Holz ist in vielen Belangen ein idealer Baustoff, aber nicht nur das. Es kann mehrfach, auch in anderen Anwendungen, genutzt werden. Verbrennen ist nur das allerletzte Stadium.
Holz kann nach einer Nutzung am Bau auch wieder als Bauholz oder in anderer Form stofflich genutzt werden.
Frank Urbansky
Idealerweise wird Holz in einer Kreislaufwirtschaft immer weiter genutzt. "Die holzbasierte Bioökonomie nutzt den Rohstoff Holz (Stammholz, Kronenholz und gegebenenfalls Stockholz, Altholz aus vorausgegangener Nutzung) idealerweise kaskadenförmig", beschreiben dies die Springer-Spektrum-Autoren Frank Miletzky, André Wagenführ und Matthias Zscheile in ihrem Buchkapitel Holzbasierte Bioökonomie auf Seite 52.
Holz ist wie geschaffen für solche kaskadenförmige Nutzungen. In der Forstwirtschaft sowie in der Holzindustrie ist das Thema nicht gerade neu und wird auch schon seit vielen Jahren praktiziert. So werden etwa nicht mehr verwendbare Holzrückstände aus Sägewerken zu Pellets gepresst und meist einer energetischen Nutzung zugeführt. Bereits benutztes Bauholz hingegen wird wieder aufbereitet und einer erneuten Verwendung, die nicht am Bau sein muss, zugeführt.
Einfache Wiederverwertbarkeit gewährleistet
Holz hat dabei gegenüber anderen am Bau anfallenden Abfallstoffen, von denen es jedes Jahr gut 400 Millionen Tonnen gibt, den Vorteil der einfachen und energiearmen Wiederverwertbarkeit. Mit mineralischen Stoffen, die dort sonst zum Einsatz kommen, ist das nicht oder nur mit hohem energetischen Aufwand möglich, etwa bei Beton.
Dennoch kamen auch Holzbauprojekte, die von einer kompletten Wiederverwertbarkeit aller verwendeten Materialien ausgehen, kaum über den Status von Pilotprojekten hinaus.
Das nun will das Projekt circularWOOD ändern. Es begann im März 2021 und läuft bis Februar 2023. Dafür hat sich die Technische Universität München (TUM) mit dem Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP) an der Hochschule Luzern (HSLU) zusammengeschlossen. Gefördert wird es vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung.
Auch wenn die Verwendung des Rohstoffs Holz großes Potenzial für die Kreislaufwirtschaft beinhalte, bleibe er heute nicht lange genug Teil des Stoffkreislaufs, so die Wissenschaftler. Oft liege der Schwerpunkt im Einsatz in der Energiegewinnung und nicht in der stofflichen Weiternutzung. Etwa 30 Prozent des Altholzes in Deutschland werden zu Spanplatten verarbeitet, der Rest wird trotz der hohen Qualität thermisch verwertet und dem stofflichen Kreislauf entzogen, so aktuelle Berechnungen.
Regularien müssen noch gesetzt werden
Der Holzbau hingegen bietet dem Projekt nach durch seinen hohen Vorfertigungsgrad gute Voraussetzungen, um die Einzelkomponenten einer tatsächlichen Wiederverwendung zuzuführen. Bisher fehle es aber an notwendigen Regularien, Logistikprozessen, Verfahrenstechniken sowie erprobten Bauteilen.
circularWOOD will dabei die gesamte Wertschöpfungskette betrachten und greift die relevanten Fragen der Kreislaufwirtschaft mit Fokus auf den modernen Holzbau auf. Es will Barrieren und Hindernisse entlang der Prozesskette von Planen, Bauen und Nutzen identifizieren und Lösungsstrategien für eine wirklich zirkuläre Bauwirtschaft und nicht nur einer kaskadenförmigen Nutzung entwickeln.
Das ist auch nötig. Denn eine echte Kreislaufwirtschaft vermeidet energetische Verwertung oder – im Falle von Holz – Kompostierung als Form der Deponierung. "Biologische Kreisläufe schließen das Grundverständnis mit ein, dass "begin-of-the-pipe" einem "end-of-the-pipe" überlegen ist: Vermeiden geht über Vermindern! Eine Begrifflichkeit wie "Abfall entsorgen" macht bei einem solchen Denken keinen Sinn mehr", beschreibt dies der Springer-Gabler-Autor Barnim G. Jeschke in seinem Buchkapitel Leitfaden zur bioökonomischen Unternehmenspraxis auf Seite 503.