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2004 | Buch

Renaturierung nach dem Braunkohleabbau

herausgegeben von: Prof. Dr. Sabine Tischew

Verlag: Vieweg+Teubner Verlag

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Forschungsaktivitäten zur Renaturierung der ostdeutschen Bergbaufolgelandschaft
Zusammenfassung
Einführend kann in diesem Rahmen nur ein kurzer Überblick zu den Forschungsaktivitäten mit den Schwerpunkten Renaturierung und Naturschutz in der ostdeutschen Bergbaufolgelandschaft gegeben werden. In Bezug auf eine umfassende Darstellung wird auf Köck (2001) verwiesen.
Sabine Tischew
2. Rahmenbedingungen der Renaturierung von Braunkohlen-Bergbaufolgelandschaften
Zusammenfassung
Das Mitteldeutsche Braunkohlenrevier mit Flächenanteilen in Sachsen-Anhalt, Westsachsen und Nordostthüringen kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Wahrscheinlich weist die bereits im Jahr 1382 erwähnte „Kolgrube“ für Lieskau bei Halle (Saale) auf die früheste Braunkohlennutzung in Deutschland, zumindest aber in Mitteldeutschland hin (Oelke 2002). Weitere Einzelfunde und Hinweise reichen insbesondere in das 16. und 17. Jahrhundert. So erfolgte beispielsweise im Jahr 1671 der erste urkundlich erwähnte Nachweis für Braunkohle im westsächsischen Revier bei Meuselwitz.
Wolfgang Besch-Frotscher
3. Biotoptypen in der Bergbaufolgelandschaft
Zusammenfassung
Im Rahmen des Forschungsverbundes Braunkohlentagebaulandschaften Mitteldeutschlands (FBM 1999) wurde ein spezieller Biotoptypenschlüssel fir die Kartierung von Braunkohlenbergbaulandschaften entwickelt (Heyde et al. 1998), da sich die bis dahin bestehenden Biotoptypenschlüssel der Länder Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie Deutschlands als ungeeignet fair die Kartierung dieser speziellen Lebensräume erwiesen hatten. Mit diesem neuen Schlüssel, der im Rahmen des FLB (2003) auf Grundlage vielfältiger praktischer Erfahrungen (z.B. OekoKart 1997a, OekoKart 1997b, OekoKart 1999, RANA 2002) noch einmal verändert wurde, lassen sich viele wichtige Informationen, z.B. über die Dynamik und andere Eigenheiten der Biotoptypen der BFL, besser berücksichtigen.
Jörg Huth, Hans-Markus Oelerich, Michael Reuter, Sabine Tischew
4. Naturschutzfachlich wertvolle Arten in der Bergbaufolgelandschaft Mitteldeutschlands
Zusammenfassung
Während der Untersuchungen in den Mitteldeutschen Bergbaufolgelandschaften des sachsenanhaltinischen und sächsischen Raumes wurden insgesamt 150 naturschutzfachlich wertvolle Arten erfasst (FBM 1999, FLB 2003). Diese schließen sowohl Arten mit gesetzlichem Schutzstatus (BArtSchV 1999) als auch seltene oder gefährdete Arten der Roten Listen Sachsen-Anhalts (Frank et al. 1992), Sachsens (Schulz 1999) und Deutschlands (Korneck et al. 1996) ein. Untersucht wurde eine repräsentative Auswahl verschiedener Biotoptypen der Bergbaufolgelandschaft unterschiedlicher Altersstadien. Dabei erfolgte auch eine Unterscheidung zwischen den Strategien „Rekultivierung” und „Sukzession”. Einen Überblick über alle erfassten naturschutzfachlich wertvollen Arten gibt Tab. 3.
Sandra Mann, Annett Baasch, Michael Seppelt, Sabine Tischew, Andreas Lebender, Hans-Markus Oelerich, Jörg Huth, Michael Reuter
5. Naturschutzfachlich problematische Arten: Möglichkeiten und Grenzen des Managements am Beispiel des Land-Reitgrases
Zusammenfassung
Land-Reitgras — Calamagrostis epigejos (L.) Roth — ist in der Lage, innerhalb kurzer Zeit große Gebiete über neu etablierte Klone zu besiedeln, sich auszubreiten und in andere Vegetationstypen einzudringen (Rebele & Lehmann 2001). In der Forstwirtschaft wird die Art schon lange aufgrund ihrer verjüngungshemmenden Wirkung bekämpft (vgl. z.B. Hilf & Seegerts 1928, Bergmann 1993). Aus naturschutzfachlicher Sicht wird in ihrer enormen Ausbreitungsfähigkeit oftmals eine Gefahr für seltene und schätzenswerte Vegetationsbestände gesehen (z.B. Korneck & Pretscher 1984, Jakob et al. 1996, Dormann 1997). Im östlichen Mitteleuropa ist Land-Reitgras heute in den anthropogen geschaffenen oder geprägten Habitaten eine der häufigsten Pflanzenarten überhaupt (Rebele 1996a).
Annett Baasch, Sabine Tischew, Sabine Jakob
6. Analyse und Prognose spontaner Entwicklungsprozesse in Bergbaufolgelandschaften
Zusammenfassung
Die Entwicklungspotenziale der Bergbaufolgelandschaft können erst dann optimal in die Sanierungsund Wiedernutzbarmachungsplanung sowie Landschafts- und Naturschutzplanung integriert werden, wenn die Einflussgrößen auf die Differenzierungs- und Entwicklungsprozesse bekannt sind und die ungefähre zeitliche Abfolge der Entwicklungsstadien bestimmt werden kann. Neben dem Vorkommen von Arten in der Umgebung sind vor allem die Ausbreitungspotenziale dieser Arten sowie Vektoren und Landschaftsstrukturen, die eine Ausbreitung unterstützen oder — im Sinne von Barrieren behindern — als entscheidende Einflussgrößen initialer Besiedlungsprozesse zu analysieren (Abb. 48). Das Vorkommen älterer Tagebaue oder Abgrabungen in der Umgebung ist im Hinblick auf ihre Funktion als Lieferbiotop für Arten, die an vergleichbare Standorte angepasst sind, ebenfalls zu prüfen. Als wesentliche Filter im Einwanderungsprozess können zusätzlich extreme abiotische Standortfaktoren wirken, die lediglich angepassten Arten eine erfolgreiche Etablierung ermöglichen. Infolge fortschreitender Bodengenese, der Veränderung mikroklimatischer Bedingungen und mit der Entstehung neuer Biotopstrukturen (Vorwälder, Seen) ist mit einer Verschiebung des Artenspektrums und veränderten Konkurrenzbeziehungen zu rechnen. Besiedlungsprozesse werden damit auch in Abhängigkeit vom erreichten Entwicklungsstadium (Alter) durch unterschiedliche Attraktoren (z.B. Wälder für Vögel) und Vektoren (z.B. Wasservögel für Pflanzensamen) beeinflusst. Neben diesen Fragestellungen soll in den folgenden Kapiteln letztlich auch geklärt werden, durch welche Standortfaktoren die Entwicklung der verschiedenen Biotop- und Vegetationsstrukturen wesentlich beeinflusst wird.
Sabine Tischew, Wolfgang Besch-Frotscher, Oliver Rosche, Manfred Altermann, Matthias Stolle, Sabine Tischer, Jörg Perner, Anita Kirmer, Sandra Benkwitz, Jörg Huth, Hans-Markus Oelerich, Michael Reuter, Annett Baasch, Gerd Jünger, Holger Goj, Antje Lorenz
7. Auswirkungen des Wasseranstieges
Zusammenfassung
Neben den gewinnungs- und sanierungsbedingten (Erd-)Massenbewegungen — hierzu zählen insbesondere die Kohleförderung, Abraumbewegungen, Verkippungen und Planierungen — setzen der Grundwasserwiederanstieg und die Fremdwasserflutung der Tagebaurestlöcher entscheidende Impulse für die landschaftliche Entwicklung nach dem Bergbau. Im regionalen Maßstab wird es dabei insbesondere zur Auffüllung der trockengefallenen Grundwasserleiter und zur Seenentstehung in den Restlöchern kommen. In Mitteldeutschland ist der Grundwasserabsenkungstrichter — einschließlich der Braunkohlebergbauflächen in Nordwestsachsen — etwa auf 1.100 km2 ausgedehnt. Darüber hinaus werden die meisten Tagebauseen durch eine Vorflutanbindung Bestandteil des hydrologischen Netzes sein. Diese generellen Entwicklungsprozesse sind derzeit in vollem Gange. Ziel der Sanierung ist dabei die Wiederherstellung eines nachsorgearmen, sich weitgehend selbst regulierenden Wasserhaushaltes (LMBV 1999). Den Stand zur Seenentwicklung in den Tagebauen verdeutlicht Tab. 38.
Wolfgang Besch-Frotscher, Anita Kirmer, Corinna Wittig, Sabine Tischew, Hans-Werner Sonntag, Matthias Stolle, Michael Reuter, Hans-Markus Oelerich
8. Methoden der beschleunigten Biotopentwicklung
Zusammenfassung
Im Rahmen der Wiedernutzbarmachung von Abbaugebieten oder bei der Begrünung von Rohbodenböschungen nach Baumaßnahmen ist der Erosionsschutz eine vordringliche Aufgabe. Dies trifft insbesondere auf zukünftige Erholungsgebiete oder Bereiche in der Nähe von Ortschaften zu. Sind diese Gebiete gleichzeitig in naturschutzfachlich wertvolle Naturräume eingebunden oder sind sie im Falle von Abgrabungen für eine Vorrangnutzung Natur und Landschaft vorgesehen, müssen neue Verfahren entwickelt werden, die zugleich eine wirksame Erosionssicherung und die Entwicklung naturnaher Pflanzengesellschaften gewährleisten.
Anita Kirmer, Matthias Stolle, Hans-Werner Sonntag, Antje Lorenz, Grit Striese, Hendrik Spinn
9. Schutz und Management von Biotopen
Zusammenfassung
Die Entwicklungspotenziale der Bergbaufolgelandschaft werden nachfolgend für drei ökosystemare Ebenen aufgezeigt. Dieser Zusammenstellung liegen die Ergebnisse von Wiedemann et al. (1995), Mahn & Tischew (1995), Tischew (1996), Durka et al. (1997), Pietsch (1998), Tischew & Mahn (1998), Köck (1999), Wiegleb et al. (2000) und Tischew & Reuter (2003) zugrunde.
Sabine Tischew, Antje Lorenz
10. Naturschutzfachliches Monitoring in der Bergbaufolgelandschaft: Erfolgskontrolle und -sicherung der Renaturierungsmaßnahmen
Zusammenfassung
In den vergangenen Jahren wurden umfangreiche Investitionen für den Naturschutz in der Bergbaufolgelandschaft getätigt. Dazu gehören neben der Erarbeitung wissenschaftlicher Grundlagen auch die planerische und gestalterische Umsetzung sowie Zuschüsse für Flächenkäufe. Die langfristige Sicherung des Erfolges dieser Maßnahmen kann nur gewährleistet werden, wenn durch ein nachhaltiges Flächenmanagement für folgende Problemfelder Lösungen gefunden werden:
  • Für naturschutzfachlich wertvolle Bereiche in der Bergbaufolgelandschaft wurden in den Landes-und Schutzgebietsplanungen konkrete Entwicklungsziele formuliert. Teilweise wurden diese Gebiete aufgrund ihrer überregionalen Bedeutung für eine Aufnahme in das Netzwerk NATURA 2000 der Europäischen Union vorgeschlagen. Für viele naturschutzfachlich wertvolle Arten bietet die BFL inzwischen regional und überregional bedeutsame Lebensräume. Die in den nächsten Jahren stattfindende Flutung bzw. der Grundwasserwiederanstieg in den Tagebaurestlöchern werden zu einer komplexen Reaktion der semiaquatischen und terrestrischen Ökosysteme ganzer Regionen der BFL und des angrenzenden unverritzten Umlandes führen. Deshalb muss eine Verifizierung der den Planungen zugrunde liegenden Entwicklungsprognosen nach Grundwasseranstieg bzw. Flutung erfolgen, um gegebenenfalls Planungen effizient und zeitnah modifizieren zu können und negative Entwicklungen auf die naturschutzfachlichen Entwicklungspotenziale der BFL zu verhindern.
  • Ein weiterer Faktor, für dessen Wirkungsintensität in konkreten Bereichen der Bergbaufolgelandschaft bislang kaum Prognosen möglich sind, ist der Grad der zukünftigen Nutzung der naturschutzfachlich wertvollen Gebiete. Zu nennen sind insbesondere der sich regionalspezifisch entwickelnde Tourismus (Natur-, Wildnis-, Badetourismus) und dessen Wechselwirkungen mit der Pflanzen-und Tierwelt. Je nach Störungsintensität, Zerschneidungsgrad oder Trophiegrad der Flächen ist mit negativen Einflüssen auf Populationen oder Zönosen naturschutzfachlich wertvoller Arten zu rechnen. Positive Kopplungseffekte in Bezug auf Naherholungsmöglichkeiten und regionale wirtschaftliche Impulse können dagegen im Rahmen eines sanften Tourismus verstärkt genutzt werden (vgl. BUND 2003).
  • Durch unerwartete oder schwer prognostizierbare Entwicklungen, wie z.B. überregionale Veränderungen von Rast-, Überwinterungs- und Nahrungsgebieten für Wasservögel aufgrund neu entstehender Restseen und Feuchtgebiete, sind Konflikte mit forst- bzw. landwirtschaftlichen Nutzungen oder Baumaßnahmen (Windkraftanlagen, Verkehrswege) sowohl innerhalb der Gebiete als auch durch Randeinflüsse benachbarter Flächen zu erwarten. Für eine fachliche Abstimmung müssen demzufolge aktualisierte Datengrundlagen zu den Entwicklungspotenzialen der Flächen vorhanden sein. In diesen Prozess muss auch die Weiterentwicklung nachhaltiger Landnutzungskonzepte, wie „sanfter Tourismus“, „ökologische Landwirtschaft“ oder „ökologischer Waldbau“ integriert werden.
Sabine Tischew, Hans-Markus Oelerich, Jörg Huth, Michael Reuter
11. InformationsSystem zur Analyse, Bewertung und Prognose der Entwicklung von BergbaufolgeLandschaften — ISABEL
Zusammenfassung
Im Rahmen des Forschungsverbundes FLB (2003) wurde das „InformationsSystem zur Analyse, Bewertung und Prognose der Entwicklung von BergbaufolgeLandschaften“ (ISABEL siehe CD) entwickelt. Das WEB-basierte Informationssystem ist diesem Buch in Form einer CD beigelegt und ermöglicht einem großen Interessentenkreis einen technisch einfachen Zugriff auf die übersichtlich und klar strukturierten Projektergebnisse.
Gerd Jünger
12. Literaturverzeichnis
Sabine Tischew
Backmatter
Metadaten
Titel
Renaturierung nach dem Braunkohleabbau
herausgegeben von
Prof. Dr. Sabine Tischew
Copyright-Jahr
2004
Verlag
Vieweg+Teubner Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-80071-8
Print ISBN
978-3-519-00469-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-80071-8