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07.12.2020 | Risikosteuerung | Schwerpunkt | Online-Artikel

2021 bringt Banken Reputations- und Kreditrisiken

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

4 Min. Lesedauer

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Bislang hat sich die Covid-19-Krise auf den Bankensektor nicht so deutlich ausgewirkt wie auf die Industrie oder die Reisebranche. Experten erwarten, dass die Geldhäuser aber 2021 weltweit große Herausforderungen im Risikomanagement meistern müssen.

Laut einer aktuellen Prognose von Forrester Research für das kommende Jahr werden Banken rund um den Globus vor allem mit coronabedingten Kreditausfällen kämpfen. Für die kommenden 18 Monate gehen die Experten des Beratungshauses davon aus, dass vor allem mehr digitale und analytische Technologien zum Einsatz kommen werden, damit sich die Branche besser auf die drohenden Probleme einstellen kann.

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2020 | OriginalPaper | Buchkapitel

Die Rolle des Kredits im Firmenkundengeschäft – Eine empirische Analyse und Impulse für das Kreditpreismanagement

Historisch wurde das Firmenkundengeschäft der Banken nicht selten mit dem Kreditgeschäft gleichgesetzt. Auch heute noch nimmt der Kredit im Firmenkundengeschäft eine zentrale Rolle ein. Zum einen machen die Erlöse aus dem Aktivgeschäft einen signifikanten Anteil der Gesamterträge in diesem Segment aus.

Vertrauensverluste der Bankkunden begrenzen

Dabei werden die Institute mittelfristig allerdings Teile des während der Krise gewonnen Vertrauens wieder einbüßen, lautet die Einschätzung. Zuletzt konnten die Geldhäuser aufgrund schneller Darlehen und flexibler Anpassungen bei den Rückzahlungsmodalitäten punkten. Dennoch sei nicht davon auszugehen, dass die Banken diese Strategie langfristig in gleichem Maße weiterführen können. 

Im Risikomanagement müssten die Finanzhäuser unter anderem bei kleinen Unternehmenskunden und hohen Kreditsummen künftig genauer hinschauen. Dabei helfen soll etwa eine stärkere Digitalisierung der Prozesse. Auch werde es in einigen Regionen nötig sein, Kundeneinlagen mit Zinsen zu belegen, wenn das nicht ohnehin schon der Fall ist. Dennoch raten die Marktexperten, die Imagegewinne aus der Krise nicht gänzlich zu verspielen. Daher sollte der Fokus der Banken unter anderem auf der finanziellen Sicherheit ihrer Kunden sowie auf einem verbesserten Kreditmanagement liegen.

Um Risiken vor allem bei ihren Firmenkunden etwa durch gestörte Lieferketten, Entlassungen oder gar Insolvenz künftig besser einschätzen zu können, müssen Banken ihre Daten besser organisieren und analysieren. Hierzu sollten die Institute laut der Marktprognose Technologien wie Machine Learning, Predictive Analytics und Echtzeit-Datensysteme einsetzen. Diese helfen, nicht nur die Kunden besser zu verstehen, sondern auch schneller gegenzusteuern, wenn eine Kreditrückzahlung gefährdet ist.

Deutsches Hilfspaket birgt Licht und Schatten

Allerdings entlaste die umfassende Staatshaftung in Deutschland Banken und Sparkassen, die mit massenhaften Kreditprüfungen bereits stark gefordert sind. Wie Bankmagazin-Autor Stefan Terliesner in seinem Beitrag "Virus infiziert die Kreditwirtschaft" (Ausgabe 5-6 | 2020) schreibt, sorge das Hilfspaket, bei dem das Kapital für den Mittelstand nicht über das herkömmliche Risikomanagement und die Kreditbücher der Banken laufe, auch für Unmut. 

"Mitunter fließen Kredite in bereits vor der Virus-Krise nicht überlebensfähige Unternehmen", zitiert er Brancheninsider. Volkswirtschaftlicher Schaden könne drohen, wenn gutes Geld einem schlechten Geschäftsmodell zur Verfügung gestellt werde. "Demnach gilt es zu verhindern, dass die Covid-19-Infektion buchstäblich auf die Kreditportfolios der Institute sowie deren Gewinn- und Verlustrechnung überspringt", so Terliesner.                                 

Multikanalstrategie statt Abschied von der Filiale

Die Experten von Forrester Research warnen zudem davor, dass Geldhäuser, die im Zuge des Lockdowns viele Bereiche zügig digitalisiert haben, ausschließlich auf digitale Kanäle setzen. Zwar hätten viele Institute bereits vor der Krise aus Kostengründen ihre physische Präsenz in vielen Regionen reduziert. Dennoch sollten sie sich nicht vollständig von der Filiale verabschieden. Bessere Technologien sowie der gezieltere Einsatz engagierter Mitarbeiter vor Ort könne ebenfalls Kosten senken und zugleich für eine optimale Kundenbetreuung sorgen.

Springer-Autor Christoph Schwarz plädiert im Buchkapitel "Banken im Strukturwandel – von der Filiale zum Multikanalansatz" (Seite 243) ebenfalls für einen durchdachten Mulitkanalansatz: "Schlussendlich ist es für den Erfolg eines Kreditinstituts entscheidend, an allen Orten, welche ein Kunde erwartet, präsent zu sein, sei es in der Filiale, am Telefon, online oder gegebenenfalls beim Kunden vor Ort." Die Herausforderungen im Hinblick auf die Gestaltung der Filiale im Rahmen einer Omnichannel-Strategie fasst Schwarz in fünf Punkten zusammen:

  1. Reduzierung des dichten Filialnetzwerks ohne dabei den direkten Kundenkontakt zu verlieren und starke Kundenabflüsse zu verzeichnen.
  2. Weiteres Aufrechterhalten von regionalen Filialen für das Kundenklientel, welches diesen Vertriebs-/Kommunikationsweg präferiert, sofern diese Standorte profitabel sind.
  3. Umbau und damit einhergehende Modernisierung weiterhin bestehender Filialen.
  4. Erweiterung des Dienstleistungsspektrums in der Filiale, ausgerichtet an den Kundenbedürfnissen und dem veränderten Kundenverhalten.
  5. Steigerung der Beratungsqualität durch gezielte Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen.

Mit Machine Learning gegen Geldwäsche und Cyber-Betrug

Und 2021 stellt Banken nicht nur im Hinblick auf die Krisenfolgen vor enorme Herausforderungen. Weitere wichtige Bereiche sind die Internetkriminalität, Geldwäsche und Cyber-Angriffe. So haben laut Prognose etwa in Großbritannien während des ersten Lockdonws im April 2020 die sogenannten Fraud Rates um 33 Prozent in allen Bereichen der Finanzindustrie zugenommen. Für das kommende Jahr erwarten die Marktexperten eine steigende Zahl durch Betrug gefährdeter Kredite, die im Zuge nationaler Hilfspakete vergeben wurden.

Finanzdienstleister sollten daher ihr Engagement etwa im Hinblick auf die EU-Datenschutzregularien, bei Authentifizierungstechnologien sowie bei der Geldwäscheprävention ausbauen. Auch hier raten die Experten zu einem verstärkten Einsatz intelligenter Lösungen, um entsprechende Transaktionen in Echtzeit zu erkennen und zu melden.

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