2005 | OriginalPaper | Buchkapitel
Reflexive Wissenspolitik Formierung und Strukturierung von Gestaltungsöffentlichkeiten
verfasst von : Stefan Böschen
Erschienen in: Wozu Experten?
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Wissenspolitik ist kein neues Phänomen, jedoch bahnt sich ein grundlegender Wandel an. Wohl bekannt ist die Variante der Forschungspolitik, wobei die explizite und aktive staatliche Förderung von Wissenschaft im Zentrum steht. Diese Form einer
Wissenspolitik als Entfesselungspolitik
nimmt seit dem Manhattan-Projekt zum Bau der Atombombe einen immer größeren Stellenwert ein. Sie wird nicht allein durch die enorme Expansion des Wissenschaftssystems notwendig, sondern ebenso auf Grund der gestiegenen Innovationserwartungen an die Wissenschaft. Jedoch zeigt sich in der Diskussion um Wissenspolitik eine neue Form, die wesentlich auf die Kontrolle von Wissen abzielt (vgl. Stehr 2002, 2004). Bei dieser Variante der
Wissenspolitik als Begrenzungspolitik
geht es um das Problem, ob es legitime Eingriffsmöglichkeiten in das Wissenschaftssystem gibt, um bestimmte (Produktions-)Formen von Wissen zu begrenzen. Die besondere Qualität dieser Form von Wissenspolitik zeigt sich im aktiven Eingriff von Politik in die vormals eindeutig separierte Sphäre des Wissens. Sie erscheint notwendig, weil die wissenschaftlichen Bearbeitungs
perspektiven
von Risiken zunehmend zum Gegenstand öffentlich-politischer Debatten werden und Expertenwissen beim Entwurf risikowissenschaftlicher Fragestellungen seinen normativen Charakter zeigt. Der politische Gestaltungswille schlägt damit aber auf die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens, die freie Wahl von Themen und Methoden, durch.