2010 | OriginalPaper | Buchkapitel
Reformpolitische Leitbilder des Engagementbegriffs: Systematisch-historische Dimensionen
verfasst von : Wolfgang Maaser
Erschienen in: Engagementpolitik
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Die abendländische Geistesgeschichte bezeugt mannigfaltige Hilfetraditionen. Sie verdanken sich unterschiedlichen Anlässen, sozialen Entstehungskontexten sowie geisteswissenschaftlichen Wurzeln und Geisteseinstellungen. Zum einen entspringen sie der Gruppensolidarität als substanziellem Bestandteil bestimmter Religionen; sowohl die Geschichte des Judentums als auch des Christentums (vgl. Schäfer/Herrmann 2005) dokumentieren dies. Ihre phasenweise oder teils Jahrtausende lang währenden Minderheitensituationen brachten innergemeindliche Hilfetraditionen hervor, die die abendländische Kulturgeschichte wesentlich prägten. Neben diesen gruppenerhaltenden Interessen tragen diese Traditionen auch ein Potenzial der Selbstüberschreitung in sich. Obwohl die Erinnerung an die Knechtschaft in Ägypten als auch das jesuanische Verständnis der Nächstenliebe die Gruppenorientierung überschritten und immer wieder die Selbsttranszendierung anstießen, geschah das Hilfehandeln praktisch doch weithin im Horizont der Gruppensolidarität, an deren Rand der Fremde auftauchte. Gewisse Hilfeleistungen für ihn lagen nahe, da auch er aus der Perspektive eines universalen Schöpfungsglaubens heraus als ein Geschöpf angesehen wurde, das Hilfe verdient. Ein christlich begründetes inklusives, d.h. alle Menschen einschließendes Würdeverständnis entwickelte sich allerdings erst in der Neuzeit (vgl. Maaser 2001).