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2010 | Buch

Serviceorientierung im Unternehmen

Forum Dienstleistungsmanagement

herausgegeben von: Univ.-Prof. Dr. Manfred Bruhn, Univ.-Prof. Dr. Bernd Stauss

Verlag: Gabler

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Über dieses Buch

Es ist seit langem bekannt, dass die Serviceorientierung von Mitarbeitern und ein entsprechendes Verhalten im Kontakt mit externen Kunden nur zu erwarten sind, wenn unternehmensintern entsprechende Rahmenbedingungen hergestellt werden. In 22 Beiträgen beantworten renommierte Autoren, was genau unter Serviceorientierung im Unternehmen zu verstehen ist und wie ein Konzept der internen Serviceorientierung realitätsgerecht verwirklicht werden kann.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Wissenschaftliche Beiträge

1. Serviceorientierung im Unternehmen – Eine Einführung in die theoretischen und praktischen Problemstellungen
Zusammenfassung
Kunden- bzw. Serviceorientierung1 gilt als zentrale Maxime einer marktorientierten Unternehmensführung. Auf umkämpften Käufermärkten ist die Ausrichtung des Unternehmens auf die Bedürfnisse des Kunden der wesentliche Erfolgsfaktor im Wettbewerb. Nur ein Unternehmen, dem es dadurch gelingt, Kundenzufriedenheit und Kundenloyalität zu erreichen, kann auch seine ökonomischen Ziele realisieren. Dieser plausible Sachverhalt wird durch eine Fülle empirischer Studien belegt, wobei allerdings unterschiedliche Definitionen, Konzeptionalisierungen und Messkonzepte zugrunde gelegt werden (u.a. Heskett et al. 1994; Han et al. 1998; Narver/Slater 1990; Homburg et al. 2002; Hennig- Thurau 2004; Gupta/Zeithaml 2006; Lytle/Timmermann 2006; Morgan/Rego 2006; Bruhn et al. 2007; Yoon et a. 2007; siehe auch die Literaturübersichten bei Bruhn, Lingenfelder/ Nöcke und Selasinski/Sichtmann in diesem Band).
Bernd Stauss, Manfred Bruhn
2. Hierarchieübergreifende Umsetzung von Serviceorientierung – Eine handlungsbezogene Betrachtung aller Unternehmensebenen
Zusammenfassung
Die Orientierung am Kunden und seinen individuellen Nutzenkategorien stellt eine grundlegende Maxime des Marketing - und somit des gesamten Unternehmens - dar (Levitt 1960; 1983). Diese Thematik ist nicht neu und wird bereits seit Jahrzehnten in Forschung und Unternehmenspraxis proklamiert.
Christian Coenen
3. Interne Serviceorientierung zur Schaffung von Wert für den internen Kunden
Zusammenfassung
Die Erfolgsfaktoren von Dienstleistungsunternehmen werden in der so genannten Service Profit Chain (Heskett et al. 1997) strukturiert (siehe Abbildung 1). Vielfach wird hier insbesondere der externe Teil herangezogen (Bruhn/Georgi 2006; Bruhn 2008), der die Wirkungen des Value für den (externen) Kunden auf die Kundenzufriedenheit, der Kundenzufriedenheit auf die Kundenbindung und der Kundenbindung auf den finanziellen Erfolg strukturiert und beschreibt. Die Originalfassung der Service Profit Chain erklärt zudem die internen Voraussetzungen für diesen externen Service-Erfolg. Sie unterstellt, dass – vergleichbar mit der externen Kette – ein interner Service Value geschaffen wird, der sich auf die interne Kundenzufriedenheit auswirkt, die wiederum Einfluss auf die interne Kundenbindung/Mitarbeiterbindung nimmt (Bruhn 2003), und die finanzielle, interne Zielgröße ist in diesem Fall die Mitarbeiterproduktivität. Mitarbeiterbindung und Mitarbeiterproduktivität schaffen dann den Link zur externen Service Profit Chain, indem sie direkten Einfluss auf den Wert für den externen Kunden haben.
Dominik Georgi
4. Entrepreneurial Service Management – Ein Ansatz zur Integration des Entrepreneurial Managements in das Dienstleistungsmanagement
Zusammenfassung
Entrepreneurship und Management gelten bislang in der Literatur als Gegensätze, die sich scheinbar nicht in einem einheitlichen Konzept vereinbaren lassen. Die Initiierung eines neuen Unternehmens unterliegt zahlreichen, sich eher zufällig ereignenden Begebenheiten. So beschreiben Fueglistaller et al. (2008, S. 14) den Prozess des Entrepreneurships als das Erkennen, Nutzen und Evaluieren einer Gelegenheit, die auf einem wirtschaftlichen Ungleichgewicht oder asymmetrischen Informationen beruht. Wie vermag nun die Systematik des Managements in Form von Planung, Steuerung und Kontrolle eines Entwicklungsprozesses (Stauss/Bruhn 2004, S. 6) das unternehmerische Handeln zu systematisieren? Ebenso stellt sich die Frage, ob Elemente des Strategischen Managements in das Konzept des Entrepreneurships integriert werden können (Ireland 2007, S. 7ff.).
Harald Pechlaner, Benedict C Döpfer
5. Customer Value bei Dienstleistungen – Managementherausforderungen zwischen interner und externer Kundenorientierung
Zusammenfassung
Die Ausrichtung von Produkten und Dienstleistungen an den Wertvorstellungen des Kunden ist entscheidend, um Wettbewerbsvorteile zu generieren. Sie wird von Praxis und Wissenschaft als zentrale Managementherausforderung für das Erzielen von nachhaltigen Erfolgen betrachtet. In vielen Branchen rückte „Serviceorientierung“ in den letzten Jahren auf der Management-Agenda ganz nach oben. Das Thema Serviceorientierung erhält in der Praxis zunehmend eine ähnlich hohe Resonanz wie in der Wissenschaft, wo Konzepte mit Kundenfokus seit den 1980er Jahren im Zentrum der Marketingforschung stehen. Im Laufe des Beitrags wird „Kundenorientierung“ synonym zu der im Titel des Bandes verwendeten „Serviceorientierung“ gebraucht.
Pascal Bühler, Joël-Luc Cachelin, Peter Maas
6. Moderierende Effekte der Ergebnisfairness auf den Service-Encounter
Zusammenfassung
Serviceorientierung ist für die Zielerreichung von Dienstleistungsunternehmen eine unverzichtbare Mitarbeitereigenschaft geworden (Beatson et al. 2008, S. 213). Seit der Einführung des Konzeptes in die wissenschaftliche Diskussion 1984 durch Hogan et al. konnten in einer Vielzahl von Studien Effekte der Serviceorientierung nachgewiesen werden, die den Unternehmenserfolg nachhaltig fördern (Hogan et al. 1984; Schneider/ Bowen 1985; Dienhart et al. 1992, S. 344; Keillor et al. 1999, S. 111; Lytle/ Timmermann 2006; Yoon et al. 2007; Beatson et al. 2008). Der so genannte Service Encounter – die Kunden-Mitarbeiter-Interaktion – ist bei personenbezogenen Dienstleistungen der Kern der Leistungserstellung (Bitner et al. 1990). Umso wichtiger ist für Dienstleistungsunternehmen im Hinblick auf die Kundenzufriedenheit und -loyalität beispielsweise die Akquise und adäquate Schulung serviceorientierter Mitarbeiter (Bitner et al. 1990; Lytle et al. 1998). Serviceorientierung definiert sich durch die Disposition eines Mitarbeiters, sich dem Kunden gegenüber behilflich, aufmerksam, entgegenkommend und kooperativ zu verhalten (Hogan et al. 1984, S. 167).
Michael Lingenfelder, Diana Nöcke
7. Impact of Front-line Employee Performance on Brand Perception – a Case from AUDI AG
Zusammenfassung
This paper reports on a study challenging the market value of people branding as a modern concept to strengthen brand image by managing brand building employee front-line performance.
Sina Fichtel, Nina Blankenberg, Stefanie Ammler
8. Das Stressoren-Ressourcen-Modell der Dienstleistungsinteraktion – Eine theoretische Betrachtung
Zusammenfassung
Die Interaktion zwischen Kundenkontaktmitarbeitern als Repräsentanten eines Unternehmens und dessen Kunden ist integraler Bestandteil der Dienstleistungserstellung (u.a. Parasuraman et al. 1985; Gwinner et al. 1998; Bitner et al. 2000). Dies geht so weit, dass die Kunden die Interaktion mit der eigentlichen Dienstleistung gleichsetzen (Bitner et al. 1990). Damit kommt der Mitarbeiter-Kunden-Interaktion eine zentrale Bedeutung für den Erfolg von Dienstleistungsunternehmen zu.
Ruth Stock-Homburg, Gisela Bieling, Youssef El Ouadoudi
9. Serviceorientierung durch Organisationsstolz
Zusammenfassung
Dienstleistungsunternehmen, die sich am Markt erfolgreich als Qualitätsführer positionieren und damit gegenüber deren Wettbewerbern abheben wollen, setzen sich zusehends das Ziel, Kunden nicht nur zufrieden zu stellen, sondern diese begeistern zu wollen. Ein zentraler Stellhebel, um dieses Ziel zu erreichen, kann in der Serviceorientierung der Mitarbeiter im Kundenkontakt gesehen werden. Eine derartige Servicestrategie, durch eine hohe Serviceorientierung begeisterte Kunden („Customer Delight“) zu schaffen, bedarf allerdings ihrerseits wieder der Voraussetzung, dass auch die Mitarbeiter Begeisterung für die eigenen Leistungen und das Unternehmen empfinden. Dienstleistungsunternehmen sind in diesem Zusammenhang entsprechend auf Mitarbeiter angewiesen, die eine echte Begeisterung für ihre Tätigkeit aufweisen und stolz auf ihr Unternehmen sind (Böhm 2008a, S. 76).
Matthias H.J. Gouthier, Miriam Rhein
10. Mitarbeiterbindung: Ein Einblick in ein schwieriges Objekt und den Status quo der Diskussion
Zusammenfassung
Die Bindung der Leistungsträger stellt stets eine der personalwirtschaftlichen Schlüsselaufgaben (Berthel/Becker 2010) zukunftsorientierter Unternehmungen dar. Dieser Sachverhalt erfährt im Hinblick auf die demografische Entwicklung (Birg 2001; Meißner/ Becker 2007) zusätzliche Brisanz. „Mitarbeiterbindung“ ist dabei ein relativ junges Objekt der personalwirtschaftlichen Diskussion. Dies zeigt sich am mageren, wenngleich heterogenen Forschungsstand. Zudem ist „Mitarbeiterbindung“ kein einfaches Objekt der Auseinandersetzung. Vordergründig ist zwar klar, um was es sich handelt (vereinfacht: Erhaltung der Bleibemotivation der Mitarbeiter). Doch handelt es sich nun um einen Zustand, um Maßnahmen, bezieht es sich auf alle Mitarbeiter, welcher Dauer unterliegt es u.a.m.? Im vorliegenden Beitrag wird ein Überblick über die aktuelle wissenschaftliche Diskussion gegeben – vom Begriff über empirische Studien bis hin zu theoretischen Arbeiten.
Fred G. Becker
11. Rekrutierung von serviceorientierten Mitarbeitern – Ausbildung als Ressource am Beispiel der Bankausbildung
Zusammenfassung
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der dualen Ausbildung, einem traditionellen Einstieg für Schulabgänger in das Berufsleben, als Chance zur Rekrutierung von serviceorientierten Fachkräften im Bankenbereich. In der Bankenbranche kam es in den letzten Jahren zu Veränderungen (Globalisierung, Deregulierung, Informations- und Kommunikationstechnologie und Kundenverhalten), die Einfluss auf die Unternehmensstrategie sowie auf die Kompetenzanforderungen an die Mitarbeiter hatten. Weiterhin kam es im Bereich der Filialbanken zu einem Strategiewechsel, der sich derart gestaltet, dass nicht mehr jeder Bankberater alle Produkte beratungsintensiv verkauft, sondern vielmehr Kunden zu Kundensegmenten zusammengefasst werden und diese von speziell auf deren konkreten Interessen geschulten Bankberatern betreut werden. Diese Veränderungen nahmen Einfluss auf die Gestaltung der Ausbildung (Vitols 2003, S. 2ff.; Krah 2006, S. 48; Abicht/Freikamp 2007, S. 15f.).
Maike Kriependorf
12. Förderung der individuellen Lösungskompetenz durch interne Kommunikation: Möglichkeiten und Voraussetzungen
Zusammenfassung
Unternehmen unterschiedlichster Branchen nutzen seit einiger Zeit verstärkt Dienstleistungen als integrative Bestandteile von Kundenlösungen, um Kundenvorteile zu erzielen und sich im Wettbewerb zu profilieren. Kundenlösungen sind systematisch aufeinander abgestimmte Kombinationen aus Sach- und Dienstleistungen, die als ganzheitliche Lösungen auf die Bewältigung individueller Kundenprobleme ausgerichtet sind (z.B. Kersten et al. 2006, S. 191; Schmitz 2008, S. 668). Das Angebot von Kundenlösungen wird oftmals als Ausdruck eines wettbewerbsstrategischen Evolutionspfades bzw. als ein Diversifikationsprozess in das Dienstleistungsgeschäft betrachtet, der mit vielfältigen Herausforderungen verbunden ist (Burr 2003, S. 363). So kann die Wertschöpfung von Kundenlösungen als interaktive Wertschöpfung (Reichwald/Piller 2002, S. 29ff.) nur in intensiver Zusammenarbeit zwischen den jeweils beteiligten Mitarbeitern auf Anbieterund Kundenseite erfolgen. Daher stellt die zielorientierte Steuerung des Kundenkontaktpersonals bei Kundenlösungen unbestritten ein Schlüsselproblem dar.
Gertrud Schmitz, Michaela Dietz, Simone Eberhardt
13. Das Konzept des Internen Servicebarometers – Bestandsaufnahme, Methodik und empirische Befunde
Zusammenfassung
Die konsequente Ausrichtung der Unternehmensaktivitäten am Kunden ist die zentrale und allgemein anerkannte Gemeinsamkeit verschiedener Teildisziplinen des Marketing, wie z.B. des Konsumgüter-, Industriegüter-, Relationship und des Dienstleistungsmarketing. Grundlage dieser Ausrichtung ist die vielfach auch empirisch bestätigte Annahme, dass sich die Kunden- und Marktorientierung eines Unternehmens positiv auf dessen Erfolg auswirkt (zu den Wirkungen der Kunden- und Marktorientierung z.B. Pulendran/ Speed/Widing 2000; Krafft/Hoyer/Reinartz 2002; Hadwich 2003; Gupta/Zeithaml 2006; Morgan/Rego 2006; Krafft 2007). Die Wirkung zwischen den kundenorientierten Aktivitäten und dem ökonomischen Erfolg des Unternehmens vollzieht sich über eine Kette aus psychologischen und Verhaltenswirkungen beim Kunden, die in der Literatur anhand der so genannten Erfolgskette des Marketing strukturiert werden (Storbacka/ Strandvik/Grönroos 1994; Anderson/Mittal 2000; Bruhn 2009; vgl. auch Abbildung 1). Zentrale Größen in dieser Erfolgskette sind beispielsweise psychologische Konstrukte wie Kundenzufriedenheit, Vertrauen, Commitment sowie faktische Verhaltensweisen wie Wiederkauf, Weiterempfehlung und Preiserhöhungstoleranz
Manfred Bruhn
14. Aufbau und Steuerung eines markenkonformen Mitarbeiterverhaltens – Bestandsaufnahme und kritische Würdigung aus Sicht der internen Markenführung
Zusammenfassung
Die Bedeutung der Marke als zentraler Werttreiber für Unternehmen ist in Wissenschaft und Praxis unbestritten (z.B. Aaker 1992; Burmann et al. 2003; Burmann et al. 2005; BBDO 2007; Esch 2008). Dies führt dazu, dass Unternehmen vermehrt das Markenimage in der Wahrnehmung der Kunden stärken und verbessern sowie neue starke Marken etablieren. Vielen Unternehmen gelingt dies jedoch nur unzureichend, da sie den Schwerpunkt auf die externe Kommunikation setzen und die unternehmensinterne Verankerung der Marke im Verhalten der Mitarbeitenden vernachlässigen (Wittke-Kothe 2001, S. 2). Gemäß einer Studie von PriceWaterhouseCoopers sehen 60 Prozent der befragten Mitarbeitenden eine stärkere Fokussierung der Markenführung auf die Kunden als auf die Mitarbeitenden (PriceWaterhouseCoopers 2002; Esch et al. 2005b, S. 415). Dies verdeutlicht die hauptsächlich nach außen gerichtete Auseinandersetzung mit dem Thema Marke.
Manfred Bruhn, Verena Batt
15. Ergeben Serviceorientierung und Brand Behavior ein Branded Service Behavior? – Der Versuch einer Zusammenführung
Zusammenfassung
Im Dienstleistungskontext und vor dem Hintergrund der charakteristischen Merkmale von Dienstleistungen (Immaterialität und Integration des externen Faktors) nimmt der Mitarbeiter eine herausragende Stellung ein. Aus Sicht des Kunden repräsentiert er das Unternehmen und wird somit zum Inbegriff des Unternehmens, das schließlich nur so verlässlich, kompetent, sachkundig und zuvorkommend ist, wie der Mitarbeiter selbst (Anderson/Huang 2006). “For the customer the employee is the service, the company, and the brand“ (Zeithaml et al. 1996, S. 304).
Maya Knorpel, Volker Kuppelwieser
16. Transformationale Führung und sozialer Austausch als Bedingungen interner Kundenorientierung
Zusammenfassung
Die meisten Stellen innerhalb einer Organisation bieten auch Leistungen für andere Mitarbeiter der gleichen Organisation an. Die Tätigkeit eines Controllers, eines Systemadministrators oder eines Justiziars richtet sich auch auf andere Mitarbeiter und deren Tätigkeit wirkt wiederum zurück auf die Controller etc. So sind die Manager eines Unternehmens auf verlässliche Zahlen aus dem Controlling angewiesen, die Controller wiederum brauchen Unterstützung vom Systemadministrator und die Mitarbeiter der Personalabteilung brauchen unter Umständen die Unterstützung vom Justiziar: In jedem der genannten Beispiele lässt sich ein Empfänger der Arbeitsleistung und damit auch ein Kunde im Unternehmen ausmachen. Verfolgt man diese Perspektive konsequent weiter, so leistet letztlich tatsächlich jeder Mitarbeiter einer Organisation in irgendeiner Weise Dienste für andere Mitarbeiter, die auf dessen Leistungen angewiesen und damit interne Kunden des betreffenden Mitarbeiters sind. Die Frage, ob der einzelne Mitarbeiter ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass andere auf seine Leistungen angewiesen sind, und wie gut es ihm gelingt, sich auf die Erwartungen und Wünsche der Leistungsempfänger einzustellen, wird mit dem Konzept der internen Service- bzw. Kundenorientierung beschrieben.
Alexander Pundt, Friedemann W. Nerdinger
17. Die organisatorische Gestaltung interner Dienstleistungen durch Serviceorientierte Unternehmensstrukturen
Zusammenfassung
Dienstleister und Hersteller von Produkten betrifft es gleichermaßen: In Zeiten des globalisierten Wettbewerbs sind Organisationsstrukturen zu einem wichtigen Einflussfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit geworden. Die fehlende Marktorientierung von Unternehmenseinheiten, die sich in mangelnder Dynamik und geringen Anreizen zur Lieferung hoher Qualität und zur Ausnutzung von Kostensenkungspotenzialen konkretisiert, wird als eine wesentliche Schwäche der Funktionalorganisation angesehen (Frese/Lehmann 2000, S. 210f.; Hess/Wittenberg 2003, S. 168). Dabei geht es weniger um die reine Herstellung, denn hier wurden bereits umfassende Produktivitätsreserven mobilisiert. Vielmehr dominieren in den allermeisten Unternehmen die internen Dienstleistungen, die oftmals den Gemeinkosten zugeordnet werden und deren Produktivität und Beitrag zur Profitabilität sich nur in seltenen Fällen messen und erhöhen lassen. Diesen Tatbestand kritisierend wird vermehrt auf den bestimmenden Einfluss flexibler Organisationsformen auf den ökonomischen Erfolg hingewiesen. Es konkretisiert sich zunehmend die Ansicht, dass es dezentralisierter Entscheidungsstrukturen bedarf, um den vielfältigen Marktanforderungen erfolgreich zu begegnen (Sandbiller 1998; Malone 2004a; 2004b). Diese angestrebten neuen Leistungseinheiten lassen sich mit Attributen wie klein, autonom, flexibel und kundenorientiert beschreiben. Gefordert sind überschaubare, marktnahe Organisationsstrukturen mit dezentralen Entscheidungskompetenzen (Sandbiller 1998, S. 2; Frese/Lehmann 2000, S. 211). Transaktionen in der Unternehmung sollen analog zu externen in Form von Kunden-Lieferanten-Beziehungen durchgeführt und berechnet werden.
Sabine Haller, Sebastian von Klinski
18. Kulturbedingte Serviceorientierung: Erkenntnisse der aktuellen Unternehmenskulturforschung mit Implikationen für die Praxis
Zusammenfassung
Wann empfinden wir die Leistung, die uns in einem Hotel entgegengebracht wird, als ‚guten Service’? Was macht ‚guten Service’ in unserer Bankfiliale, in unserem Stammlokal, bei dem Telekommunikationsanbieter, dem Shopping im Internet oder gar dem Finanzamt aus? Was bedeutet ‚guter Service’ am Arbeitsplatz und in Bezug auf unseren Arbeitgeber? Eines scheint eindeutig, Serviceorientierung ist nicht ausschließlich auf Produkte und die Beziehung Unternehmen-Kunden beschränkt. Vielmehr durchzieht Serviceorientierung die komplette Vielfalt formeller und informeller Interaktionen, sei es am Arbeitsplatz, gegenüber Kunden oder im Kontakt mit öffentlichen Behörden. Mit ‚gutem Service’ meinen wir in der Alltagssprache immer die spezifische Qualität einer Situation, in der wir uns als Kunde, Mitarbeiter etc. befinden. Die Wertung wird maßgeblich von der Diskrepanz zwischen unserer Erwartungshaltung und Erfahrung und dem konkret erlebten Service geprägt. Wenn von ‚gutem Service’ gesprochen wird, wird dabei häufig das Verhalten (z.B. eine Aufmerksamkeit) einer speziellen Person gemeint. Ist Serviceorientierung damit eine Qualität, Einstellung und Kompetenz von Individuen oder auch der Gesamtorganisation?
Sonja A. Sackmann, Martin Friesl
19. Serviceorientierung in internationalen Unternehmen – Bedeutung, Probleme und Lösungsansätze
Zusammenfassung
Die Service-Dominant-Logic von Vargo und Lusch (2004) hat neue Diskussionen in der Servicemanagement-Community um die Frage der Serviceorientierung angestoßen. Serviceorientierung bezeichnet die konsequente Ausrichtung der Organisation an dem Begriff „Service“. Unter Service wird das generelle Objekt eines Austauschprozesses verstanden. Produkte dienen dabei allein als Hilfsmittel innerhalb der Interaktion. Service ist der Einsatz von Kompetenzen (operative Ressourcen, Wissen, Fähigkeiten), unterstützt durch Instrumente, Prozesse und Leistungen, mit dem Ziel, einen Vorteil für ein anderes Wirtschaftssubjekt oder für die eigene Wirtschaftseinheit zu generieren (Vargo/ Lusch 2007). Für den Unternehmenserfolg ist Service Excellence von immer größer werdender Bedeutung (Bruhn et al. 2007). Dies erfordert aber die Etablierung von Serviceorientierung und des Integrationsgedankens auf Organisations- und Individualebene (Homburg et al. 2002; Vargo/Lusch 2007).
Karsten Hadwich, Stephanie Bothe
20. Serviceorientierung als Erfolgsfaktor des Exports von industriellen Dienstleistungen
Zusammenfassung
Die deutsche Wirtschaft verzeichnet seit Jahren deutliche Exportüberschüsse und zählt damit zu den führenden Nationen im Außenhandel. Mit einem Anteil von 9,5 Prozent am weltweiten Warenexport nimmt Deutschland noch vor China (8,8 Prozent) den ersten Platz ein (WTO 2008). Der Anteil der deutschen Dienstleistungen am Gesamtexport ist mit 15 Prozent jedoch gering und liegt damit deutlich hinter dem anderer europäischen Staaten zurück. Gemessen an ihrer gesamtwirtschaftlichen Bedeutung schöpft die deutsche Dienstleistungsbranche damit ihre Exportpotenziale nicht aus (Bundesregierung 2008). Dabei hat sich das starke Auslandsengagement deutscher Unternehmen stets als Stütze der Konjunktur erwiesen. Durch die Internationalisierung ihrer Wertschöpfungsketten bleiben deutsche Unternehmen auf heimischen und internationalen Märkten wettbewerbsfähig und sichern somit Beschäftigung und Ausbildungsplätze (DIHK 2008).
Maren von Selasinsky, Christina Sichtmann
21. Serviceorientierung in Organisationen ohne Marktorientierung
Zusammenfassung
Auf die Aufforderung der Bistumsleitung an alle katholischen Bildungseinrichtungen, ein Leitbild zu erstellen, gab der Schuldirektor eines katholischen Gymnasiums eine Kopie der Hausordnung ab. Den Vorschlag des Pfarrgemeinderates, den sakralen Kirchenraum für Gottesdienstbesucher angenehmer zu gestalten, lehnte der zuständige Pfarrer mit der theologischen Antwort ab: „Dafür bin ich nicht geweiht“. Und im katholischen Tagungshaus wird die für 12:00 Uhr angekündigte Essensausgabe pünktlich um 12:05 Uhr beendet, obwohl zwei Seminargruppen noch nicht im Speisesaal eingetroffen waren (Alle Beispiele stammen aus Erfahrungen des Autors aus dem Sommer 2009).
Bernd Halfar
22. Serviceverständnis und -qualität in der Altenpflege und organisationsweite Maßnahmen zu deren Beeinflussung
Zusammenfassung
Das Gesundheitswesen ist die Wachstumsbranche des 21. Jahrhunderts. Bereits aktuell werden 11 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in dieser Branche erwirtschaftet und 11 Prozent der Arbeitsplätze sind hier verortet. Diese Entwicklung wird vor allem aufgrund von demografischen Veränderungen und dem technologischen Fortschritt nicht abreißen (Berkermann et al. 2007). Vielmehr wird die Branche geprägt sein durch steigende Ausgaben und zunehmendem Kostendruck. Auch ist von Ineffizienzen im Gesundheitswesen die Rede (Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. 2004) und es fehlt oftmals an einer betriebswirtschaftlichen Professionalisierung der Akteure. Wie in keiner anderen Branche handelt es sich um eine Dienstleistungsbranche, deren Qualität insbesondere durch den Einsatz von Arbeitskräften beeinflusst wird. Um in der Patientenversorgung oder aber auch der Pflege von Bedürftigen hohe Versorgungs- und Lebensqualitäten zu erreichen, muss eine klientenzentrierte Dienstleistung erbracht werden und ein entsprechendes Serviceverständnis der Akteure innerhalb der Dienstleistungserstellung in Interaktion mit den Bedürftigen erfolgen. So werden Dienstleistungsorganisationen schließlich den sich ändernden Anforderungen der Anspruchsgruppen (vor allem Bedürftige und Angehörige mit zunehmender Souveränität und Selbstbewusstsein, Kostenträger mit primärem Augenmerk auf Qualität und Kosten) gerecht und können sich dauerhaft in der Branche behaupten.
Adelheid Susanne Esslinger, Edeltraud Rager
Backmatter
Metadaten
Titel
Serviceorientierung im Unternehmen
herausgegeben von
Univ.-Prof. Dr. Manfred Bruhn
Univ.-Prof. Dr. Bernd Stauss
Copyright-Jahr
2010
Verlag
Gabler
Electronic ISBN
978-3-8349-8577-4
Print ISBN
978-3-8349-1773-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8349-8577-4