Homeoffice, Infektionsangst und wirtschaftlicher Druck fordern nach zwei Jahren Pandemie ihren Tribut: Weltweit befürchten Firmen einen massiven Einbruch der Mitarbeiterproduktivität. Grund ist das Risiko für die psychische und physische Gesundheit der Beschäftigten, so eine Studie.
Unternehmen können die psychische Belastung ihrer Mitarbeiter nicht mehr ignorieren. Denn diese soll 2022 ein Niveau erreichen, dass die Produktivität drastisch drückt. Das ergibt der Risk Outlook von SOS, einem Sicherheits- und Assistance-Anbieter, für den in 75 Ländern rund 1.000 Fachkräfte zur Mitarbeitergesundheit befragt wurden.
Für Unternehmen hat sich das betriebliche Gesundheitsmanagement im Zuge der Pandemie zu einem Drahtseilakt entwickelt. Sie müssen ihre Beschäftigten vor Covid-19 schützen und gleichzeitig die krisenbedingten psychischen Belastungen der Mitarbeiter nicht aus dem Blick verlieren, schreiben die Studienautoren. Da dies nicht leicht zu realisieren ist, geht mehr als ein Drittel der Befragten (36 Prozent) davon aus, dass die psychische Gesundheit 2022 eine erhebliche Performance-Delle verursachen wird.
Corona-Krise und weitere Risiken gefährden Mitarbeiterwohl
Als Hauptlöser für diese Entwicklung identifiziert die Studie neben der Corona-Krise und psychischen Gesundheitsproblemen, Naturkatastrophen inklusive Extremwetterlagen, Verkehrsprobleme, Sicherheitsbedrohungen sowie zivile Unruhen. Unternehmen wollen vor diesem Hintergrund vermehrt in die Mitarbeitergesundheit investieren. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) planen, die Ausgaben auf diesem Gebiet zu erhöhen.
Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) rechnen damit, dass die Risiken 2022 steigen oder gleich hoch bleiben werden. Entscheider mit Verantwortung für Geschäftsreisen (69 Prozent) und international Entsandte (67 Prozent), gehen sogar davon aus, dass die Risiken 2022 noch steigen werden.
Psychische Belastung und mentale Gesundheit im Homeoffice
Hinzu kommt noch die Arbeit in den eigenen vier Wände mit pandemiebedingt weniger Kontakten und geringerer sozialer Interaktion. Um die "Physische und mentale Gesundheit im Homeoffice" zu stärken, raten Miriam Landes, Eberhard Steiner, Tatjana Utz und Ralf Wittmann auf die Faktoren Verstehbarkeit, Machbarkeit und Sinnhaftigkeit zu achten. Diese sogenannte Salutogenese, die der Soziologe Aaron Antonovsky begründete, stellt die Frage, was den Menschen gesund erhält (Seite 48):
- Verstehbarkeit: Die zu erfüllenden Aufgaben und Ziele sind klar und eindeutig formuliert.
- Machbarkeit: Die Aufgaben sind entsprechend der jeweiligen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Ressourcen bewältigbar.
- Sinnhaftigkeit: Die Aufgaben werden kurz-, mittel- und langfristig als sinnvoll im Gesamtzusammenhang erlebt.
Bei der Arbeit zuhause dürfen Führungskräfte wie Beschäftigte nicht vergessen, weiterhin Teil eines Teams zu sein. Welche Faktoren für dieses Bewusstsein beitragen, hat Google 2015 in einer firmeninternen Studie ermittelt, schreiben die Springer-Autoren. Fünf Aspekte sind demnach für besonders erfolgreiche Teams kennzeichnend und decken sich teilweise mit den gesunderhaltenden Faktoren der Salutogenese:
- Psychologische Sicherheit
- Zuverlässigkeit
- Struktur und Klarheit
- Sinnhaftigkeit der Arbeit
- Wirksamkeit / Einfluss
Mitarbeiterproduktivität hat viele Einflussgrößen
Um zu verstehen, welchen Beitrag die Gesundheit für die Produktivität von Beschäftigten zu leistet, lohnt ein Blick auf die qualitativen Kriterien, die diese ausmachen. Für Marc-André Weber gehören zu "Produktivität, Produktivitätsmanagement und Produktivitätsstrategien" (Seite 18):
Input Quantitativ | Input Qualitativ |
Personalbezogen
Betriebsmittelbezogen
| Immateriell
Materiell
|
Quelle: Buchkapitel "Produktivität, Produktivitätsmanagement und Produktivitätsstrategien", Seite 18.
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