2011 | OriginalPaper | Buchkapitel
Repressive Religionspolitik und zivilgesellschaftliches Engagement. Das Verhältnis zwischen Kirchen und staatlichen Autoritäten in Belarus
verfasst von : Martin Schön
Erschienen in: Religion zwischen Zivilgesellschaft und politischem System
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.
Wählen Sie Textabschnitte aus um mit Künstlicher Intelligenz passenden Patente zu finden. powered by
Markieren Sie Textabschnitte, um KI-gestützt weitere passende Inhalte zu finden. powered by
Belarus wird in der westeuropäischen Presselandschaft oft als „letzte Diktatur Europas“ bezeichnet und von Politologen als autoritäres Regime „mit totalitären Zügen“ eingestuft (E. Phiel 2004: 67). Dementsprechend erweckt Belarus nicht selten das Interesse von Politikwissenschaftlern (A. Sahm 1994), wohingegen es bei Religionssoziologen bestenfalls als Randnotitz erwähnt wird (E. van der Zweerde 2009: 54). Diese beziehen sich oft auf die Nähe zu Russland und leiten daraus eine ähnliche quasi-Monopolstellung der Orthodoxen Kirche in Belarus ab. Eine solche oberflächliche Darstellung ignoriert nicht nur die im Vergleich zu Russland wesentlich stärkere gesellschaftliche Stellung der Katholischen Kirche. Sie wird dadurch auch der wesentlich komplexeren Staat-Kirche-Beziehung nicht gerecht. Diese näher zu bestimmen, ist Ziel dieses Beitrags. Zu untersuchen sind die Institutionen dreier Konfessionen, die das religiöse Feld am stärksten prägen: Die Belarussische Orthodoxe Kirche (Belarusskaja Pravoslavnaja Cerkov’, hier BPC), die Katholische Kirche in Belarus sowie protestantische Kirchen. Der Beitrag fokussiert dabei insbesondere die zivilgesellschaftlichen Aktivitäten der Kirchen und deren Einfluss auf das Staat-Kirche-Verhältnis. Angenommen wird, dass dieses ‚zivilgesellschaftliche Engagement‘ der Kirchen von den politischen Autoritäten in Bezug auf das politische System entweder als destabilisierende oder stabilisierende Tätigkeiten im Sinne der Terminologie David Eastons angesehen werden (D. Easton 1965).Quellen fürdie Bestimmung des Staat-Kirche-Verhältnisses in Belarus sind Gesetzestexte, Abkommen, Presseberichte sowie Angaben der Kirchen. Zur Bestimmung der gesellschaftlichen Stellung der Kirchen werden zudem quantitative Befragungen verschiedener Umfrageinstitute angeführt.