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2024 | Buch

Risiko jenseits wiederholter Spiele

Extreme Ereignisse zwischen Statistik und Verantwortung

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Über dieses Buch

In diesem Buch wird – ausgehend von der Fiktion von wiederholten Spielen – das Konzept von „Risiko“ in unterschiedlichen Betrachtungsweisen verdeutlicht. Dabei werden insbesondere verborgene Annahmen herausgearbeitet. In dieser erweiterten Sicht zeigt sich „Risiko“ als ein vielschichtiger Ansatz, der immer vor dem Hintergrund von menschlichen Entscheidungen, unserer limitierten Rationalität und gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen verstanden werden muss. Nur in diesem Gesamtkontext lassen sich konkrete Handlungsoptionen von wirtschaftlichen Akteuren – anstelle von Visionen einer besseren Welt – ableiten.

Der heute in der Wirtschaft und bei Banken in der Regel verwendete Begriff von Risiko lautet vereinfacht „Schadenshöhe mal Wahrscheinlichkeit“. Dabei werden eine Vielzahl von Annahmen – impliziert – als gegeben vorausgesetzt: sich wiederholende Prozesse, eher kurzfristiger Zeithorizont von wenigen Tagen bis zu einem Jahr, Unabhängigkeit von verschiedenen Entscheidungsprozessen, Rationalität aller Beteiligten und weitgehend statische Rahmenbedingungen. Wenn es ein Gegenbeispiel bedurft hätte, dann hat sich dies mit der Herausforderung des „Climate-Change Risk“ – und mit Betonung auf „Change“, also eine Differenzbetrachtung – ergeben: singuläre Situationen, sehr langfristige Perspektiven, verknüpfte wirtschaftliche Fragen, ideologisierte Positionen in der Gesellschaft und Tendenzen zur Bescheidung einer freien Marktwirtschaft zugunsten der Illusion staatlicher Planung.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Grundlagen

Frontmatter
1. Risiko als Konzept jenseits von wiederholten Spielen
Zusammenfassung
Ein Risiko wird oft einfach als „Risiko = Schadenshöhe mal Wahrscheinlichkeit“ definiert. Diese Definition knüpft an die Ursprünge der Wahrscheinlichkeitsrechnung – hervorgegangen aus der Betrachtung von Glücksspielen – an, setzt aber als implizierte Annahme dann auch solche „wiederholten Spiele“ voraus. Zum einen zeigen dagegen aktuelle Ereignisse, dass dieser Ansatz entweder nicht stimmig ist und/oder in konkreten Entscheidungen unter Unsicherheit eher kurzfristige Ziele verfolgt und langfristige Schadenspotenziale ignoriert werden. Zum anderen haben gerade in den letzten fünfzig Jahren Wissenschaftler aus verschiedenen Fachrichtungen auf die vielschichtige Struktur des Konzepts von „Risiken“ hingewiesen. Daher sollen die Überlegungen in diesem Buch gerade die Aspekte jenseits von „wiederholten Spielen“ herausarbeiten und dabei aufzeigen, dass ein „Risiko“ immer mit Menschen als Entscheidern, Beobachtern oder auch Regulierern verbunden ist.
Udo Milkau
2. Risiko zwischen Spielen und sozialen Systemen
Zusammenfassung
Wenn man „Risiko“ in einem modernen Sinne versteht, dann muss man die Situation der Entscheidung unter Unsicherheit von den klar definierten Spielen der Wahrscheinlichkeitsrechnung hin zu einer Betrachtung des gesamten Umfelds erweitern. Der Entscheider ist immer in ein sozioökonomisches System eingebettet, welches damit das „Spiel“ maßgeblich beeinflusst. Ein illustratives Beispiel ist das Kreditrisiko. Aus regulatorischer Sicht wird dabei Banken eine Methodik für das – eher berichterstattende – Risikomanagement vorgegeben, welches sich am Ausfall von Kreditnehmern in der Vergangenheit und entsprechenden Verlust für den Kreditgeben orientiert. Die aktuelle Entwicklung von anderen europäischen Regulierungen verschieben aber plötzlich das Bild, und entweder tritt ein „Risiko vor Überschuldung“ oder sogar der „Zugang zu Finanzmitteln“ der Kreditnehmer in den Vordergrund. Die Regulierung verändert damit die Erwartungshaltung, was bei einer Kreditvergabe das Ziel sein soll – und damit, wo das Risiko liegt. Ebenso zeigt das soziale Umfeld – speziell durch Social Media oder schnelle digitale Kommunikationskanäle – einen zunehmenden Einfluss auf Risiken, da durch Narrative und Kommunikation ein kollektives Verhalten synchronisiert werden kann, welches dann die Annahme von unabhängigen und identischen Ereignissen bei „wiederholten Spielen“ außer Kraft setzt. Ohne die Betrachtung der umgebenden Systeme lässt sich eine Entscheidung unter Unsicherheit nicht mehr als wiederholtes Spiel mit einfach ableitbaren Wahrscheinlichkeiten abstrahieren.
Udo Milkau
3. Risikomanagement als zukunftsgerichtetes Instrument
Zusammenfassung
Wenn Stanley McChrystal und Anna Butrico es so formulieren: „The greatest risk is us!“, dann bedeutet dies, dass unser Glaube in Planungen und in vorhersehbare Abläufe letztlich immer zum Scheitern verurteilt ist. Auch wenn die entsprechenden Beispiele aus dem militärischen Bereich nicht einfach übertragbar sind, so zeigen doch die aktuellen geopolitischen Entwicklungen, wie sehr dies die Lage korrekt beschreibt. Wenn aber „Planungen“ und noch mehr „planwirtschaftliche Ansätze“ langfristig immer von der Unsicherheit eingeholt werden, dann können Ansätze, Risiken statisch ex ante beschreiben und vorhersehen zu wollen, nicht die Mittel der Wahl sein. Ebenso ist die damit verbundene Kontrollillusion eine Gefahr, denn sie verstellt oft die Notwendigkeit, alle verfügbaren Informationen transparent zu kommunizieren, damit die operativ handelnden Personen dann auch Entscheidungen (unter Unsicherheit) treffen können. Diese Perspektive verschiebt den Fokus eines Risikomanagements von einem Ansatz mit Ex-ante-Definition und Ex-post-Reporting hin zu einer wirklichen Aktivität im Falle eines schwerwiegenden Ereignisses.
Udo Milkau
4. Statistische Schätzungen und „Strength of knowledge“
Zusammenfassung
In der modernen – und von Anwendungen in der Industrie geprägten – Risk Science hat sich die Definition von „Risiko“ von einer Sicht der statistischen Wahrscheinlichkeitsrechnung mit dem Ansatz von Verlustwahrscheinlichkeit mal möglicher Verlusthöhe hin zur Betonung des Effekts der Unsicherheit einer Zielerreichung verschoben. Während die ursprüngliche Perspektive von der Beschreibung wiederholter bzw. wiederholbarer Spiele herrührt, stellt ein modernes Risikokonzept die Unsicherheit (von Menschen als Beobachter) bezüglich der Zukunft und Entscheidungen unter Unsicherheit in den Vordergrund. Damit wird die menschliche „strength of knowledge“ zum Schlüssel für das Verständnis von „Risiko“ – insbesondere je seltener und eben unsicherer mögliche Ereignisse in der Zukunft werden, welche negative Konsequenzen haben. Dieser Ansatz schlägt die Brücke für einen formalen Zugang zur „operational resilience“ als Vermeidung von allen solch möglichen seltenen, aber plausiblen künftigen Disruptionen..
Udo Milkau
5. Konzepte für extreme Ereignisse
Zusammenfassung
Für die konkrete Beschreibung von „extremen Ereignissen“ – sowohl als seltene, aber schwerwiegende Ereignisse als auch zeitlich weit in der Zukunft liegende Katastrophen – existiert eine Reihe von spezifischen Methoden, welche einen konkreten Anwendungsfall aus Ausgangspunkt nehmen. Auf der einen Seite finden sich mathematisch-statistische Methoden, die sich Problemen wie der (ggf. nicht möglichen) Normierbarkeit von Wahrscheinlichkeitsverteilungen, der Begrenztheit aller von Menschen gesammelten Datenreihen oder von „extreme events“ mit ggf. nicht vorhandenen Mittelwerten annehmen. Auf der anderen Seite stehen „soziale“ Ansätze, welche ein kollektives menschliches Verhalten, die menschliche Sicht auf eine Katastrophenschwelle oder intertemporale Spannungsfelder für menschliche Entscheider betrachten. Diese Konzepte gehen weit über eine Wahrscheinlichkeitsrechnung von „wiederholten Spielen“ hinaus und stellen vielmehr die konkrete Situation einer Entscheidung mit Unsicherheit über die Zukunft, beschränkten Ressourcen, vielfältigen Entwicklungspfaden und langfristigen Folgen in den Fokus. Dies bildet einen grundlegen Werkzeugkasten, um Entscheidungssituationen unter Unsicherheit oder die entsprechenden Risiken in einem formalen Rahmen beschreiben zu können.
Udo Milkau

Anwendungsfälle

Frontmatter
6. Von High-Risk-Industrien bis zu Narrativen
Zusammenfassung
Jeder, der in seinem Leben auch nur einmal Wache gestanden hat, weiß, wie schwierig es ist, nicht in langweiliger Routine zu versinken, aber dennoch bei einem nie so erwarteten Zwischenfall aktiv handeln zu können. Dies ist die grundsätzliche Herausforderung jedes aktiven Risikomanagements, welches gerade Fälle jenseits von „wiederholten Spielen“ adressieren will. Denn diese „incidents“ stehen allen Ex-ante-Planungen, definierten Protokollen, dem Glauben an Regelmäßigkeiten, verbreiteten Narrativen und nicht zuletzt Regulierungen entgegen. Während sich in High-Risk-Industrien von der Luftfahrt bis zu Notaufnahmen sowie in dezidierten Gegebenheiten wie Stromnetzen oder dem Deichbau jeweils spezielle Methoden für ein aktives Risikomanagement bei Zwischenfällen finden lassen, besteht im Allgemeinen eine Tendenz zu „Plänen“, welche aber im Fall der Fälle zur Makulatur werden können. Daher lassen sich aus verschiedenen Branchen und Anwendungsfällen mustergültige Beispiele zum Umgang mit dem Unerwarteten ableiten: Training in wechselnd besetzten Teams, kontinuierliches Lernen zur Verbesserung der Wissensbasis, Aufbau von Redundanzen trotz der Kosten, Vorbereitung auf „peaks over threshold“ oder ein kritisches Hinterfragen von Regeln, Regulierungen und Narrativen.
Udo Milkau
7. Erwartete Risiken von „Artificial Intelligence“
Zusammenfassung
Im Jahr 2023 entwickelte sich ein umfangreicher öffentlicher Diskurs um Risiken der sogenannten „artificial intelligence“. Es bietet sich an, dies als ein aktuelles Beispiel zu nehmen, wie sich ein solcher Diskurs entwickelt, der im Kern gar nicht die Technik hat, sondern sich um Narrative über „artificial intelligence“ und deren Nutzung durch uns Menschen dreht. Im Kern des Diskurses stehen eine Angst vor Auslöschung („X-risk“), Ängste vor Diskriminierung bzw. Bedrohung von Grundrechten und Ängste vor einem Missbrauch für Deepfakes, Hackerattacken oder kriminelle Aktivitäten. Dabei werden der „artificial intelligence“ zum einen menschliche oder sogar übermenschliche Fähigkeiten zugeschrieben und zum anderen ein möglicher Missbrauch durch Menschen dann doch der Technik angelastet. Auch wenn es sich bis auf Weiteres nur um – hoch entwickelte – statistische Klassifikatoren handelt, verdeckt die Zuschreibung einer „Autonomie“, dass die Grundlage immer von Menschen produzierte, gesammelte und ausgewählte Daten oder Textkorpora sind. Diese spiegeln aber nur die Gesellschaft mit allen menschlichen Schwächen wieder. Zumindest bisher kann keine „artificial intelligence“ mehr als statistische Schätzungen produzieren – wenn sie von Menschen entsprechend programmiert, mit Daten „trainiert“ und für die Intentionen der Menschen genutzt wird. Die Diskussion um die Risiken verkennt oft, dass es sich um die Risiken bei der Nutzung eines im Kern „dummen“ Werkzeugs handelt, welches zwar durchaus sinnvoll unterstützen kann, aber sich – wie jeder Hammer – in der Hand von Menschen befindet.
Udo Milkau

Zeitbezug von Risiken

Frontmatter
8. „Resilience“ und das Futur II
Zusammenfassung
Die Frage nach einer „resilience“ führt direkt zu einem Dilemma. Wenn wir „resilience“ als Fähigkeit definieren, nach einem künftig einmal eingetretenen Risikoereignis dennoch die Betriebsfähigkeit einer Organisation oder die (Über-)Lebensfähigkeit eines Systems aufrechtzuerhalten, dann steht dies im Spannungsfeld mit dem „heutigen“ Risikomanagement, nach bestem Wissen und Gewissen künftige Risiken entweder zu akzeptieren oder zu vermeiden/reduzieren/transferieren. Wenn aber schon dieses Risikomanagement mit entsprechenden Kosten verbunden ist, bedeutet „resilience“ extrem verkürzt, nochmals Kosten für ein (zweites) Netz zu rechtfertigen. Jede Frage nach „resilience“ endet somit im „Futur II“, dass man für etwas (zusätzlich) Vorsorge treiben soll, was einmal in Zukunft eingetreten sein könnte, wenn das vorhandene Risikomanagement versagt haben wird. Wenn man also über „resilience“ diskutiert, dann führt dies direkt zu intertemporalen Fragen – aber auch zum Spannungsfeld von heutigen Anreizsystemen für Entscheider versus eine langfristige Stabilität. Letztlich wird immer nur die Gesellschaft als Ganzes eine solche finale „resilience“ darstellen können.
Udo Milkau
9. Krisen, Katastrophen und die Zukunft
Zusammenfassung
Die globale Erwärmung ist als wissenschaftliche Tatsache unbestreitbar und eine der essenziellen Herausforderungen der Menschheit, auch wenn das Handeln der internationalen Gemeinschaft immer zu zögerlich und zu langsam ist. Auch die durch den menschengemachten Klimawandel hervorgerufenen negativen Effekte – vom Starkregen bis zum Anstieg des Meeresspiegels – sind mittlerweile mit hoher Sicherheit modellierbar, wenn auch die Eintrittswahrscheinlichkeiten noch statistischen Schwankungen unterliegen. Aus solchen eingetretenen Effekten wie Extremwetter resultieren entsprechende Risiken für die Betroffenen. Diese Risiken des Klimawandels zeigen aber auch drei Besonderheiten. Der „Wandel“ bedingt, dass dafür kein ergodischer Prozess zugrunde gelegt werden kann und dass die dem „Wandel“ attribuierbaren Extremereignisse auf einem Untergrund aus ganz normalen Extremereignissen sitzen. Es gibt eine generische intertemporale Lücke zwischen heutigen Entscheidungen und in der Zukunft potenziell eintretenden Schadensfällen, wobei der Zeithorizont bis ins Jahr 2100 und sogar darüber hinaus reicht. Dabei stellen sich Fragen, wie heutige Kosten (für Maßnahmen) gegen künftige Schäden, aber auch gegen künftige Anpassungskosten zu bewerten sind, wie sich die Kosten auf die ganz unterschiedlichen Beteiligten verteilen (man denke hier zum Beispiel an die steigenden CO2-Abgaben auf Benzin und Diesel) und wie sich Schäden und Kosten für die „Transition“ in der Kreditvergabe von Banken auswirken. Und schließlich entstehen – wiederum dynamisch – im öffentlichen Diskurs subjektiv gefühlte Bedrohungen, Ängste und apokalyptische Erwartungen, welche zum einen die „Katastrophenschwelle“ überschreiten und zum anderen selbst zu Risiken werden – insbesondere, wenn die Zukunft mit einem statischen Ansatz beschrieben werden soll.
Udo Milkau

Risiken, Entscheidungen und der Zeitgeist

Frontmatter
10. Wollen wir Risiken eingehen?
Zusammenfassung
Vor dem aktuellen Hintergrund, dass alles „Krise“ zu sein scheint und sogar von einer „Polykrise“ geredet wird, bietet es sich an, sich nochmals die „Geburt des Risikos“ vor Augen zu führen. Für die frühen Kaufleute eröffnete die Möglichkeit zu individuellen, freien und sachbezogenen Entscheidungen erstmals einen Spielraum, der aber auch immer die Frage nach dem Risiko, nach möglichen Gewinnen oder Verlusten und nach der individuellen Verantwortung aufwarf. Dagegen schwenkte die Theorieentwicklung im frühen 20. Jahrhundert zu einem recht mechanistischen Weltbild über, in welchem alles im Sinne von „wiederholten Spielen“ berechenbar sei. Während die Theorie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts insbesondere spieltheoretische Situationen sowie Entscheidungen nach qualitativen Präferenzen einbezog, findet sich seit Beginn einer sogenannten postmodernen Theorie eine Abkehr von objektiven Bewertungen, eine Hinwendung zu selektiven Beispielen für eine Präferenz und sogar zu einer fundamental pessimistischen Perspektive, in welcher es nur noch Opfer gibt. Dabei ging die Balance zwischen den Chancen und den Risiken jeder Entscheidung unter Unsicherheit verloren. Rein einer vermeintlichen Sicherheit für die künftige Entwicklung geschuldet, scheint sogar der aktuelle Zeitgeist eine „unausweichliche“ Polykrise gegenüber der individuellen Freiheit der Entscheidung unter Unsicherheit zu bevorzugen. Verstärkt wird dies durch eine Tendenz, immer maximal negative Möglichkeiten als Maßstab zu selektieren. Dieser soziale Diskurs zeigt auf, dass jedes Risiko niemals eine objektive Bewertung ist, sondern immer von subjektiven Präferenzen, der Sicht von Beobachtern und vielfältigen spieltheoretischen Konstellationen abhängig ist.
Udo Milkau
11. Risikokompetenz und deren Hemmnisse
Zusammenfassung
Für den richtigen, offenen, sachlichen Umgang mit Risiken gibt es einen umfangreichen Werkzeugkasten von der Wahrscheinlichkeitsrechnung wiederholter Spiele bis zu Entscheidungsregeln bei nicht quantifizierbaren Nutzenerwartungen. Was hindert dennoch Menschen im Alltag, in Unternehmen und Organisationen oder in Gesellschaft und Politik, solch eine Risikokompetenz aufzubauen? Die Hemmnisse reichen von geringem Verständnis statistischer Aussagen im Alltag, über toxische Risikokulturen in Unternehmen bis zu einem Zeitgeist, der alles als Risiko und die Welt als Polykrise beschreibt. An verschiedenen Beispielen soll das Spannungsfeld zwischen einem sachlichen Umgang mit Risiken und verschiedenen Perspektiven der Menschen als Entscheider, Betroffene oder Beobachter aufgezeigt werden. Die vorhandenen Werkzeuge ermöglichen einen Umgang mit Risiken, der hilft, die Rolle der „Truthähne“ mit ihrer vermeintlichen Sicherheit bis Thanksgiving zu vermeiden, wenn die Hemmnisse kritisch betrachtet werden.
Udo Milkau
12. Fazit: Mut zur Zukunft!
Zusammenfassung
Das Risiko jenseits von „wiederholten Spielen“ ist von einer Reihe von Missverständnissen geprägt, wovon das schwerwiegendste der Wunsch nach Sicherheit, nach Planbarkeit und nach einer Fortschreibung der – als „besser“ empfundenen – Vergangenheit sein mag. Auch wenn es Missverständnisse sind, so sind die menschlichen Anliegen dahinter ernst zu nehmen. Lässt man sich aber auf Entscheidungen unter Unsicherheit mit langen Laufzeiten und bei einer limitierten strength of knowledge ein, dann ist ein iterativer Ansatz mit Überprüfungen und Korrekturmöglichkeiten an mehreren Zwischenpunkten geeignet, um mit Flexibilität, Anpassung und Lernfähigkeit die Fallstricke einer einmaligen Planung zu umgehen, welche auch immer eine Anmaßung von Wissen jenseits der menschlichen Möglichkeiten ist. Wenn man sich aber einmal für Entscheidungen unter Unsicherheit und ein entsprechend aktives Risikomanagement entschieden hat, gilt es eine optimistische Grundhaltung einzunehmen und sich gegen pessimistische Strömungen des Zeitgeists zu stellen. Wenn alle methodischen Werkzeuge grundsätzlich zur Verfügung stehen, kann man sich von den Fesseln einer statisch fortgeschriebenen Vergangenheit – oder eben „wiederholten Spielen“ – befreien. Haben Sie Mut zur Zukunft!
Udo Milkau
Backmatter
Metadaten
Titel
Risiko jenseits wiederholter Spiele
verfasst von
Udo Milkau
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-44202-6
Print ISBN
978-3-658-44201-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-44202-6