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24.04.2023 | Rentenversicherung | Nachricht | Nachrichten

DAX-Unternehmen passen Pensionsrückstellungen an

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3 Min. Lesedauer

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Aufgrund des gestiegenen Rechnungszinses sind die Pensionsverpflichtungen der im deutschen Leitindex DAX gelisteten Unternehmen gesunken. Dennoch bleiben die Konzerne mit Blick auf kommende Gehalts- und Rentensteigerungen bei ihren Rückstellungen vorsichtig, zeigt eine aktuelle Analyse.

Viele DAX-Unternehmen haben laut einer im April veröffentlichten Untersuchung der bereits vorliegenden Geschäftsberichte für das Jahr 2022 bei ihren Pensionsrückstellungen auf die geänderten wirtschaftlichen Verhältnisse und die Zinswende reagiert. Wie eine erste Analyse des Finanzberatungshauses Aon ermittelt, sind aufgrund des stark gestiegenen Rechnungszinses, der von durchschnittlich 1,18 Prozent im Vorjahr auf 3,80 Prozent geklettert ist, die Pensionsverpflichtungen von 418 auf rund 309 Milliarden Euro gefallen. Die Konzerne rechnen daher mit entsprechend geringeren Rückstellungen, um die zukünftigen Rentenzahlungen zu bilden. 

Pensionsverpflichtungen bei zwei Konzernen ausfinanziert

"Insgesamt war die Reduzierung der Pensionsverpflichtungen aufgrund des Zinsanstiegs höher als die Verminderung der Deckungsvermögen, die aus den Entwicklungen an den Kapitalmärkten resultierte. Der Ausfinanzierungsgrad der Pensionen stieg daher in den Jahresabschlüssen 2022 sogar auf den historischen Höchstwert von rund 80 Prozent", erläutert Christoph Tellmann, Senior Consultant bei Aon Wealth Solutions, die Ergebnisse der Geschäftsberichtsanalyse. Zwei Unternehmen haben ihre Pensionsverpflichtungen ihm zufolge bereits vollständig ausfinanziert. "Bei sechs weiteren Unternehmen liegt der Deckungsgrad über 90 Prozent."

Zugleich haben die Unternehmen mit Blick die hohe Inflation und künftige Gehalts- und Rentensteigerungen eingepreist. "Der durchschnittliche Gehaltstrend stieg gegenüber dem Vorjahr von 2,56 Prozent auf 2,80 Prozent und der Rententrend von 1,76 Prozent auf 2,20 Prozent", heißt es in der Studie. Neben den Pensionsverpflichtungen ist zudem auch das Deckungsvermögen, welches die Unternehmen zur Finanzierung der Betriebsrenten gebildet und separiert haben, von 302 auf rund 246 Milliarden Euro gesunken. Die Studie mit den vollständigen Zahlen wird voraussichtlich im Mai 2023 verfügbar sein.

2022 brachte Kapitalmärkte enorme Unruhe

Nach einem positiven Jahresstart sorgte der Ausbruch des Ukraine-Krieges die Kapitalmärkte für enorme Unsicherheiten, blickt die Studie auf das Jahr 2022 zurück. Ein rasanter Anstieg der Rohstoffpreise und erneute Lieferkettenprobleme befeuerten die Inflation und zwangen die Notenbanken, die geldpolitische Wende einzuleiten und die Zinsen rapide zu erhöhen - Rezessionsängste folgten. Insbesondere im ersten Halbjahr sorgte diese Gemengelage für hohe Kursrückgänge an den Aktien- und Anleihemärkten. 

"In der Vergangenheit beobachtete Diversifikationseffekte zwischen Aktien und Anleihen blieben weitgehend aus, sodass es für Anleger kaum eine Möglichkeit gab, den Kursverlusten zu entgehen", so die Analysten. Das habe vor allem die Anleger aus dem Pensionsbereich getroffen, deren Anlagepolitik in der Regel eng an der Verbindlichkeitsstruktur ausgerichtet ist und die somit meist längere Laufzeiten in ihren Anleiheportfolien abbilden. 

"Der weiter anhaltende Zinsanstieg bietet Unternehmen im Jahr 2023 die Chance, die Lücke zwischen Pensionsverpflichtung und Deckungsvermögen weiter zu verringern", glauben die Studienautoren. "Die hohen Zinsen haben die zukünftigen Ertragserwartungen von Anleiheinvestments erheblich verbessert, was die Attraktivität im Vergleich zu Aktien und alternativen Investments deutlich gesteigert hat." Eine Überprüfung der strategischen Anlagepolitik und gegebenenfalls eine Anpassung der langfristigen Portfolioausrichtung böten damit erstmals seit Jahren wieder das Potential, gesetzte Renditeziele mit langfristig geringerem Schwankungspotential zu erreichen. 

Bei Pensionsplänen Volatilität stärker berücksichtigen

"Vielen Unternehmen ist es in der Vergangenheit erfolgreich gelungen, die Struktur der Deckungsvermögen so an die Verpflichtungen anzupassen, dass sich Assets und Liabilities bei geänderten Marktzinsniveaus im Gleichlauf bewegt haben und somit der Saldo aus Pensionsverpflichtungen und Deckungsvermögen – die bilanzierte Pensionsrückstellung – weitestgehend stabil geblieben ist", so Rafael Krönung, CEO für den Bereich Wealth Solutions bei Aon Deutschland. 

Aus Sicht der Arbeitgeber lohne es sich, bei der Ausgestaltung von Pensionsplänen darauf zu achten, dass die zunehmende Volatilität - in diesem Fall mögliche Zinsänderungen oder hohe Inflation - keine Auswirkungen auf die Liquiditätsbelastung und die Bilanzen der Unternehmen hat. 

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