Das Rotterdamer Übereinkommen reguliert den weltweiten Handel mit hochgiftigen Chemikalien. Allerdings passieren 43 % des gesamten Handelsvolumens Ländergrenzen illegal, wie eine konservative Schätzung ergibt.
Das Rotterdamer Übereinkommen regelt den Handel mit 54 hochgefährlichen Chemikalien, zu denen beispielsweise Quecksilberverbindungen, diverse Pestizide oder fünf der sechs Arten von Asbest gehören. Dabei verbietet das Übereinkommen, das auch unter dem Namen Prior Informed Consent (PIC) bekannt ist, den Handel nicht; es setzt aber voraus, dass das Importland der Einfuhr ausdrücklich zustimmt.
64,5 Millionen t dieser Stoffe wurden in den Jahren 2004 bis 2019 weltweit gehandelt. Wissenschaftler aus China und sowie Forschende der Empa in der Schweiz haben nun herausgefunden, dass 27,5 Millionen t davon illegal in Länder eingeführt wurden, die den Import ausdrücklich abgelehnt haben. Viele Exporte stammen dabei aus West-, Zentral- und Südeuropa sowie aus Süd- und Südostasien, während Länder des Mittleren Ostens, in Nordafrika und Lateinamerika im stärksten von illegalen Importen betroffen sind.
Schmuggel und US-Exporte nicht eingerechnet
Tatsächlich dürfte das Volumen der illegal gehandelten Chemikalien laut Empa sogar noch höher sein, da die Studie weder Schmuggel und Schwarzmarkthandel noch die 4 Millionen t aus dem US-amerikanischen Export in die Rechnung einbezogen wurden. Die USA hat das Rotterdamer Übereinkommen nicht ratifiziert. Seit dem Inkrafttreten des Übereinkommens im Jahr 2004 hat der Handel mit den Chemikalien laut Empa nur geringfügig abgenommen. Bei ihren Recherchen entdeckten die Forschenden weiterhin einen regen Handel mit Stoffen wie den Pestiziden Aldrin, Chlordan, Heptachlor und Dieldrin, deren Einsatz seit Langem stark eingeschränkt oder verboten ist.
Die Forschenden stützen ihre Analysen auf öffentlich einsehbare Daten. Als Grund für die umfangreichen Verstöße gegen den Vorgaben sehen sie fehlende Abstimmungen zwischen Umweltministerien und Zollbehörden sowie einen Mangel an Ressourcen, insbesondere in Entwicklungsländern.