende Quartal. Wenn Stellen gestrichen werden, bewegt sich dies jedoch bei keinem der Antwortenden über die Marke von 25 Prozent.
Fazit: Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Personalgewinnung für Unternehmen zunehmend schwieriger wird und durch den anhaltenden Fachkräftemangel, die fehlende Wechselbereitschaft und den Mangel entsprechender Ressourcen eine echte Herausforderung darstellt. Gleichzeitig zeigt sich, dass der Personalbedarf insgesamt stark angestiegen ist, was zusätzlich zu einer wachsenden Kluft zwischen Nachfrage und Angebot oder besser gesagt zwischen Personalbedarf und Verfügbarkeit von geeigneten Bewerbern führt.
Der Anteil der partizipierenden Unternehmen, die Vakanzen eigenständig besetzen konnte, ist gegenüber 2020 leicht zurückgegangen. Vielfach wurde auf eine externe Unterstützung bei der Besetzung von Schlüsselpositionen verwiesen.
Die mangelnde Wechselwilligkeit geeigneter Kandidaten lässt auf Ängste vor Jobverlust und Arbeitslosigkeit aufgrund der gegenwärtigen Situation hin schließen. Vor der Pandemie war dieser Mangel bei Weitem nicht so stark ausgeprägt.