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2024 | Buch

Regenerative Zukünfte und künstliche Intelligenz

Band 2: PEOPLE

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Über dieses Buch

Der Band basiert auf den 17 Entwicklungszielen (SDGs) der UNO und entwickelt für die Wirtschaft Zukunftsperspektiven zum Zusammenhang von KI und Nachhaltigkeit.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einführung der Herausgeber:innen: Menschen als Subjekt und Objekt der Nachhaltigkeit

Frontmatter
Die Klimakrise ist eine humanitäre Krise: Welchen Beitrag können Unternehmen zum Schutz von Menschen auf der Flucht leisten?

Der Beitrag untersucht die Klimakrise als zunehmend bedeutende Fluchtursache und analysiert Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen im Flüchtlingsschutz. Prognosen der Weltbank zufolge werden bis 2050 über 143 Millionen Menschen in Subsahara-Afrika, Südasien und Lateinamerika zu klimabedingter Binnenmigration gezwungen sein. Die Autor:innen identifizieren sechs Handlungsfelder für Unternehmen und stellen innovative Finanzierungsinstrumente wie den „Refugee Environmental Protection Fund“ vor. Erfolgreiche Lösungsstrategien, so die zentrale These, erfordern Multi-Stakeholder-Partnerschaften zwischen Unternehmen, Regierungen und internationalen Organisationen.

Peter Ruhenstroth-Bauer, Zoe Schmitz
Decoding Antisemitism: Potentiale und Herausforderungen KI-gestützter Social Media Studies zur Bekämpfung von Antisemitismus online

Der Beitrag untersucht die Herausforderungen und Potenziale KI-gestützter Analysen zur Bekämpfung von Online-Antisemitismus. Die Autoren argumentieren, dass die Komplexität und Subtilität antisemitischer Kommunikation im Internet qualitative Detailanalysen erfordert, die als Grundlage für das Training von KI-Klassifikationsmodellen dienen. Am Beispiel des Projekts „Decoding Antisemitism“ wird aufgezeigt, wie die Kombination aus interdisziplinärer Forschung und maschinellem Lernen ein umfassenderes Verständnis von Hassrede ermöglicht und damit neue Wege für Präventions- und Interventionsstrategien eröffnet.

Matthias J. Becker, Jan Fillies
Auf dem Weg zur klimafreundlichen und menschengerechten Stadt

Dieser Beitrag analysiert die Herausforderungen und Lösungsansätze für eine klimafreundliche und lebenswerte Stadtentwicklung. Die Autor:innen identifizieren drei zentrale Handlungsfelder: Stadtplanung, Mobilität und Gebäude. Sie argumentieren, dass Städte durch integrierte Konzepte wie kompakte Bebauung, Schwammstadt-Prinzip und 15-Minuten-Stadt sowie technische Innovationen im Gebäudesektor klimaresilient gestaltet werden können. Der Text betont die Notwendigkeit, Klimaschutz und menschengerechte Stadtentwicklung zusammenzudenken und plädiert für datengestützte, partizipative Planungsprozesse.

Alexandra Bussler, Steffen Lohrey, Felix Creutzig
Digital Divide oder die Armut von morgen
Warum wir das Recht auf digitale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen in die Entwicklungszusammenarbeit integrieren müssen

Dieser Beitrag analysiert die wachsende digitale Kluft zwischen Globalem Norden und Süden sowie deren Auswirkungen auf die Zukunftschancen von Kindern und Jugendlichen. Die Autoren argumentieren, dass digitale Teilhabe, bestehend aus Zugang zu Infrastruktur, digitalen Kompetenzen und gesellschaftlicher Inklusion, ein fundamentales Kinderrecht darstellt. Am Beispiel der SOS-Kinderdörfer wird aufgezeigt, wie Programme wie Digital Villages, ICT Corners und KI-basierte Assistenzsysteme digitale Teilhabe im Globalen Süden fördern können. Die Studie identifiziert jedoch strukturelle Barrieren wie hohe Kosten, mangelnde Infrastruktur und Gender-spezifische Hindernisse, die NGO-Initiativen allein nicht überwinden können. Die Autoren fordern daher ein verstärktes Engagement globaler Tech-Unternehmen und politischer Akteure, um digitale Diskriminierung zu verhindern und Zukunftschancen durch digitale Teilhabe zu ermöglichen.

Lanna Idriss, Florian Antoni, Tobias Hübers, Marcel Bodewig
Geschlechtersensible Medizin und künstliche Intelligenz – vom „Normmann“ bis zur Gleichberechtigung

Der Beitrag untersucht die Entwicklung und aktuelle Herausforderungen geschlechtersensibler Medizin im digitalen Zeitalter. Die Autorinnen zeigen auf, wie sich das Verständnis von Geschlechterunterschieden in der Medizin seit den 1960er Jahren entwickelt hat und welche Rolle künstliche Intelligenz dabei spielt. Während KI-Systeme bestehende Gender-Biases verstärken können, bieten sie gleichzeitig das Potenzial, durch diverse Trainingsdaten und transparente Algorithmen eine fairere medizinische Versorgung zu ermöglichen. Der Text plädiert für einen ganzheitlichen Ansatz, der Ausbildung, Datenstandards und erklärbare KI kombiniert.

Christiane Groß, Sylvia Thun, Carina-Nina Vorisek, Rasim-Atakan Poyraz
Revolutioniert KI unser Gesundheitssystem?

Dieser Beitrag analysiert das transformative Potenzial künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen anhand von vier Kernbereichen: medizinische Bildgebung, Sensorik/Wearables, Datenanalyse und Dokumentation. Der Autor argumentiert, dass KI-Systeme die medizinische Versorgung durch präzisere Diagnostik, verbesserte Prävention und effizientere Organisation revolutionieren werden, betont aber auch die Notwendigkeit von Datenschutz, Qualitätskontrolle und transparenten Entscheidungsprozessen. Der Text plädiert für eine Integration von KI als unterstützende Technologie, die ärztliche Expertise ergänzt statt ersetzt.

Joachim Hornegger
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) für Digital Planetary Health

Der Beitrag untersucht das Zusammenspiel von digitaler Transformation und ökologischer Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen unter dem Konzept „Digital Planetary Health“. Die Autoren analysieren, wie digitale Technologien einerseits zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks beitragen können, etwa durch Telemedizin und KI-gestützte Prozessoptimierung, andererseits aber auch neue ökologische Herausforderungen schaffen. Sie argumentieren für eine integrierte Bildungsstrategie, die beide Transformationen zusammendenkt und plädieren für die Implementierung einer „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in medizinischen Ausbildungscurricula.

Jan P. Ehlers, Julia Nitsche
What Could German Educational Policy Learn from Other Countries?
New Topics, Structures Didactics, Inclusion and Integration

Dieser Beitrag analysiert internationale Best Practices in der Nachhaltigkeitsbildung und deren Implikationen für die deutsche Bildungspolitik. Die Autoren untersuchen, wie Universitäten weltweit auf die UN-Nachhaltigkeitsziele reagieren und wie Bildung für nachhaltige Entwicklung (ESD) implementiert wird. Anhand von Beispielen wie dem SDG Accord und den Green Gown Awards wird gezeigt, wie Nachhaltigkeit in Lehre und Institutionen verankert werden kann. Der Text argumentiert für einen transformativen Bildungsansatz, der traditionelle Modelle adaptiert und Studierende als Co-Kreatoren im Lernprozess betrachtet.

Neil Richardson, Hans Rüdiger Kaufmann
Digitale Transformation im gesundheitlichen Bevölkerungsschutz: Wie sich durch die Digitalisierung von Prozessen die Patientenversorgung und Führung in einem Behandlungsplatz verändern kann

Der Beitrag untersucht, wie die Digitalisierung die medizinische Notfallversorgung in Katastrophenszenarien verbessern kann. Am Beispiel der Medizinischen Task Force (MTF) wird aufgezeigt, wie digitale Technologien und KI die Patientenversorgung in Behandlungsplätzen optimieren können - von der Echtzeit-Erfassung von Patientendaten über telemedizinische Supervision bis zur KI-gestützten Ressourcenplanung. Der Text argumentiert, dass digitale Transformation trotz Implementierungsherausforderungen das Potenzial hat, Prozesse zu vereinfachen und resilientere Strukturen für den Bevölkerungsschutz zu schaffen.

Marcel Zill
Profit and/or Sustainability: A Paradigmatic Change?

Dieser Beitrag untersucht das Spannungsfeld zwischen Profitstreben und Nachhaltigkeit in der Unternehmensführung. Die Autoren analysieren die Entwicklung der Corporate Social Responsibility (CSR) und deren Verhältnis zur Triple Bottom Line von People, Planet und Profit. Sie argumentieren, dass ethische und soziale Aspekte in der Nachhaltigkeitsdiskussion oft vernachlässigt werden und plädieren für einen ganzheitlichen Ansatz, der Stakeholder-Interessen über reine Shareholder-Value-Maximierung stellt. Der Text identifiziert zentrale Barrieren für die Implementierung nachhaltiger Geschäftspraktiken und betont die Notwendigkeit einer Balance zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen.

Hans Rüdiger Kaufmann, Neil Richardson

Einführung der Herausgeber:innen: Innovative Lösungen der sozialen Nachhaltigkeitsdimension

Frontmatter
KI partizipativ gestalten – Wie Unternehmen ethische und diskriminierungssensible KI-Anwendungen einführen können

Der Beitrag stellt einen partizipativen Ansatz zur ethischen und diskriminierungssensiblen Einführung von KI-Systemen in Unternehmen vor. Die Autoren präsentieren den im Projekt "KIDD" entwickelten Prozess, der durch die frühzeitige Einbindung diverser Stakeholder in einem „Panel der Vielfalt“ potenzielle Diskriminierungen und Verzerrungen bei KI-Anwendungen minimieren soll. Der Text argumentiert, dass nur durch systematische Beteiligung unterschiedlicher Perspektiven und Erfahrungshorizonte eine vertrauenswürdige und ethisch vertretbare KI-Implementierung gelingen kann.

Fabian Dantscher, Arnd Hofmeister
Inklusion durch künstliche Intelligenz? Zur Rolle und Bedeutung KI-gestützter Assistenztechnologien für Menschen mit Behinderungen

Dieser Beitrag stellt Bezüge her zwischen den globalen Nachhaltigkeitszielen (SDGs) und den Potenzialen von KI für mehr Inklusion und Teilhabechancen für Menschen mit Behinderungen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Zudem werden zwei konkrete Projekte in diesem Zusammenhang näher beleuchtet: Aus einem abgeschlossenen Projekt werden ausgewählte Ergebnisse vorgestellt, die aufzeigen, wie KI-Technologien Menschen mit Behinderungen in konkreten Anwendungskontexten beim Lernen und im Arbeitsleben unterstützen können und welche Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber und politische Entscheidungsträger erarbeitet werden konnten. Ein zweites, neu gestartetes Projekt knüpft hier an und es wird entlang der Projektkernbereiche ein Ausblick gegeben, wie die zukünftigen Projektarbeiten auf ausgewählte Nachhaltigkeitsziele einzahlen könnten.

Susan Beudt, Rolf Feichtenbeiner, Berit Blanc, Niels Pinkwart
Die Revolution vereinbarkeitsfreundlicher Unternehmen – Warum die „Untervaterung“ unserer Kinder gelöst werden muss, um echte Gleichberechtigung herzustellen

Die Auswirkungen der Untervaterung unserer Kinder und der mangelnden Gleichberechtigung sind verheerend für unser gesellschaftliches Miteinander. Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, warum und wie die Untervaterung unserer Kinder gelöst werden muss, um echte Gleichberechtigung herzustellen. Wir sind überzeugt, intakte Familien, erfüllte Paarbeziehungen und vereinbarkeitsfreundliche Unternehmenskulturen sind das zentrale Fundament für eine gleichberechtigte und zukunftsfähige Gesellschaft. Mit diesem Artikel wollen wir hierfür Bewusstsein schärfen und Lösungsansätze aufzeigen.

Jörg Stephan, Karolina Schuler
AI-Based Detection of Neglected Tropical Diseases

The diagnosis of parasitic infectious diseases—often called “neglected tropical diseases”—usually requires highly trained medical personnel to analyze microscopy images for evidence of the disease. These skills are very scarce in the affected areas, and diagnosis can be costly and time-consuming. This creates significant challenges for promptly diagnosing, treating, controlling or even eliminating parasitic diseases for more than one billion people who live mostly in poor, vulnerable and marginalized communities in tropical and sub-tropical areas. Two such diseases with significant health impacts are onchocerciasis and schistosomiasis. This paper discusses a system based on artificial intelligence deep learning to support the automated identification of parasites in microscopic images of samples taken from infected individuals. The system highlights areas within an image that contain parasites using semantic segmentation and different visualizations. The convolutional neural network (CNN) architectures E-Net and U-Net are trained using available image data sets and evaluated in order to determine the optimal parameters for the final system. Finally, an inference is implemented that saves the final result as a digital image highlighting the areas containing parasites. The paper demonstrates that a basic implementation of microscope image analysis for parasitic disease detection is possible using the proposed CNN architectures and the available limited data sets.

Viktor Berger, Alina Chircu, Eldar Sultanow
Wissensorte als urbane Entwicklungskatalysatoren – Der Heilbronner Bildungscampus

Der Beitrag analysiert die Entwicklung des Heilbronner Bildungscampus als Katalysator urbaner Entwicklung im Kontext der Transformation zur Wissensstadt. Die Autoren beschreiben, wie durch die Verschränkung baulicher, individualisierter und intersektoral-kollaborativer Lernsettings ein dynamisches Bildungsökosystem entsteht. Am Beispiel des vom Einzelareal zum stadtweiten Netzwerk gewachsenen Campus wird gezeigt, wie Wissensorte die regionale Entwicklung fördern und zur Bildung einer innovationsorientierten Stadtgesellschaft beitragen können.

Monika Gonser, Frieder Hartung
Essay: Personalstrategien im Wandel: Schon immer weiter

Der Beitrag analysiert die Transformation moderner Personalstrategien angesichts sich wandelnder Arbeitsmärkte und gesellschaftlicher Anforderungen. Die Autoren argumentieren, dass traditionelle Ansätze der Personalführung den Herausforderungen einer zunehmend diversen, generationenübergreifenden und digitalisierten Arbeitswelt nicht mehr gerecht werden. Sie plädieren für einen ganzheitlichen Ansatz, der Diversität, transparente Kommunikation und kooperative Führungsmodelle in den Mittelpunkt stellt und dabei sowohl traditionelle Werte als auch innovative Konzepte vereint.

Lennart Schäfers, Karsten Sehlhoff
HRM For Future – Wie das Personalmanagement zum Treiber für Nachhaltigkeit im Unternehmen wird

Der Beitrag untersucht die Rolle des Personalmanagements (HRM) bei der Transformation von Unternehmen hin zu mehr Nachhaltigkeit. Dabei wird zwischen „nachhaltigem Personalwesen“ und „HRM For Future“ differenziert. Während ersteres auf den zukunftsorientierten Umgang mit der Ressource Mensch abzielt, fungiert „HRM For Future“ als strategischer Treiber für die nachhaltige Unternehmensentwicklung. Der Text argumentiert, dass Personalverantwortliche durch ihre direkten Einflussmöglichkeiten eine Schlüsselrolle einnehmen und dafür gezielt Kompetenzen für nachhaltiges Handeln aufbauen sowie eine entsprechende Unternehmenskultur etablieren müssen. Der Beitrag identifiziert fünf zentrale Grundlagen für die erfolgreiche Implementierung: Verständnis, Ressourcen, Wissen, Austauschmöglichkeiten und Unternehmenskultur.

Steve Grundig
Visuelles Denken und Entscheiden – Bewältigung von Komplexität im Rahmen von unternehmerischen Problemlösungen und Strategieentwicklungen

Der Artikel untersucht die kognitiven Herausforderungen bei komplexen Entscheidungsprozessen und stellt einen visuellen Denk- und Entscheidungsansatz vor. Ausgehend von den natürlichen Limitierungen des menschlichen Gehirns und verschiedenen kognitiven Verzerrungen wird eine "Visual Reasoning Language" mit vier Denkwerkzeugen entwickelt: Zieldefinition, Wirkungsanalyse, Szenario-/Handlungsraumgestaltung und Alternativenbewertung. Die praktische Anwendung wird am Beispiel einer HR-Strategie demonstriert, bei der systematisch Ziele definiert, Situationen analysiert und Handlungsoptionen bewertet werden. Der Ansatz ermöglicht es, die kognitiven Limitierungen zu überwinden und zu fundierteren strategischen Entscheidungen zu gelangen.

Tobias Adam

Einführung der Herausgeber:innen: Konzepte zur Erreichung von sozialen Entwicklungszielen

Frontmatter
Zukunftsszenarien für alle
Demokratisierte Vorausschau und Teilhabe durch menschliche Vermittler und künstliche Intelligenz

Der vorliegende Beitrag skizziert ein Konzept zur technologiegestützten Demokratisierung von Vorausschau und Verstärkung von Partizipation in der Modellierung von Zukunftsszenarien. Wissenschaftliche Methoden der Vorausschau fokussieren bei der Modellierung komplexer Wirklichkeiten auf vergleichsweise wenige Kenngrößen, anhand derer zukünftige Entwicklungen charakterisiert werden. Die Vielfalt und die gesellschaftlichen Voraussetzungen der in den Blick genommenen systemischen Prozesse bleiben bei der Modellierung nicht selten unterrepräsentiert.

Aljoscha Burchardt, Jochen Büttner, Jürgen Renn
Zu kurz gedacht mit langfristigen Auswirkungen
Welche tiefgreifenden Denkrahmen die sozial-ökologischen Krisen antreiben und welche sie lösen helfen

Der Beitrag analysiert dysfunktionale Denkrahmen im Anthropozän und deren Rolle bei der Bewältigung sozial-ökologischer Krisen. Die Autor:innen identifizieren vier problematische Frames: den Technologie-Frame (blinder Glaube an technische Lösungen), den Wachstums-Frame (Fixierung auf grenzenloses Wachstum), den Anthropozentrismus-Frame (Mensch als Beherrscher der Natur) sowie das „Kurz-Denken“ (Fokus auf unmittelbare Bedürfnisse). Als Alternativen werden drei neue Denkrahmen vorgeschlagen: die Gleichwertigkeit von Mensch und Natur, Menschen als Teil eines sozialen Ökosystems sowie ganzheitliches statt kurzfristiges Denken. Die Autor:innen plädieren für eine aktive Stärkung dieser alternativen Frames durch politische und zivilgesellschaftliche Initiativen.

Anita Habel, Felix Peter
Nachhaltigkeit und Partizipation – Backcasting als Planungsmethode in der postkolonialen Projektplanung

Der Beitrag untersucht die Anwendung der Backcasting-Methode in der Entwicklungszusammenarbeit am Beispiel eines Agroforstprojekts in Nepal. Während westlich geprägte Nachhaltigkeitskonzepte oft koloniale Strukturen fortschreiben, ermöglicht Backcasting als partizipativer Planungsansatz den lokalen Gemeinschaften, ihre eigenen Zukunftsvisionen zu entwickeln. Die Fallstudie zeigt, dass die Methode mit entsprechenden Anpassungen an den lokalen Kontext erfolgreich eingesetzt werden kann, um die Beteiligung aller Stakeholder zu fördern und deren Prioritäten in die Projektplanung einzubeziehen. Dabei rücken soziale und wirtschaftliche Aspekte der Nachhaltigkeit oft vor ökologische Ziele.

Eva Wieners
Gleichberechtigung und Frauenquote: Warum und wie wir die Mehrheit der Bevölkerung in den Arbeitsmarkt einbeziehen müssen

Der Beitrag thematisiert die Notwendigkeit einer stärkeren Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt und in Führungspositionen angesichts des demographischen Wandels in Deutschland. Trotz höherer Bildungsabschlüsse sind Frauen in Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert und arbeiten häufiger in Teilzeit. Als Haupthindernisse werden mangelnde Kinderbetreuungsangebote, veraltete Steuergesetze und traditionelle Rollenbilder identifiziert. Der Text argumentiert, dass eine höhere Frauenquote nicht nur aus Gerechtigkeitsgründen, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist und fordert konkrete Maßnahmen von Politik, Unternehmen und Gesellschaft.

Heike Leise
Application Fields for the Metaverse in the Public Sector
Development of a Capability Map for the Public Sector Using the Example of the German Federal Employment Agency

This chapter explores the contribution of the metaverse for the public sector. For this purpose, a capability map is created that classifies and describes business capabilities for different areas of the public sector. We discuss several possible metaverse applications for Germany’s Federal Employment Agency and describe how they can be implemented using interactive learning games.

Eldar Sultanow, Alina Chircu, Stefan Latuski, Stefanie Bumiller, Andre Schwan, Andreas Lehmann, André Sept, Oliver Szymanski, Sripriya Venkatesan, Georg David Ritterbusch, Malte Rolf Teichmann
Der Mensch – ein geniales Doppelsystem
Wie unser Menschenbild unsere Zukünfte beeinflusst

Dieser Beitrag entwickelt ein neues Verständnis des Menschen als Doppelsystem aus bewussten („Reiter“) und unbewussten („Elefant“) Prozessen und untersucht dessen Implikationen für individuelle und gesellschaftliche Zukunftsgestaltung. Basierend auf anthropologischen und neurowissenschaftlichen Erkenntnissen wird aufgezeigt, wie das Zusammenspiel von stabilisierenden Gewohnheitsmustern (99,8% aller Entscheidungen) und innovativer Anpassungsfähigkeit als evolutionärer Erfolgsfaktor wirkt. Der Text entwickelt ein Modell des Gefühls-Managements, das zwischen internen Gefühlen und externen Emotionen differenziert, und argumentiert gegen das Konzept des Homo Oeconomicus. Stattdessen wird ein kooperatives Doppelsystem-Verständnis als Lösungsansatz für aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen wie Klimawandel und soziale Ungleichheit vorgeschlagen.

Torsten Adamski

Einführung der Herausgeber:innen: Konkrete Utopien regenerativer Zukünfte 2050 innerhalb der sozialen Nachhaltigkeitsdimension

Frontmatter
Mein algorithmischer Kollege
Drei Erzählungen zu Mensch und Maschine als kollegiale Einheit in der Datenökonomie

Der Text entwirft drei Zukunftsszenarien zur Zusammenarbeit von Menschen und Algorithmen in der Datenökonomie. Statt dystopischer oder utopischer Extreme wird eine pragmatische Vision entwickelt: Im ersten Szenario teilen sich Mensch und KI einen Job beim Datentreuhänder YourZone, im zweiten unterstützt ein algorithmischer Gefährte Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen, und im dritten sitzt ein Algorithmus im Vorstand einer Organisation zur Datenverwaltung. Die Erzählungen illustrieren, wie technologischer Fortschritt zu neuen Formen der Mensch-Maschine-Interaktion führen kann, bei der beide Seiten ihre spezifischen Stärken einbringen.

Laura Bechthold
Das Design des Multiversums – Die Gestaltung von Realitäten

Der Beitrag beschreibt eine Zukunftsvision, in der Menschen mithilfe von künstlicher Intelligenz und sensorischen Interfaces ihre Wahrnehmung der Realität individuell gestalten können. Der Text betont im Sinne einer „konkreten Utopie“ die positiven gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Technologie, wie verbesserte Bildungsmöglichkeiten, psychologische Unterstützung und tieferes zwischenmenschliches Verständnis durch geteilte Wahrnehmungserfahrungen.

Benjamin Vogt
Bettys 90. Geburtstag
Altsein im Jahr 2050 – eine Realutopie

Der Text entwirft in Form einer Kurzgeschichte ein Zukunftsszenario des Alterns im Jahr 2050. Die 90-jährige Betty lebt in einem technologisch fortschrittlichen Pflegeheim, dem „Lavendel-Resort“, wo traditionelle Pflege und digitale Assistenzsysteme kombiniert werden. Durch Hologramme kann sie mit einer KI-Version ihres verstorbenen Mannes interagieren, während humanoide Roboter und internationale Pflegekräfte die Betreuung sicherstellen. Die Geschichte thematisiert den Generationskonflikt zwischen verschiedenen Technikaffinitäten sowie ethische Fragen zur Lebensverlängerung und Digitalisierung des Alters.

Beate Schulz-Montag
Zwischen destruktivem Fortschritt und inklusiver Menschengerechtigkeit: Zukunftsentwürfe als Zeitkritik und Kompass in Chiryō-tō von Ōe Kenzaburō (1935–2023)

Der Artikel analysiert den Roman „Chiryō-tō“ (Therapiestation, 1990) des japanischen Literaturnobelpreisträgers Ōe Kenzaburō im Hinblick auf seine zwei kontrastierenden Zukunftsentwürfe. Der erste zeigt eine technologiebasierte, exklusive Gesellschaft der „Erwählten“, der zweite eine inklusive Gemeinschaft der „Versager“. Anhand der Darstellung geistiger Behinderung – insbesondere durch die Figur des Hikari – kritisiert der Roman destruktive Fortschrittsnarrative und entwirft die Vision einer menschengerechteren Gesellschaft. Der Text wird dabei als zeitkritischer Kommentar zur japanischen Technikaffinität und als Plädoyer für mehr Inklusion gedeutet.

Carolin Fleischer-Heininger
Mobilität der Zukunft – nachhaltig, suffizient, gerecht

Der Text kombiniert eine Zukunftsvision der urbanen Mobilität im Jahr 2045 mit einer empirischen Analyse aktueller Einstellungen zu nachhaltiger Mobilität. In der erzählerischen ersten Hälfte wird der Alltag einer Familie in einer weitgehend autofreien Stadt geschildert, geprägt von kostenlosen ÖPNV-Angeboten, Fahrradinfrastruktur und intelligenten Mobilitätslösungen. Die zweite Hälfte präsentiert Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage aus 2023, die eine hohe Bereitschaft für suffiziente Mobilität zeigt: Die Mehrheit der Befragten wünscht sich Alternativen zum Auto und kurze Wege. Besonders Familien mit Kindern befürworten eine Mobilitätswende.

Andrea Amri-Henkel, Yue Zheng, Ingo Uhlig
Re: Aus dem Leben eines Taugenichts

Der Text reimaginiert Joseph von Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts“ in einer nahen Zukunft. Die Hauptfigur bricht aus einem technisierten Alltag mit Assistenzbots und Carbon Forests auf, um sich selbst zu finden. Auf der Reise begegnet sie verschiedenen Charakteren: einer YouTuberin und ihrem Manager in einem verfallenen Herrenhaus, sowie einer Landschaftshüterin, die einen „Wirtswald“ mit Drohnen und Bioakustik pflegt. Die Geschichte kontrastiert eine oberflächliche, technologiegetriebene Welt mit einer nachhaltigen, naturverbundenen Lebensweise und thematisiert die Suche nach Authentizität und Sinn.

Jannis Hülsen
Macht, Machen & Menschen: Wie können regenerative Zukünfte gelingen?

Der Text entwirft eine Zukunftsvision, in der eine junge Frau namens Nuki ihre ländliche Heimat verlässt, um Hilfe in einer Megacity zu suchen. Die Geschichte kontrastiert drei konkurrierende Zukunftsmodelle: die technikzentrierte Welt der „BigTwenT“-Konzerne, das dezentrale Städtenetzwerk „C200“ und die abgehängten ländlichen Regionen. Durch die Begegnung mit einer alternativen Stadtgemeinschaft, die basisdemokratische Entscheidungsfindung („Liquid Democracy“) und kollektives Handeln praktiziert, findet Nuki einen Weg, um ihrer isolierten Heimatregion zu helfen. Der Text thematisiert Macht- und Partizipationsfragen in einer post-nationalstaatlichen Welt.

Jonas Drechsel, Johannes Wirz
Backmatter
Metadaten
Titel
Regenerative Zukünfte und künstliche Intelligenz
herausgegeben von
Kai Gondlach
Birgit Brinkmann
Mark Brinkmann
Julia Plath
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-44852-3
Print ISBN
978-3-658-44851-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-44852-3

    Marktübersichten

    Die im Laufe eines Jahres in der „adhäsion“ veröffentlichten Marktübersichten helfen Anwendern verschiedenster Branchen, sich einen gezielten Überblick über Lieferantenangebote zu verschaffen.