Desinformationsnarrative können eine Gefahr für die Demokratie darstellen und die Polarisierung von Gesellschaften fördern (McKay & Tenove, 2021). Letztere stellt wiederum Gesellschaften vor große kommunikative Herausforderungen (McCoy et al., 2018). Grundsätzlich führt jedoch eine weite Verbreitung von Desinformationsnarrativen nicht notwendigerweise zu deren Annahme durch das Publikum, da dieses sich auch kritisch mit den Narrativen auseinandersetzen kann (Altay et al., 2023). Die Gesellschaft ist der Verbreitung von Desinformation nicht ausgeliefert. Zahlreiche Gegenmaßnahmen wurden entwickelt, die sich auch als wirksam erweisen. Hier soll ein kurzer Überblick folgen, der zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema und zur Selbstermächtigung anregen soll.
Ein wichtiger Teil der Gegenmaßnahmen ist der gesetzliche Rahmen. Die Europäische Union hat das Gesetz über digitale Dienste (Digital Service Act, DSA) erlassen, das Hinweise zur Identifikation risikoreicher Inhalte auf Online-Plattformen der Minimierung des Risikos ausführt. In diesem Gesetz wird auch Desinformation als risikoreich für freie Wahlen, freie Meinungsäußerung und Meinungsbildung angesehen. Dabei werden vor allem große Plattformen wie Google, Meta, TikTok, X und YouTube (European Commission, 2024) in die Pflicht genommen, diese Risiken einzuschätzen und dagegen vorzugehen (Art. 34, DSA). Die EU-Kommission schlägt vor, dass Plattformen, wenn sie solche Risiken feststellen, unter anderem ihre Empfehlungssysteme anpassen, ihre Werbesysteme verändern und auch ihre Inhaltsmoderation verbessern müssen (Art. 35, DSA). Außerdem haben sich einige Plattformen dazu verpflichtet, in einer freiwilligen Übereinkunft, strenger gegen Desinformation vorzugehen (European Commission, 2022). Der DSA gibt neue Transparenzvorschriften vor, die zum Beispiel auch Werbeanzeigen über Online-Werbearchive zugänglich machen. Dadurch können Plattformen zur Verantwortung gezogen werden, zum Beispiel von Journalist:innen (Leerssen et al., 2023). Medien und Journalist:innen müssen jedoch ihrer Pflicht nachkommen, eine vorteilhafte Informationsumgebung zu schaffen und zu pflegen (Molina & Sundar, 2019). Neben gesetzlichen Vorgaben und dem Verhalten der Plattformen ist die Medien- und Informationskompetenz von Nutzer:innen ein wirksames Mittel (Carmi et al., 2020). Diese kann durch gezielte Bildungsinterventionen gefördert werden, sowohl in Schulen, als auch in Unternehmen.
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