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22.01.2018 | Rohstoffe | Schwerpunkt | Online-Artikel

Denkfabrik soll industrielle Ressourcenstrategien entwerfen

verfasst von: Dieter Beste

3:30 Min. Lesedauer

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Baden-Württemberg verfüge außer über Sand, Kies und Steine über keine nennenswerten eigenen Rohstoffe, so der Umweltminister des Landes. Ein Think-Tank soll nun disziplinübergreifend zukunftsfeste Konzepte für den Technologiestandort entwickeln. 

Was nutzt die beste Idee zum Bau einer neuen Technik, wenn die dafür notwendigen Rohstoffe entweder unerschwinglich oder erst gar nicht in ausreichender Menge verfügbar sind? Was bedeutet technologische Führerschaft, wenn nicht mehr vorgeführt werden kann, dass neue Ideen auch dem harten Test der Wirklichkeit standhalten? "Derartige Fragen provozieren", sagt Springer-Autor Jörg Matschullat in "Strategische Rohstoffe — Risikovorsorge" (Seite 261): "Schon mehrfach in der Geschichte menschlicher Kulturen sind Gesellschaften an Grenzen gestoßen, die mit der Verfügbarkeit von Ressourcen verbunden waren – und mit der Unfähigkeit, sich rechtzeitig an andere Rahmenbedingungen anzupassen", warnt Matschullat, Professor an der TU Bergakademie Freiberg. 

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Baden-Württemberg verfüge außer über Sand, Kies und Steine über keine nennenswerten eigenen Rohstoffe, konstatierte jetzt der Umweltminister des Landes Franz Untersteller aus Anlass der Eröffnung einer Denkfabrik für "Industrielle Ressourcenstrategien". Dieser deutschlandweit einzigartige Think-Tank solle "Impulse in Rohstoff- und Ressourceneffizienzfragen geben, Wege aufzeigen und Trends erkennen", gab Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Richtung vor; der Think-Tank solle Politik und Wirtschaft auf wissenschaftlicher Basis beraten und "gewissermaßen ein Lotse in die Zukunft sein."

Herausforderung für den Hochtechnologiestandort Deutschland

Der Think-Tank "Industrielle Ressourcenstrategien", beheimatet am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), ist zunächst auf eine Laufzeit von vier Jahren angelegt, finanziert nicht nur vom Land Baden-Württemberg, sondern auch von der Industrie und von Verbänden. "Mit der neuen Denkfabrik betrachten wir die Gewinnung, die Nutzung und das Recycling von Rohstoffen ganzheitlich – mitsamt den technologischen, ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen", erklärt Thomas Hirth, Vizepräsident für Innovation und Internationales am KIT und Think-Tank-Sprecher. 

Wertschöpfung im Land halten

Die Industrie ist stark von Rohstoffen abhängig. Und der Bedarf an Stoffen wie Platin, Magnesium, Kobalt oder Metallen der Seltenen Erden wächst weiter, da neue Technologien etwa aus Elektromobilität und Energiewende darauf basieren. Rohstoffe im Umlauf zu halten und über das Recycling zu gewinnen macht doppelt Sinn. Einmal, um die Wertschöpfung im Land zu halten, und dann, um weniger abhängig von Rohstoffimporten zu sein. Konzepte für ressourcensparenden Einsatz sowie Recycling sind daher wichtige Aufgabe der Denkfabrik. Sie soll Ideen liefern und eingefahrene Denkpfade verlassen. Politik und Industrie soll das Forschungsinstitut bei technologisch-strategischen Fragen zu Rohstoffen beraten.

Ressourceneffizienz in der Produktion

Am KIT ist beispielsweise das Institut für Produktionstechnik (wbk) mit dem Thema Ressourceneffizienz in der Produktion in die neue Denkfabrik eingebunden. Dabei sollen sowohl die Eingangsmaterialien, die Hilfsstoffe für die Prozesse und die Werkzeuge als auch Prozesse selbst betrachtet werden. "Ein großes Augenmerk wird hierbei auf der additiven Fertigung und dem Einsatz von Minimalmengenschmierung in der spanenden Fertigung liegen", sagt Institutsleiter Volker Schulze. Auch die Steigerung der Produktlebenszeit durch die gezielte Einstellung von Oberflächenzuständen in der Bearbeitung wollen die Wissenschaftler untersuchen. 

Mehr aus weniger Ressourcen machen

Der Verband der Chemischen Industrie in Baden-Württemberg (VCI) beteiligt sich als Industrieverband an der Finanzierung des Think-Tank. Für die chemische und pharmazeutische Industrie sei die Effizienzverbesserung beim Einsatz von Ressourcen wie Energie oder Rohstoffen seit Jahren klares Ziel und Teil ihrer Nachhaltigkeitsstrategie, sagt Thomas Mayer, VCI-Hauptgeschäftsführer. Die Industrie müsse heute und noch mehr in Zukunft "mehr aus weniger Ressourcen machen beziehungsweise neue Ressourcen einsetzen." Aus der chemischen und pharmazeutischen Industrie haben sich neben dem VCI die Unternehmen Umicore und Zeller+Gmelin beteiligt. Sie sind unter anderem im Bereich seltene Metalle (Umicore) und Mineralölprodukte (Zeller+Gmelin) tätig und haben dort bereits umfassendes Know-how und Erfahrungen in der Ressourceneffizienz gesammelt. Ebenfalls an Bord der Think-Tank-Initiative sind die Unternehmen Audi, Badische Stahlwerke, Carl Zeiss, Daimler, Robert Bosch, Scholz Recycling und SchwörerHaus. 

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