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21.02.2018 | Ressource | Schwerpunkt | Online-Artikel

Energiewende braucht sichere Rohstoffversorgung

verfasst von: Matthias Schwincke

2:30 Min. Lesedauer

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Die hohe Rohstoffabhängigkeit Deutschlands könnte auch die Energiewende gefährden. Wie lässt sich das verhindern? Eine Fördermaßnahme des Bundesforschungsministeriums liefert dazu erste Anhaltspunkte.

Ob für Erneuerbare Energien, E-Mobilität oder Energiespeicher – sogenannte Hochtechnologie-Metalle sind eine zentrale Voraussetzung für den Erfolg der Energiewende. Viele der in Generatoren von großen Offshore-Windanlagen verbauten Permanentmagnete benötigen beispielsweise Seltene Erden wie Neodym, Praseodym und Dysprosium. Bei Permanentmagneten in der Elektro-Motortechnik kommt neben Neodym und Dysprosium auch noch Kobalt dazu. Die Produktion von Batterien für Elektro-, Hybrid- und Brennstoffzellen-Fahrzeuge oder zur Speicherung von Solarstrom ist ohne Lithium und Kobalt nicht möglich. In der Dünnschicht-Photovoltaik werden Gallium und Indium gebraucht.

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2017 | OriginalPaper | Buchkapitel

Versorgungsbasis und Zukunftstechnologien

Will man die Versorgungsbasis einer Volkswirtschaft beurteilen, so bedarf es dafür nicht nur einer Saldierung der Rohstoffe, sondern vor allem ihrer aktuellen und zukünftigen Einsatzgebiete. Die einst so mächtigen Hochofenwerke an Rhein und Ruhr waren im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts die technologischen Vorzeigebetriebe.


Das Hauptproblem: Die deutsche Importabhängigkeit bei Metallerzen und -konzentraten liegt gegenwärtig bei nahezu 100 Prozent. Zudem sind der Abbau und die Bereitstellung vieler wichtiger Sondermetalle auf wenige Länder und Unternehmen konzentriert.

Forschung zur Absicherung von Hochtechnologie-Metallen

Vor diesem Hintergrund hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Jahr 2015 die mit insgesamt 60 Millionen Euro ausgestattete Fördermaßnahme "Innovative Technologien für Ressourceneffizienz - Forschung zur Bereitstellung wirtschaftsstrategischer Rohstoffe (r4)" gestartet. In 40 Verbundprojekten arbeiten führende Rohstoffforscher, Nachwuchswissenschaftler und Industriepartner an Technologien und Lösungen für eine sichere, importunabhängigere Versorgung Deutschlands mit wertvollen Hightech-Ressourcen. Schwerpunkte sind die Suche und Erkundung sowie die Gewinnung und Aufbereitung von Primärrohstoffen, die Rückgewinnung von Sekundärrohstoffen und die Kreislaufführung von Altprodukten. 

Einige der wichtigsten Zwischenergebnisse:

  • Ein neues geophysikalisches Messverfahren wurde im Projekt "DESMEX" erfolgreich getestet. Per Flugsonde und Hubschrauber können damit erstmals Erzvorkommen in einer Tiefe bis zu einem Kilometer erkundet werden.
  • Zur Gewinnung von schwer zugänglichen Rohstoffvorkommen konnte im Projekt "UPNS4D+" ein autonomes, kettenbetriebenes Erkundungsfahrzeug, ausgestattet mit 3-D-Sensoren, Kameras und Radar, entwickelt und erfolgreich getestet werden.
  • Im Projekt "REWITA" konnten Hochtechnologie-Metalle in den Ablagerungen eines ehemaligen Erzbergwerks bei Goslar genauer quantifiziert werden. Verfahren und Technologien zum Abbau der dort lagernden Vorkommen von Gallium, Indium und Kobalt sind in Vorbereitung.
  • Für die versorgungskritischen Metalle Antimon und Titan konnte im Projekt "AddResources" ein lösemittelbasiertes Verfahren für deren Rückgewinnung aus Elektroaltgeräten entwickelt und erprobt werden.
  • Mit dem "German Resource Research Institute" (GERRI) wurde erstmals ein virtuelles, nationales Kompetenznetzwerk für metallische und mineralische Rohstoffe eingerichtet.

Forschungsschwerpunkt auf Metall-Recycling

Im Rahmen des BMBF-Programms "r4" befassen sich die meisten Vorhaben mit der Rückgewinnung von Sekundärrohstoffen. Insgesamt 19 Verbundprojekte sind in diesem Forschungscluster angesiedelt. Neben "REWITA" zählen dazu die Projekte "Theisenschlamm", "ELEXA" und "Lan-Tex". Dabei geht es unter anderem um die Rückgewinnung von Molybdän, Rhenium, Kobalt, Germanium und Seltenen Erden wie dem Element Lanthan. Eine Einführung in das Recycling von Hochtechnologie-Metallen und Seltenen Erden geben die Springer-Autoren Hans Martens und Daniel Goldmann in den Abschnitten 6.9. und 6.10. ihres Buchkapitels "Recyling von metallischen Werkstoffen und metallhaltigen Abfällen".

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