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2014 | Buch

Rituelle Inszenierung der Staatengemeinschaft

Theorie und empirische Analyse am Beispiel von VN-Generaldebatte und M+5-Gipfel

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Über dieses Buch

Die öffentlichen Zusammenkünfte der Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen (VN) sind Hochzeiten für Symbolpolitik und Inszenierung. Im Rahmen der Weltorganisation platzieren sie die Staatengemeinschaft und ihre Mitglieder für kurze Zeit prominent in der medialen Berichterstattung und setzen die Versammelten vor der Weltöffentlichkeit in Szene. Hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Staatengemeinschaft werden die häufig als „Schauveranstaltungen“ und „Medienevents“ kritisierten Zusammenkünfte indes wenig beachtet. Dies nimmt Christian Becker zum Anlass, entlang theoretischer Überlegungen und empirischer Analyse der Frage nach dem „Sinn“ jener mediatisierten Großereignisse nachzugehen und das Spannungsverhältnis von Gemeinschaftsmythos, strategischem Handeln und Legitimationsprozessen in der öffentlichen Arena herauszuarbeiten. Am Beispiel der Generaldebatte der VN-Vollversammlung und des Millennium+5-Gipfels setzt er sich mit der Eigenlogik, Funktionalität sowie dem ambivalenten Potenzial der rituellen Inszenierungen auseinander und analysiert deren Relevanz für Kontinuität und Wandel.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Untersuchungsgegenstand, konzeptioneller Rahmen und Methoden
Zusammenfassung
Juni 2012: „Der Gipfel, der vorbei war, bevor er anfing“, so lautet die Überschrift eines Artikels in der Berichterstattung zum sogenannten „Rio-20-Gipfel“ in Brasilien unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen (VN). Die zahlreich anwesenden Staats- und Regierungschefs sollten am Ende des öffentlichen Plenumsparts des Gipfels, den der amtierende VN-Generalsekretär Ban Ki Moon mit gewohnt moralischen Appellen an die „Weltgemeinschaft“ eröffnet hatte, ein bereits längst im Vorfeld ausgehandeltes Abschlussdokument nur noch abnicken, wird ein Delegationsmitglied zitiert.
Christian Becker
2. Theoretische Grundlegung der Studie und fundamentale Konzepte
Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit geht es insbesondere darum, anhand theoretischer Überlegungen ein ganz bestimmtes Phänomen öffentlicher zwischenstaatlicher Interaktion in seinen Eigenschaften zu erfassen und mittels einer rekonstruktiven Logik zu Aussagen über wesentliche Funktionen und deren Relevanz für die Staatengemeinschaft zu kommen. Im Gesamtrahmen stellt das folgende Kapitel einen ersten Schritt für die Verortung und Grundlegung der Studie dar. So werden zunächst das hier vertretene Strukturverständnis sowie grundlegende Annahmen zu sozialer Wirklichkeit, Akteuren, sozialer Interaktion und Handlungslogik vor- und im Zuge dessen Aspekte der strukturellen und der handlungstheoretischen Ebene zueinander in Bezug gestellt.
Christian Becker
3. Symbolische Politik – Kommunikationsphänomen und Form politischen Handelns in der öffentlichen Arena
Zusammenfassung
Die Macht von Symbolik in Form von Bildern, Worten und Handlungen kann neben Bewunderung auch ein tiefverwurzeltes Unbehagen evozieren. Schein und Wirklichkeit, Wahrhaftigkeit und Täuschung liegen oft nahe beieinander, sind häufig kaum mit Gewissheit differenzierbar. Dies löst Unsicherheit aus. Beim Studium politikwissenschaftlicher Literatur und Analysen der Medienberichterstattung wird deutlich, dass dieses Unbehagen insbesondere im Kontext mit Phänomenen auftritt, die als „symbolische Politik“ bezeichnet werden. Für symbolische Politik bedeutet das: Sie hat ein Imageproblem, dient alltagssprachlich als Kritikmuster, welches das „Erbe der Ideologiekritik“ (Nullmeier 2005: 199) antrete.
Christian Becker
4. Rahmenbedingungen und Erfordernis staatengemeinschaftlicher Symbolpolitik
Zusammenfassung
Symbolpolitische Handlungsformen in der öffentlichen Arena sind ein prägender Bestandteil multilateraler Politik. Die öffentlichen Versammlungsereignisse der Staatenregierungen sowie die multilaterale Politik allgemein sind in einen institutionellen und gemeinschaftlichen Handlungskontext eingebettet, der sich von den auf nationaler Ebene vorherrschenden Rahmenbedingungen erheblich unterscheidet. Im Folgenden steht deshalb der spezifische Kontext der zwischenstaatlichen Symbolpolitik im Mittelpunkt. Nur auf dieser Grundlage sind mögliche gemeinschaftsfunktionale Leistungen ein- und zuordenbar. Dazu wird zunächst auf die relevanten ideellen und strukturellen Gegebenheiten innerhalb der VN eingegangen.
Christian Becker
5. Symbolische Politik im Zeichen von Ordnung und Kontinuität – rituelle Inszenierungen in der Generaldebatte
Zusammenfassung
Die GD in der VN-Vollversammlung ist ein alljährlich stattfindendes Großereignis. Sie platziert die Staatengemeinschaft und ihre Mitglieder für kurze Zeit prominent in der medialen Berichterstattung und setzt die Versammelten untereinander wie auch vor der Weltöffentlichkeit mit wohl kalkulierten Auftritten in Szene. Diese öffentlichkeitswirksamen rituellen Zusammenkünfte der hochrangigen Regierungsvertreter bilden den Schwerpunkt dieses Kapitels. Da im Hinblick auf Kontinuität und Ordnung für Staatengemeinschaft und VN gerade die „routinemäßige“ Symbolpolitik entlang etablierter Muster mit Wiederholungscharakter besonders relevant erscheint, interessieren vor allem die symbolpolitischen Charakteristika und Typiken der GDn. Letztere werden anhand der zuvor angestellten Überlegungen zu Eigenschaften und Funktionen symbolischer Politik unter Berücksichtigung der besonderen Rahmenbedingungen der Staatengemeinschaft betrachtet.
Christian Becker
6. Symbolische Politik im Kontext von Politikgestaltung und Wandel – Der VN Millennium+5-Gipfel
Zusammenfassung
In Augen des damaligen GS Kofi Annan sollte 2005 vor dem Hintergrund ihres 60-jährigen Jubiläums ein entscheidendes Jahr der Weichenstellung für stärkere und effektivere VN sein. Ursprünglich als Bestandsaufnahme zu der Umsetzung der Beschlüsse des „Millennium-Gipfels“ (2000) angedacht, war der hochgradig mediatisierte „M+5-Gipfel“ (M+5) vom 14.-16. September 2005 in New York mit über 150 Staats- und Regierungsoberhäuptern schließlich als Kulminationspunkt einer Neuausrichtung der VN angelegt. Während des M+5 sollte dem Prinzip multilateraler Politikgestaltung sowie weitreichender Reformen vor der Weltöffentlichkeit feierlich Ausdruck verliehen werden.
Christian Becker
7. Symbolpolitik zwischen Schein und Sein, Notwendigkeit und Instrumentalisierung
Zusammenfassung
Die symbolische Politik der Staatengemeinschaft in der öffentlichen Arena der VN wird hinsichtlich ihrer Funktionalität unterschätzt. In ihrer Eigenlogik wird sie bislang wenig beachtet. Angesichts dessen ist es umso interessanter, entsprechende Phänomene in das Zentrum der Reflexion zu rücken und im Hinblick auf ihre Funktionsweise und Bedeutung im sozialen Kontext des politischen Gemeinwesens zu durchleuchten. Insbesondere die öffentlichkeitswirksame GD der VN-Vollversammlung sowie die hochkarätig besetzten und hochgradig mediatisierten Sondergipfel sind im Kontext der mythen- und symbolumwobenen Weltorganisation von vorrangigem Interesse.
Christian Becker
Backmatter
Metadaten
Titel
Rituelle Inszenierung der Staatengemeinschaft
verfasst von
Christian Becker
Copyright-Jahr
2014
Electronic ISBN
978-3-658-05989-7
Print ISBN
978-3-658-05988-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-05989-7