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2024 | Buch

Seigniorage

Über die Einnahmen aus der Geldschöpfung

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Über dieses Buch

In diesem Buch werden die Einnahmen aus der Währungsschöpfung durch eine Zentralregierung analysiert. Ausgehend von einer institutionellen Perspektive wird eine allgemeine Theorie der Seigniorage entwickelt, indem drei Geldsysteme in der Wirtschaftsgeschichte und der Geschichte des wirtschaftlichen Denkens identifiziert werden: eine Warenwährung, eine Fiat-Währung und ein Kreditwährungssystem. Als solche bietet sie einen modernen analytischen Rahmen, um die Art der Einnahmen aus der Währungsschöpfung und ihre optimale Höhe zu analysieren, unabhängig davon, ob die Währung durch die Prägung von Münzen, den Druck und die Ausgabe von Papierscheinen, die Kreditvergabe an Privatpersonen oder eine Kombination davon ausgegeben wird.
Die Ergebnisse dieser Analyse reichen über das unmittelbare Thema hinaus. Das Buch stellt eine Beziehung zwischen der Theorie der Seigniorage und der Staatsverschuldung, der Theorie des Zinssatzes, der optimalen Inflationsrate oder der Wirksamkeit und den Inflationsgrenzen von reinen Geldgeschäften her.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Seigniorage in institutioneller Perspektive
Zusammenfassung
In diesem Buch betrachte ich eines der ältesten Themen der Wirtschaftswissenschaften aus institutioneller Perspektive: die Seigniorage, d. h. die Einnahmen aus der Ausgabe von gesetzlichem Zahlungsmittel. Das Thema ist älter als die Wirtschaftswissenschaften als eigenständiges Forschungsgebiet.
Jens Reich
2. Seigniorage in der Geschichte des ökonomischen Denkens
Zusammenfassung
Dieses Kapitel befasst sich mit der Geschichte des ökonomischen Denkens in Bezug auf die Einnahmen aus der Bereitstellung von Geld, ihre Rechtfertigung oder, in moderneren wohlfahrtstheoretischen Begriffen, ihre optimale Höhe. Es beschränkt sich hauptsächlich auf kontinentaleuropäische Autoren der letzten drei Jahrhunderte. Es wird gezeigt, dass verschiedene Formen der Organisation der Geldversorgung unterschiedliche Instrumente zur Erzielung von Seigniorage mit sich bringen. Es werden drei Regime unterschieden: Bei einer Warenwährung erheben die Münzprägeanstalten eine Steuer auf die Lieferung des Währungsgutes, z. B. Gold. Bei einer Fiat-Währung wird die Seigniorage durch die Ausgabe von Geld zur Finanzierung von Staatsausgaben erhoben. Bei einer Kreditwährung wird die Seigniorage in Form von Zinszahlungen an den Staat oder seine Behörden realisiert. Hinsichtlich der optimalen Seigniorage werden zwei Ansätze unterschieden. Der eine sieht die Seigniorage als optimal an, wenn sie die Kosten (für die Produktion und den Unterhalt) der Währung deckt, der zweite baut auf dem ersten auf, fügt aber einen breiteren nutzenbasierten Rahmen hinzu.
Jens Reich
3. Seigniorage aus Fiat-Währung: Aktueller Stand der Wirtschaftswissenschaften
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird gezeigt, dass der ökonomisch wissenschaftliche „Mainstream“ der Volkswirtschftslehre zur Seigniorage immer noch auf einer Fiat-Währung basiert. Dabei wird von einem exogen gegebenen Währungsangebot und einer empirischen Nachfragefunktion ausgegangen. Letztere wird hier mit der Quantitätsgleichung in Einklang gebracht, was in vielen Veröffentlichungen in der Regel weggelassen wird. Darüber hinaus wird der Rahmen für unangekündigte, d. h. „unehrliche“, Geldmengenausweitungen ergänzt.
Jens Reich
4. Seigniorage aus Warenwährung
Zusammenfassung
Dieses Kapitel überträgt den modernen Ansatz der Seigniorage auf eine Warenwährung. Die Seigniorage wird als Gebühr für die Münzprägung oder durch die Entwertung von Münzen erzielt. Im Gegensatz zu einer Fiat-Währung kann eine optimale Seigniorage durch Kombinationen dieser Instrumente erreicht werden. Ohne die Festlegung weiterer Ziele, wie z. B. eines konstanten Metallgehalts pro Einheit, gibt es daher kein mit einer Fiat-Währung vergleichbares Ergebnis. Ein weiterer markanter Unterschied ist der unterschiedliche Grad an geldpolitischer Freiheit, den eine Regierung hat. Die Rohstoffbasis schränkt die Regierung in ihrer Geldpolitik ein, macht aber Hyperinflationen höchst unwahrscheinlich.
Jens Reich
5. Seigniorage aus Kreditwährung
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird der moderne Rahmen für die Untersuchung der Seigniorage auf eine Kreditwährung übertragen. Eine Währung, bei der die zuständige Behörde die Zinssätze festlegt, zu denen die Währung ausgeliehen werden kann. Eine Besonderheit der Kreditwährung ist eine spezifische Form der Produktionskosten – diemöglichen Verluste. Die optimale Seigniorage und damit die erhobenen Zinssätze müssen die erwarteten Verluste aus den Kreditgeschäften der Zentralbanken decken. Damit wird ein Rätsel der Wirtschaftswissenschaften gelöst. Es ermöglicht, die praktischen Normen der Zentralbanken mit den von der Wirtschaftstheorie vorgeschlagenen optimalen Zins- und Inflationszielen besser in Einklang zu bringen. Darüber hinaus kann gezeigt werden, dass die Zentralbank, wenn sie einen Zinssatz unterhalb ihres Optimums verlangt, einen externen Effekt erzeugt und damit ihre Schuldner subventioniert und möglicherweise eine systemische Fehlbewertung von Kreditrisiken verursacht.
Jens Reich
6. Seigniorage in gemischten Währungssystemen
Zusammenfassung
Währungssysteme bestehen in der Regel aus mehreren idealtypischen Währungen. Dieses Kapitel befasst sich mit solchen Mischwährungssystemen. Es wird argumentiert, dass in jedem gemischten System nur eine Form von Währung dominieren kann. Die anderen Währungsformen müssen sich an die dominante Form anpassen. Sowohl das Währungsangebot als auch die Seigniorage können als die Summe der gemischten Währungsformen und der Erträge aus deren Angebot verstanden werden. Die bemerkenswerteste Erkenntnis liegt in der Möglichkeit, mehrere Instrumente in gemischten Regimen zu nutzen. Eine Regierung kann z. B. wählen, ob die nachgefragte Währung über die Zentralbank gegen Zinsen bereitgestellt werden soll oder ob sie die aus der Druckerpresse finanzierten Ausgaben erhöhen soll. Eine Regierung kann dadurch ihre Seigniorage-Einnahmen kapitalisieren oder dekapitalisieren.
Jens Reich
7. Erweiterte Seigniorage
Zusammenfassung
Dieses Kapitel erweitert die Perspektive auf die Auswirkungen der Seigniorage auf die Steuereinnahmen und den Schuldendienst. Es wird gezeigt, dass die Auswirkungen der Seigniorage für die drei identifizierten Währungsregime recht heterogen sind. Außerdem wird die intertemporale Dimension der Seigniorage-Politik einer Regierung besonders hervorgehoben. Die Existenz von Staatsschulden liefert eine Optimalitätsbegründung für die Zusammensetzung von Mischwährungsregimen. Dies wird für eine gemischte Kredit-Fiat-Währung demonstriert. Eine Änderung der Zusammensetzung des Gesamtwährung sangebotes, z. B. der Ersatz von Kreditwährung durch Fiatwährung, verschiebt die Seigniorage-Einnahmen von der Zukunft in die Gegenwart (oder umgekehrt). Dieser Mechanismus stellt einen Kompromiss zwischen der Zusammensetzung der Währung und dem Angebot an Staatsschulden dar.
Jens Reich
8. Allgemeine Theorie der Seigniorage
Zusammenfassung
Dieses letzte Kapitel fasst die Ergebnisse zusammen und verallgemeinert sie. Es vermittelt eine Vorstellung vom Ausmaß der Abhängigkeit der Wirtschaftstheorie von den zugrunde liegenden Institutionen und der Geldtheorie. Indem ein allgemeines und umfassendes institutionelles Rahmenwerk vorgeschlagen wird, das auf jedes Währungssystem einer Zentralregierung angewendet werden kann, wird eine allgemeine Theorie der Seigniorage aufgestellt. Um Letzteres zu demonstrieren, wird die Theorie auf die Eurozone angewandt, wobei die Inflationsgrenzen für staatliche Käufe bestimmt werden. Abschließend werden zwei offene Fragen für die künftige Forschung formuliert. Die erste betrifft das Verhältnis von Geldtheorie und Gleichgewichtstheorie, insbesondere in Bezug auf die Zinssätze. Die zweite Frage ist, ob sich Ähnlichkeiten zwischen Währungen und anderen privat emittierten Verbindlichkeiten, wie Bankgeld oder Derivate, zu ähnlichen, Erträgen aus ihrem Angebot führen könnten.
Jens Reich
Metadaten
Titel
Seigniorage
verfasst von
Jens Reich
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-031-47899-4
Print ISBN
978-3-031-47898-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-031-47899-4

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