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30.03.2016 | Schadstoffe | Schwerpunkt | Online-Artikel

Was tun mit Arzneimittelrückständen im Wasserkreislauf?

verfasst von: Julia Ehl

2:30 Min. Lesedauer

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Spurenstoffe aus Medikamenten lassen sich in Kläranlagen nicht vollständig entfernen. Experten empfehlen die technische Abwasserbehandlung mit präventiven Maßnahmen zu verbinden.

Mikroschadstoffe beschäftigen Wissenschaftler und Wasserbetriebe schon seit Jahren. „Die Aufrüstung von Kläranlagen wird zwar ein Baustein zum Umgang mit Mikroschadstoffen darstellen. Aber nicht alle Einträge von Mikroschadstoffen erfolgen über das Abwasser, nicht alle Mikroschadstoffe im Abwasser können über eine 4. Reinigungsstufe herausgefiltert werden, nicht alle Kläranlagen werden mit für den Bürger vertretbaren Investitionen aufgerüstet werden können. Aber ohne eine 4. Reinigungsstufe kann das Problem der Mikroschadstoffe ebenfalls nicht gelöst werden.“, schreibt Jörg Wagner in seinem Fachartikel „Mikroschadstoffe im Gewässer – Schritte zu einer nationalen Mikroschadstoffstrategie“.

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Experten des Instituts für sozial-ökologische Forschung, ISOE, haben sich intensiv in mehreren Forschungsprojekten mit Strategien für den wirkungsvollen Gewässerschutz auseinandergesetzt. Das Fazit der Wissenschaftler bestätigt den Ansatz, nur die technische Aufrüstung von Kläranlagen in Kombination mit Maßnahmen zur Prävention wird die Gewässerqualität verbessern. Martina Winker, Leiterin des Forschungsschwerpunkts Wasserinfrastruktur und Risikoanalyse am ISOE, bestätigt zwar, nach bisherigem Wissenstand bestehe keine akute Gefährdung für den Menschen, Tier- und Pflanzenwelt würden aber nachweislich durch die nicht eliminierten chemischen Verbindungen, die über den Ablauf aus den Kläranlagen in den Wasserkreislauf gelangen, geschädigt.

Problembewusstsein muss geschärft werden

Präventive Maßnahmen müssen zusätzlich zu technischen Maßnahmen der Abwasserbehandlung intensiv betrieben werden. Die Wissenschaftler am ISOE haben festgestellt, dass sowohl in der Bevölkerung als auch im Gesundheitswesen das Problembewusstsein noch nicht stark genug ausgeprägt ist. Innerhalb des Forschungsprojekts Sauber+ stellten die Wissenschaftler fest, mehr als 25 Prozent der befragten Mediziner und des Klinikpflegepersonals haben keinerlei Kenntnisse über die Umweltauswirkungen der verabreichten Medikamente. Alternative Therapiemöglichkeiten können von vorneherein ohne dieses Wissen gar nicht in Erwägung gezogen werden, stellt Winker klar.

Problem der Arzneimittelrückstände ganzheitlich angehen

Die Ergebnisse aus den Forschungsprojekten haben bestätigt, es wird nicht eine Maßnahme zur Verringerung der Arzneimittelrückstände in Gewässern geben. Die Wissenschaftler am ISOE empfehlen bereits bei der umweltfreundlichen Entwicklung der Arzneimittel anzusetzen. Zusätzlich müssen Konsumenten und Akteure in der Pharmaindustrie und im Gesundheitswesen mit einbezogen werden. Das Ziel muss es sein, möglichst den Eintrag der Chemikalien gezielt zu reduzieren und besten Falls sogar ganz zu vermeiden.

Nordrhein-Westfalen gewinnt rund 60 Prozent des Trinkwassers aus Oberflächengewässern und ist durch erhebliche Belastungen der Gewässer mit Mikroschadstoffen betroffen. Viktor Mertsch setzt sich in seinem Fachartikel „Mikroschadstoffe aus kommunalem Abwasser“, erschienen in Ausgabe 11/2014 der Fachzeitschrift Wasser und Abfall mit der Entfernung von Mikroschadstoffen aus kommunalem Abwasser auseinander. Auch er stellt fest, dass nur ein Zusammenspiel aus Technologie, flankierendem Verwaltungshandeln und finanzieller Unterstützung erfolgreich sein kann.

Übersicht der Forschungsprojekte zur Entwicklung von Strategien gegen Medikamentenrückstände im Wasserkreislauf am ISOE


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2016 | OriginalPaper | Buchkapitel

Trinkwasser

Quelle:
Lebensmittelchemie

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