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2023 | Buch

Resilienz-Management in Unternehmen im langen 16. Jahrhundert

Fallbeispiele aus oberdeutschen Familienhandelsgesellschaften

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Über dieses Buch

Die Frage nach der Überlebensfähigkeit von Unternehmen in schwierigen Zeiten ist spätestens seit der Finanzkrise in den Jahren nach 2007 hochaktuell, doch trat dieses Problem auch in der Geschichte auf, wenn Zeiten bedeutender wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Umbrüche neuartige Herausforderungen an Unternehmen stellten. Dies war während des Kommerzialisierungsprozesses im langen 16. Jahrhundert der Fall, als im Rahmen der Europäischen Expansion die quantitative Ausdehnung des Handels nach Wert, Produkten und Volumen einherging mit neuen logistischen und finanziellen Herausforderungen. Den daraus resultierenden Gefahren und Risiken, die die Vulnerabilität von Familienhandelsgesellschaften verstärken konnten, begegneten die Kaufmanns-Bankiers in vielen Fällen mit einem bewussten Resilienz-Management, d.h. mit strategischen organisatorischen und unternehmerischen Maßnahmen, die die Adaptationsfähigkeit ihrer Familienhandelsgesellschaften an sich verändernde Rahmenbedingungen verbesserten und dadurch deren Krisenfestigkeit erhöhten. Das Buch analysiert die dahinterstehenden Prozesse und Faktoren anhand ausgewählter Fallbeispiele aus der oberdeutschen Hochfinanz des 16. Jahrhunderts in ihrer Bedeutung für unternehmerischen Erfolg. Zugleich wird aber auch unternehmerisches Scheitern in den Blick genommen und als eine Folge von nicht oder nur mangelhaft erfolgtem Resilienz-Management interpretiert. Darüber hinaus werden wesentliche Grundlagen des innovativen Forschungsparadigmas ‚Resilienz‘ im Zusammenhang mit Vulnerabilität und Disruption aus historischer und ökonomischer Perspektive erörtert.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Disruption und Resilienz

Frontmatter
1. Einleitung: Vulnerable Unternehmen
Zusammenfassung
Unternehmen in der Geschichte (wie in der Gegenwart) werden als vulnerable Systeme charakterisiert, deren Anfälligkeit für Krisen bzw. Disruptionen durch unternehmerisches und organisationales Resilienz-Management begegnet werden kann, das letztlich über den langfristigen Erfolg der einzelnen Unternehmung oder ihr Scheitern entschied. Ausgehend von dieser Basisthese werden Leitfragen und Aufbau der Studie vorgestellt und die für die Untersuchung vorgesehenen Familienunternehmen der oberdeutschen Hochfinanz des langen 16. Jahrhunderts benannt.
Markus A. Denzel
2. Disruption
Zusammenfassung
Unter dem Begriff der Disruption werden Gefahren, Risiken, Krisen und Katastrophen betrachtet, die sämtlich die Vulnerabilität eines Systems vergrößern. Disruptionen erscheinen damit als die gewichtigen, kaum vermeidbaren Herausforderungen, denen sich Unternehmen zu stellen haben. Als bedeutendste derartige Herausforderung für die Handelsgesellschaften des 16. Jahrhunderts wird dabei der umfassende Kommerzialisierungsprozess an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit im Gefolge der Europäischen Expansion angesehen, der freilich von zahlreichen anderen politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und geistig-religiösen Krisen bzw. tiefgreifenden Veränderungen flankiert war.
Markus A. Denzel
3. Resilienz und Resilienz-Management
Zusammenfassung
Resilienz und Resilienz-Management sind die paradigmatischen Kernbegriffe dieser Studie in einer auf unternehmensgeschichtliche Zusammenhänge zugeschnittenen Perspektive. Als systemische Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen und Veränderungen wird Resilienz als ein entscheidender Faktor dafür angesehen, dass Unternehmen in disruptiven Situationen überleben und gegebenenfalls sogar gestärkt aus einer solchen Krise hervorgehen. Dabei wird insbesondere die organisationale und unternehmerische Resilienz in den Blick genommen und deren theoretische Grundlagen entsprechend ausgearbeitet.
Markus A. Denzel
4. Die Faktoren des Resilienz-Managements
Zusammenfassung
Als Faktoren des Resilienz-Managements werden Medien, Instrumente und Strategien des resiliencing dargestellt, deren durch unternehmerische Resilienz-Affinität erzeugte Wechselwirkung im Ergebnis zu einer resilienten Unternehmung beitragen kann. Als wichtigster Faktor kann dabei – mindestens für die Handelsgesellschaften der oberdeutschen Hochfinanz des 16. Jahrhunderts – die (doppelte) Buchführung angesehen werden, die in ihrer sowohl medialen wie instrumentellen Funktion die Grundlage für wesentliche Entscheidungen sowohl der Geschäfts- als auch der Resilienz-Strategien bildete.
Markus A. Denzel

Disruptionsbewältigung und Scheitern – Fallbeispiele

Frontmatter
5. Disruptionsbewältigung im Ungarischen Handel der Fugger (1525/1526–1546)
Zusammenfassung
Die Abwicklung des Ungarischen Handels der Fugger ist aussagekräftiges Beispiel für ein erfolgreiches, langfristiges Resilienz-Management, mit welchem sich die Handelsunternehmung aus einer politisch-militärischen, wirtschaftlichen und sozialen Krisenregion der Zeit zurückzog, ihr bislang dort gebundenes Kapital über Jahre hinweg vorrangig nach Spanien umlenkte und sich in der Finanzierung der dortigen Krone engagierte. Dieser langwierige Prozess wird ‚abgebildet‘ in der Fuggerschen Buchhaltung, die sowohl die rückläufige Rentabilität des Ungarischen Handels als auch ihre grundlegende Bedeutung für das resiliencing der Unternehmung erkennen lässt.
Markus A. Denzel
6. Die Fugger in der Krise des Schmalkaldischen Krieges
Zusammenfassung
Während des Schmalkaldischen Krieges, einer der großen politischen Krisen des Heiligen Römischen Reiches im 16. Jahrhundert, vermochten es die Fugger, ihre weitgespannte Unternehmung – und ihre Heimatstadt Augsburg – in größter Gefahr nicht nur vor erheblichem Schaden zu bewahren, sondern sogar noch zu stärken: Ihre großzügigen, gleichwohl gut abgesicherten Kreditvergaben an das Haus Habsburg intensiverten ihre Beziehungen zu Kaiser Karl V. und König Ferdinand I. nochmals erheblich und zeigen im Detail ihr strategisches und organisationales Resilienz-Management.
Markus A. Denzel
7. Die Welser – Wandlungszyklen eines Handelshauses
Zusammenfassung
Die verschiedenen Welser-Gesellschaften belegen in ihrer jeweiligen Entwicklung geradezu paradigmatisch die Funktionsweise des Wandlungszyklus adaptiver Systeme. Durch die Auflösung der bisherigen Handelsgesellschaft und die Gründung einer neuen bei jedem Generationswechsel und durch die finanzielle Abfindung daran nicht mehr beteiligter Familienmitglieder verringerte sich das zur Verfügung stehende Gesellschaftskapital im Laufe des 16. Jahrhunderts so erheblich, dass im beginnenden 17. Jahrhundert die Liquidität der Gesellschaft nicht mehr gewährleistet war und die letzte Welser-Gesellschaft 1614 Bankrott ging.
Markus A. Denzel
8. Szenarien des Scheiterns
Zusammenfassung
An drei besonders prägnanten Fallbeispielen oberdeutscher Handelsgesellschaften wird das Scheitern von Unternehmen vor Augen geführt, die ursprünglich als sehr erfolgreich und solide galten. Es wird herausgestellt, welche Spezifika das jeweilige Scheitern aufwies und welche zentrale Bedeutung mangelndes Resilienz-Management für unternehmerisches Scheitern besass. Dabei waren eine unzureichende Unternehmensbuchführung, eine zu dünne Kapitaldecke, fehlendes Informationsmanagement und interne organisatorische Schwächen entscheidende Faktoren, die den Niedergang einer Unternehmung beschleunigten oder sogar hebeiführten.
Markus A. Denzel
9. Eine ‚schlanke‘ Unternehmensorganisation als Ausweg? Die Viatis & Peller aus Nürnberg
Zusammenfassung
Die Handelsgesellschaft der Viatis & Peller war um 1600 trotz der gewaltigen Disruption des Dreißigjährigen Krieges eine resiliente, langfristig erfolgreiche Unternehmung. Als Geheimnis dieses Erfolges wird nicht nur eine Geschäftsstrategie deutlich, die regelmäßig an die häufigen Veränderungen der Handelsverhältnisse und Nachfragestrukturen angepasst wurde, sondern auch ein langfristiges Resilienz-Management, das insbesondere auf der gegenüber den großen Handelsgesellschaften des 16. Jahrhunderts deutlich veränderten, schlankeren und effizienteren Organisation basierte und das verfügbare Handelskapital zum größten Teil langfristig innerhalb des Unternehmens ‚arbeiten‘ ließ.
Markus A. Denzel
10. Resümee: Auf dem Weg zu resilienten Unternehmen
Zusammenfassung
Das Resümee führt die wesentlichen Erträge der Studie in knapper Form zusammen. Im Ergebnis wird Resilienz-Management als unternehmerische Ausrichtung auf eine langfristig-nachhaltige Wirtschaftsweise und Geschäftspraxis hin, als geschickte Kombination von entsprechenden Strategien und Instrumenten durch die Unternehmensführung und -leitung einschließlich eines gegebenenfalls erforderlichen kurzfristigen Krisenmanagements und als eine visionäre Zukunftsplanung über die eigene Arbeits- und Lebenszeit hinaus begriffen.
Markus A. Denzel
Backmatter
Metadaten
Titel
Resilienz-Management in Unternehmen im langen 16. Jahrhundert
verfasst von
Markus A. Denzel
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-39169-0
Print ISBN
978-3-658-39168-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-39169-0