Skip to main content

2025 | Buch

Resilienz-Strategien der Augsburger Paumgartner im 'langen' 16. Jahrhundert

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

Stefan M. Lehm untersucht in diesem Buch die Strategien der Augsburger Unternehmerfamilie Paumgartner, die zwischen 1478 und 1581 nachweisbar sind. Dabei geht er auf die Resilienz der drei Generationen der Familie ein, die wirtschaftlich aktiv waren und untersucht anhand von Quellenstudien die Möglichkeiten, die Resilienz des Unternehmens sowie der Familie mittels Resilienz-Strategien zu stärken, um wirtschaftliche Nachhaltigkeit im Sinne einer transgenerationalen Perspektive zu erreichen und sie für das Unternehmen langfristig zu gewährleisten.

Die Studie stellt bisherige und neue Quellenfunde über die Augsburger Paumgartner in einem neuen Kontext vor, beurteilt sie und ordnet sie in ein Konzept von Resilienz und Resilienz-Management ein, welches in den letzten Jahren in der Wirtschaftsgeschichte eingeführt wurde. Somit bietet sie ein konkretes Fallbeispiel, anhand dessen gezeigt werden kann, wie Resilienz-Strategien funktionieren können und an welchen Stellen sie scheiterten – denn die Paumgartner erlebten sowohl Aufstieg als auch Niedergang im Augsburg der Frühen Neuzeit.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
In der Wirtschaftsgeschichte werden Krisensituationen immer wieder als wesentliche Zäsuren verstanden, an denen bestehende Verhältnisse und Strukturen, ja sogar die Menschen selbst und ihre Weltbilder, Wandlungen unterworfen sind und die damit nicht zuletzt neue Verhältnisse schaffen. Aufgrund der Tatsache, dass heute wie damals Veränderungen von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die überwiegend als Krisen erlebt werden, oftmals unvorhergesehen auftreten, stellten und stellen sie Führungskräfte in Unternehmen unterschiedlicher Bereiche vor schwierige Entscheidungen hinsichtlich des nötigen Krisenmanagements. Dabei dürfte zum einen immer wieder die Frage aufkommen, ob das eigene Unternehmen dieser Krisensituation gewachsen sein wird und ihr widerstehen kann und zum anderen wie das Unternehmen nach der Krise strukturiert und ausgerichtet sein wird, wenn der Widerstand gelungen war.
Stefan M. Lehm

Theoretischer Rahmen

Frontmatter
Kapitel 2. Der historische Kontext – Das ‚lange‘ 16. Jahrhundert
Zusammenfassung
In Anbetracht der Beschäftigung mit oberdeutschen Familiengesellschaften der Frühen Neuzeit wird ein Vergleich mit den Fuggern ständig gezogen. Maßgebliche Werke der wirtschaftshistorischen Forschung gaben dem Übergang vom 15. zum 16. Jahrhundert den Namen „Zeitalter der Fugger“. Dass die Fugger die vermeintlich reichsten und einflussreichsten, aber nicht gleichzeitig die einzigen oberdeutschen Fernkaufleute waren, ist zwar evident, doch bleibt eine Betitelung jenes für die Wirtschaftsgeschichte so entscheidenden ‚langen‘ 16. Jahrhunderts mit der Konzentration auf die Entwicklungen und Zäsuren in einer einzigen Unternehmerfamilie zu kurz gegriffen. Schließlich ist einer solchen Zuschreibung die Fokussierung auf den oberdeutschen Raum sowie den Zeitraum zwischen dem Ende des 15. Jahrhunderts und 1560 inhärent.
Stefan M. Lehm
Kapitel 3. Nachhaltigkeit unter ökonomischer Perspektive
Zusammenfassung
Bei der Betrachtung ökonomischer Akteure in der Frühen Neuzeit stellt sich heraus, dass sie versuchten – ebenso wie heutige Familienunternehmen – ihre wirtschaftlichen Aktivitäten zum Nutzen der nachfolgenden Generationen zu betreiben und das bereits erreichte für die Erben zu bewahren und durch sie fortleben zu lassen. Ein daraus zu schlussfolgerndes transgenerationales Bewusstsein erzeugte im Zuge dessen eine Form von Nachhaltigkeit. Die Nachhaltigkeit kann dabei als „das Ende eines Prozesses verstanden [werden], einer nachhaltigen Entwicklung (‚sustainable development‘).
Stefan M. Lehm
Kapitel 4. Ein Konzept der Resilienz
Zusammenfassung
Veränderungen und dynamische Entwicklungen im Alltag sind allgegenwärtig und daher im Laufe der Zeit auch immer wieder auftretend. Auf viele Änderungen können sich Menschen und Unternehmen langfristig vorbereiten und sich ihnen bewusst sein. Die bestehende „Unsicherheit und Ungewissheit [hinsichtlich zukünftiger Entwicklungen sind] nicht zu eliminierende Faktoren“ bei einer solchen bewussten Vorbereitung.
Stefan M. Lehm

Die Familie der Augsburger Paumgartner

Frontmatter
Kapitel 5. Die Nürnberger Paumgartner im 15. Jahrhundert
Zusammenfassung
Tatsächlich ist der Ursprung der Paumgartner, die im Laufe des Spätmittelalters und der beginnenden Frühen Neuzeit zu Wohlstand und Ansehen kamen, mit unbelegten Herkunftsgeschichten umrankt. Es scheint lediglich nahezuliegen, dass das Geschlecht der Paumgartner in Oberdeutschland bereits seit dem 14. Jahrhundert vertreten war. Denn einer der in den Familiendokumenten genannten Stammväter, Konrad Paumgartner (ca. 1380–1464), wurde 1396 ins Nürnberger Patriziat aufgenommen, was darauf schließen lässt, dass er und seine Vorfahren bereits einige Zeit in Nürnberg lebten und bereits zu Ansehen und Wohlstand kamen. Er selbst heiratete 1402 Anna Kress, eine Tochter des Fritz Kress, welcher schon seit einigen Jahrzehnten in einer Handelsgesellschaft tätig war.
Stefan M. Lehm
Kapitel 6. Die erste Generation der Augsburger Paumgartner
Zusammenfassung
Nachdem die Herkunft der Augsburger Paumgartner aus der Linie des Anton I. Paumgartner aufgezeigt wurde, gilt es, sich den ersten Vertretern der Paumgartner in Augsburg zu widmen. Als erster in Augsburg ansässig werdende Paumgartner ist Franz Paumgartner zu nennen, der um 1453 geboren wurde.
Stefan M. Lehm
Kapitel 7. Die zweite Generation der Augsburger Paumgartner
Zusammenfassung
Die zweite Augsburger Paumgartnergeneration wird von der Person Hans II. Paumgartners dominiert, die hier im Fokus steht. Er war der einzige Sohn Hans‘ I. und somit der potenzielle Nachfolger in der Ausübung der Geschäfte und verantwortlich für die Fortführung der Familie. Er konnte in einem wirtschaftlich florierenden Unternehmen seine eigene Handelstätigkeit beginnen und auf bereits bestehende Kontakte sowie Kapital zurückgreifen, um eigene Akzente in der Führung der Familiengesellschaft zu setzen und seine eigenen Ziele zu verfolgen. Die Geschäfte in den grundlegenden ökonomischen Schwerpunkten der Gesellschaft führte Hans II.
Stefan M. Lehm
Kapitel 8. Die dritte Generation der Augsburger Paumgartner
Zusammenfassung
Nach den Betrachtungen der ersten beiden Paumgartnergenerationen mit Bezug auf die Linie Hans’ I. folgt in diesem abschließenden biographischen Schwerpunkt über die Paumgartner von Augsburg die Annäherung an die dritte Generation. Diese letzte Generation hat mit zahlreichen Negativbeschreibungen Eingang in die Literatur gefunden.
Stefan M. Lehm
Kapitel 9. Die Augsburger Paumgartner und ihre Familiengesellschaft
Zusammenfassung
Die Betrachtung der ökonomischen Ausrichtung, möglicherweise verbunden mit dem Ziel der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit, der Familie der Augsburger Paumgartner und ihres Handelshauses ist in den Kontext der oberdeutschen Handels- und Familiengesellschaften einzuordnen. Der im Kapitel zum historischen Kontext der Arbeit gebotene Überblick zu den rechtlichen Grundlagen und Strukturen von frühneuzeitlichen Familiengesellschaften wird im Folgenden um einen Längsschnitt durch die verschiedenen Handelsgesellschaften der drei untersuchten Paumgartnergenerationen ergänzt.
Stefan M. Lehm

Quellenanalyse

Frontmatter
Kapitel 10. Das Familienstatut
Zusammenfassung
Wie die Analyse der Testamente in Isenmanns Untersuchungen zeigte, ist die Beschäftigung mit dem Tod und Nachlass eines Familienangehörigen von zentraler Bedeutung für die Familie der Paumgartner, in der diese Form der Nachlassbestimmung eine regelrechte Hochkonjunktur verzeichnete. Doch neben dieser buchstäblichen Inflation an Testamenten und Kodizillen, die das Verhalten und die nachfolgende Ordnung nach dem Tod des Testators absichern sollten, findet sich in der Familie Paumgartner noch ein weiteres Instrument zur langfristigen Sicherung von Güterbesitz, Erbrechtsregelungen und Familienpolitik.
Stefan M. Lehm
Kapitel 11. Die Geschäftsübergabe
Zusammenfassung
Die Dauerhaftigkeit und Langlebigkeit von wirtschaftlichen Unternehmungen, im Speziellen bei familienbasierten Handelsgesellschaften, hängt in vielen Fällen von der generationsübergreifenden Fortführung der Geschäfte ab. Zwar waren wohl die meisten der in der Frühen Neuzeit agierenden oberdeutschen Handelsgesellschaften durch Gesellschaftsverträge geregelt, die nur für eine festgelegte Zeitspanne bestanden, wie oben beschrieben, doch lag die Führung jener oftmals verlängerten Gesellschaften meist in der Hand einer einzelnen Familie – und dort wiederum im Machtbereich des Patriarchen der Familie. Von den Personen der Leitungsebene, die sich oftmals neben dem Familienoberhaupt einer in der Familiengesellschaft organisierten Familie sowie den weiteren im Gesellschaftsvertrag genannten Teilhabern zusammensetzten, hing schließlich Wohl und Wehe der Geschäftsführung und der gesamten Gesellschaft ab.
Stefan M. Lehm
Kapitel 12. Die Diversifizierung von Investitionen
Zusammenfassung
Es ist als eine Geschäftsstrategie aufzufassen, wenn Unternehmen ihr Kapital in verschiedene Branchen investieren. Dabei reduzieren sie zwar das Risiko eines Totalverlusts bei einer Krise in einem einzelnen Bereich. Jedoch erzeugen sie gleichzeitig neue Tätigkeitsfelder, deren Eigenschaften sie kennen müssen, um auf ihnen erfolgreich zu sein und sie müssen auch gleichzeitig deren spezifische Risiken abschätzen können.
Stefan M. Lehm
Kapitel 13. Die Rechtsordnung
Zusammenfassung
Hans II. Paumgartner legte mit seiner Rechtsordnung – niedergeschrieben in einem Buch, weshalb es in dieser Arbeit auch als Rechtsbuch bezeichnet wird, da es zum Teil nachweisbar auf bereits bestehendem Recht beruht – einen Meilenstein in der Geschichte der oberdeutschen Familiengesellschaften, womit es gleichsam eine Besonderheit in seinem Besitz ist. Nicht mehr nur der Handel und das Finanzgeschäft bildeten das vorrangige Interesse des Kaufmanns, sondern auch seine Besitzungen und deren Verwaltung. Das Rechtsbuch, welches einen Ordnungsgedanken in den eigenen Besitzungen zum Ausdruck bringt, sollte wohl einer Vereinheitlichung der Jurisdiktion und einer daraus ableitbaren Rechtssicherheit für seine Untertanen dienen.
Stefan M. Lehm

Resümee

Frontmatter
Kapitel 14. Allgemeine Erkenntnisse der Arbeit
Zusammenfassung
Die Beschäftigung mit der vorliegenden Thematik zeigte, dass eine Analyse von Resilienz-Management und die Anwendung eines Resilienz-Konzeptes auch für eine Familie und ihre Familiengesellschaft des 16. Jahrhunderts möglich ist und somit die wirtschaftsgeschichtliche Forschung dahingehend bereichern kann. Ebenso stellte sich heraus, dass die bereits vorhandene Historiographie zur Familie der Augsburger Paumgartner Lücken aufweist, die mit dieser Arbeit weiter geschlossen werden konnten.
Stefan M. Lehm
Kapitel 15. Ausblick
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit konzentrierte sich auf die Maßnahmen der Augsburger Familie Paumgartner, die darauf zielten, sich selbst und ihre wirtschaftliche Unternehmung resilienter zu gestalten. Sie untersuchte im Sinne des oben vorgestellten Resilienz-Konzepts das Resilienz-Management der Augsburger Paumgartner im ausgehenden 15. Jahrhundert bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Dabei lagen immer Einzelfälle zu Grunde, die hinsichtlich der Charakteristika der Resilienz untersucht wurden.
Stefan M. Lehm
Backmatter
Metadaten
Titel
Resilienz-Strategien der Augsburger Paumgartner im 'langen' 16. Jahrhundert
verfasst von
Stefan M. Lehm
Copyright-Jahr
2025
Electronic ISBN
978-3-658-47731-8
Print ISBN
978-3-658-47730-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-47731-8