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11.05.2021 | Risikoanalyse | Infografik | Online-Artikel

Banken brauchen Strukturwandel für mehr Profitabilität

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3:30 Min. Lesedauer

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Die Banken in Europa haben sich auf mögliche Insolvenzwellen vorbereitet. Eine aktuelle Analyse bewertet ihre Kapitalsituation als stabil. Doch langfristig muss sich der Fokus der Institute, Regulatoren und der Politik stärker auf die Profitabilität ausrichten.

Infolge der dritten Welle der Covid-19-Pandemie und der damit einhergehenden Einschränkungen stagniert das Wachstum in Europa. Das BIP dürfte 2021 um drei bis sieben Prozent geringer ausfallen als 2019. Das erwartet das Frankfurter Institut für Risikomanagement und Regulierung (FIRM). Aufgrund dessen haben die europäischen Geldhäuser ihre neu gebildete Risikovorsorge um einen Faktor von zwei bis drei erhöht. Das absolute Niveau sei bereits mit dem der Finanzkrise vergleichbar, heißt es in einer aktuellen FIRM-Analyse.

Höhere Kernkapitalquoten in Deutschland und Europa

Dennoch sei die Kapitalsituation der Banken stabil und der Abstand zu den regulatorischen Anforderungen ausreichend: Die Dichte der sogenannten Risikogewichteten Aktiva (RWA) hat sich der Analyse zufolge in Deutschland um ein Prozent und in Europa und drei Prozent reduziert. "In Summe führte dies zu einer Verbesserung der CET1-Quote (Common Equity Tier 1 oder Hartes Kernkaptal) in Deutschland von 13,8 auf 13,9 Prozent. In Europa von 13,9 auf 14,7 Prozent, trotz Krisenjahr."

Für die guten Kapitalquoten weist die Analyse mehrere Gründe auf:

  • Die Banken hatten zu Beginn 2020 eine stabile Ausgangslage, vor allem im Vergleich zur Finanzkrise.
  • Die Institute hatten schon vor der Krise begonnen, RWAs zu reduzieren.
  • Die Modelle zur Bewertung der RWAs basieren jeweils auf Daten des Vorjahres (2019), sodass sich Effekte erst längerfristig zeigen. Downgrades wurden gemäß Vorgabe der Europäischen Zentralbank nur selektiv bei langfristig negativem Ausblick durchgeführt. RWA-Dichte trotz hoher Risikovorsorge bei fast allen europäischen Banken verbessert.
  • Ein Teil des Verlusts der Banken ist auf Buchverluste zurückzuführen, die auf Reduktionen von Goodwill oder Deferred Tax Assets basieren. Diese sind indirekt auch durch die Krise verursacht, haben aber keine Auswirkung auf das Eigenkapital.
  • Entsprechend den regulatorischen Auflagen gab es nur geringe oder gar keine Auszahlung von Dividenden.

Ausfallwahrscheinlichkeiten branchenabhängig

Zwar weise derzeit die Ausfallwahrscheinlichkeit der Millionenkredite in Deutschland laut Studie zwischen dem vierten Quartal 2019 und dem Vergleichsquartal 2020 nur geringe Bewegungen auf. Dennoch gebe es "eine erhebliche Spreizung der Branchen". Zu den besonders betroffenen Sektoren gehören die Automobil- und Luftfahrtindustrie, die Hotel-, Gastronomie- und Tourismusbranche und potenziell auch der Immoilienbereich. "Bei einem Blick auf das Gesamtvolumen zeigt sich allerdings, dass die bisher stark betroffenen Industrien insgesamt nur ein geringes Kreditvolumen verzeichnen. Nur die Automobilindustrie sticht mit 3,4 Prozent des nationalen Kreditvolumens etwas heraus", so die Analyse.

Obwohl staatlichen Hilfsmaßnahmen wirkten und damit die Liquiditätssituation in der Wirtschaft gesichert ist, belaste die gestiegene Verschuldungsquote der Unternehmen "gepaart mit noch ausstehenden Insolvenzen und den weiteren Einschränkungen aus dem negativem Gesundheitsszenario" die Banken. Das gelte vor allem im Hinblick auf deren Profitabilität. "Dies wird den Veränderungs- und Konsolidierungsdruck in der Finanzbranche erhöhen", erläutern die Studienautoren.

Weitere Bankenkonsolidierung erstrebenswert

Schließlich habe der europäische Bankensektor bereits vor der Pandemie mit dem Problem einer zu geringen Profitabilität gekämpft. Die Folge: Notwendige Investitionen in die Digitalisierung sind nicht im nötigen Umfang, zu langsam oder gar nicht getätigt worden. Die Studienautoren bewerten vor diesem Hintergrund und der weiterhin anhaltenden Niedrigzinsphase eine weitere Konsolidierung als erstrebenswert. Hierzu gibt die Analyse drei Handlungsempfehlungen:

  1. Für die Banken gilt, die zu erwartenden Branchenauswirkungen in der Portfoliosteuerung zu berücksichtigen, sich kapitalseitig und prozessual auf ein andauerndes höheres NPL-Niveau vorzubereiten und die Profitabilität bei gleichzeitiger Unterstützung des Strukturwandels weiter zu stärken.
  2. Der Regulator sollte die Kapitalsituation und die Entwicklung sogenannter notleidender Kredite (Non-Profit Loans, NPL) weiter im Blick behalten sowie die Grundlage für strukturell profitable Banken schaffen. Dies umfasst das Vorantreiben der Bankenunion, um eine Erleichterung von Konsolidierungen im europäischen Rahmen zu ermöglichen. 
  3. Die Politik sollte die schnelle und unbürokratische Auszahlung der schon beschlossenen Hilfsmittel sicherstellen sowie kontinuierlich prüfen, ob weitere Kapitalmaßnahmen beziehungsweise Anpassungen der bestehenden Instrumente notwendig sind. Hier ist insbesondere auf den Mittelstand zu achten.
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