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2025 | Buch

Russkij Mir und Anderer Anfang

Alexander Dugins Heidegger-Rezeption als ontologische Rechtfertigung von Russlands kriegerischem Imperialismus

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Über dieses Buch

Die Arbeit befasst sich kritisch mit der Heidegger-Rezeption des Ideologen Aleksandr Dugin. Im Gegensatz zu anderen Interpretationen zeigt Klingenbergs Arbeit auf, dass Dugin ein profunder Kenner von Heideggers Werk ist, das sich auch durch Dugins Vermittlung als hochgradig anschlussfähig für den russischen Faschismus erweist. Zugleich kann eine Kritik dieser Rezeption zu einer Korrektur der in der westlichen Philosophie immer noch wirkmächtigen Apologie eines gewaltsamen, unrettbar mit dem Nationalsozialismus verstrickten Denkens beitragen.

Von der „offiziellen“ oder besser gesagt ernstzunehmenden russischen Philo­sophie wurde Dugins ausführliche Darstellung von Heideggers Philosophie kaum beachtet oder als unseriös abgelehnt. Von daher ist es zu begrüßen, wenn hier eine Arbeit vorgelegt wird, die im Gegensatz zu einer weitgehend positiven Heidegger-Rezeption und -Interpretation in Westeuropa und auch in Russland, wo diese aufgrund der kulturpolitischen Situation in der Sowjetunion erst relativ spät einsetzt, eine Linie in Heideggers Denken aufzeigt, die dessen „völkische“ und latent nationalsozialistische Einstellung nicht als Verirrung oder zeitlich bedingte Einstellung bis zu seiner „Kehre“ einschätzt, sondern als einen Wesens­zug seiner grundsätzlich antimodernen, im Grunde faschistischen Philosophie herausarbeitet. (Wolfgang Eismann)

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Während ich in meiner Bachelorarbeit der Spur von Martin Heideggers Antisemitismus als geistigem Glutkern seiner Technikphilosophie des Ge-stells gefolgt bin, befasst sich diese Abschlussarbeit kritisch mit der Heidegger-Rezeption des russischen Ideologen Alexander Dugin. Sie hat vor allem zum Ziel, auf die innere Verwandtschaft zwischen dem Denken Martin Heideggers und dem seines russischen Nacheiferers, Alexander Dugin, aufmerksam zu machen. Die folgenden Ausführungen widersprechen der von verschiedenen Forschern aufgestellten Behauptung, Dugin würde Heideggers Philosophie lediglich auf verzerrende Weise für seine ideologischen Zwecke instrumentalisieren.
Paul Klingenberg
Kapitel 2. Teil 1: Ein Ideologe aus Russland
Zusammenfassung
Aleksandr Gel’evič Dugin wurde am 7. Januar 1962 in Moskau geboren. Er gilt unter seinen Kritikern als antiwestlicher, rechtsextremer Ideologe mit politischem Einfluss auf das Kreml-Regime Vladimir Putins. Reaktionäre Stimmen weisen ihn hingegen neutraler als »russischen Philosophen und politischen Denker«, mithin als »Heideggerianer und Geopolitiker« aus.
Paul Klingenberg
Kapitel 3. Teil II: Aleksandr Dugins Heidegger-Rezeption
Zusammenfassung
Während sich Teil I auf die Person Aleksandr Dugin und verschiedene Aspekte seiner Ideologie konzentrierte, widmet sich dieser Abschnitt vornehmlich den Fragestellungen zu Dugins Heidegger-Rezeption. Vorab einige Bemerkungen zur allgemeinen Heidegger-Rezeption in Russland:
Paul Klingenberg
Kapitel 4. Teil III: Kritik an der Fundamentalontologie
Zusammenfassung
Teil II über Dugins Heidegger-Rezeption hat Erschreckendes und Bestürzendes zutage gefördert. Es wurde ersichtlich, dass Dugin darin kriegstreiberischer Vernichtungssehnsucht freien Lauf lässt. Heidegger erweist sich dabei nicht nur als Dugins Stichwortgeber. Vielmehr wird er als Stifter eines rationalitäts- und subjektfeindlichen Denkmodells vorgestellt, das in einem antisemitischen Weltbild und in der Verherrlichung von Gewalt aufgeht. Dieser dritte Teil ist philosophische Vertiefung dessen, was in Teil II zur Darstellung gekommen ist. Es werden zunächst Grundbegriffe der heideggerschen Fundamentalontologie geklärt und kritisiert. Dazu beziehe ich mich vor allem auf Theodor W. Adornos Band Ontologie und Dialektik. Es gilt herauszuarbeiten, inwiefern bei Heidegger der philosophische Gedanke der Ideologie Vorschub leistet. Heidegger ist ein Schlüssel zur Kritik des vielschichtigen, sich verschleiernden, mäandernden und schwer greifbaren Dugin. Somit ist Kritik an der Fundamentalontologie gleichzeitig wesentliche Kritik an der philosophischen Grundlage Dugins. Umgekehrt greift Kritik an Dugin zu kurz, wenn sie vor der Fundamentalontologie Halt macht AQ1(Abb. 4.1).
Paul Klingenberg
Kapitel 5. Schlussbemerkung
Zusammenfassung
Die Beziehung zwischen Aleksandr Dugin und Martin Heidegger ist inhaltlicher Natur. Sie ist nicht akzidentell oder dadurch zu erklären, Dugin würde sich bloß aus politisch-strategischen Motiven der heideggerschen Terminologie befleißigen. Der gemeinsame Nenner ist ein philosophisch-politisches Denken, das den Begriff des Individuums auslöscht und an seine Stelle das Da-sein im Sinne des »Da des Seins« setzt.
Paul Klingenberg
Backmatter
Metadaten
Titel
Russkij Mir und Anderer Anfang
verfasst von
Paul Klingenberg
Copyright-Jahr
2025
Electronic ISBN
978-3-658-46766-1
Print ISBN
978-3-658-46765-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-46766-1