Zur Beschreibung des Materialflusses wird ein makroskopisches Modell (Makro-Modell) basierend auf einer Erhaltungsgleichung verwendet (siehe [
7,
19,
22]). Aufgrund der Analogie zur Modellierung von Flüssigkeiten, wird es auch als „Flussmodell“ bezeichnet. Während in der mikroskopischen Simulation Stückgüter einzeln betrachtet werden, wird hier nicht mehr die Bewegung des einzelnen Stückgutes betrachtet, sondern die Gesamtheit aller Güter. Daher wird es als „makroskopisches Modell“ bezeichnet. Die Gesamtheit der Güter wird als Dichteverteilung modelliert. Makroskopische Modelle werden häufig als Grenzwert von mikroskopischen Modellen hergeleitet, wenn die Anzahl der Stückgüter gegen unendlich geht (siehe z. B. [
8] für die Herleitung des hier genutzten makroskopischen Modells). Sie eignen sich somit besonders gut für die Beschreibung von Materialfluss mit hoher Stückgutzahl. Die Gesamtheit der Stückgüter wird als Dichteverteilung
\(\rho =\rho (x,t)\) abhängig von Ort
\(x\) und Zeit
\(t\) modelliert, wobei
\(x\in \Omega \subset R^{2}\) und
\(t\geq 0.\) Das Problem wird auf eine zweidimensionale Betrachtungsweise reduziert.
$$\partial _{t}\rho +\nabla \cdot (\rho \left(v^{T}\left(x\right)+v^{\mathrm{dyn}}\left(\rho \right)\right)=0$$
(3)
$$v^{\mathrm{dyn}}\left(\rho \right)=H\left(\rho -\rho _{\max }\right)\cdot I(\rho )$$
(4)
$$I\left(\rho \right)=-\epsilon \frac{\nabla \left(\eta \mathrm{*}\rho \right)}{\sqrt{1+|\left| \nabla \left(\eta \mathrm{*}\rho \right)\right| |}}$$
(5)
$$\rho \left(x,0\right)=\rho _{0}\left(x\right)$$
(6)
Die Dichte
\(\rho _{0}\left(x\right)\) beschreibt die Verteilung der Güter auf dem Bandförderer zum Zeitpunkt
\(t=0\). Sie berücksichtigt die initiale Positionierung der Güter auf dem Förderband und kann direkt aus der mikroskopischen Positionierung (
2) berechnet werden, siehe [
6]. Da es sich um eine explizite Beschreibung handelt, kann für die initiale Dichte auch die Positionierung zu jedem beliebigen Zeitpunkt gewählt werden. Die Geschwindigkeit des Materials berechnet sich aus den beiden Geschwindigkeitsgrößen
\(v^{T}\left(x\right)\) und
\(v^{\mathrm{dyn}}\left(\rho \right)\). Die Geschwindigkeit
\(v^{T}\) beschreibt externe Komponenten, welche die Geschwindigkeit der Stückgüter ortsabhängig beeinflussen wie bspw. eine Bandgeschwindigkeit. Ein Stückgut, welches sich im Ort
\(x\) befindet, sollte sich mit der zeitunabhängigen Geschwindigkeit
\(v^{T}\left(x\right)\) bewegen. Ist jedoch die Dichte
\(\rho (x,t)\) nahe der maximalen Dichte
\(\rho _{\max }\), ändert sich die Geschwindigkeit des Stückgutes in Abhängigkeit von der Dichteverteilung in der Umgebung. In diesem Fall wird die Heaviside Funktion
$$H\left(\rho -\rho _{\max }\right)=\left\{\begin{array}{c} 0,\qquad \rho <\rho _{\max } \\ 1,\qquad \rho \geq \rho _{\max }. \end{array}\right.$$
(7)
aktiv und schaltet das dynamische Geschwindigkeitsfeld
\(v^{\mathrm{dyn}}\left(\rho \right)\) hinzu, woraus sich Änderungen in der Geschwindigkeit ergeben. Anschaulich gesprochen können in eine Umgebung, die so dicht wie möglich mit Stückgütern versehen ist, keine weiteren Stückgüter hineinlaufen und deshalb wird die Bewegungsrichtung der Stückgüter angepasst. Der *‑Operator ist der Faltungsoperator. Der Wert
\((\eta \mathrm{*}\rho )(x)\) ist derjenige Dichtewert, der sich als gewichteter Mittelwert der Dichteverteilung um den Ort
\(x\) ergibt. Der Glättungskern
\(\eta\) gewichtet die Dichteverhältnisse in der Umgebung und im Folgenden wird als Glättungskern der zweidimensionale Gauss Filter
$$\eta \left(x\right)=\frac{\sigma }{2\pi } \exp \left(-\frac{1}{2} \sigma \left(x_{1}^{2}+x_{2}^{2}\right)\right),\qquad$$
(8)
verwendet. Der Parameter
\(\sigma >0\) skaliert die Breite des Glättungskerns. Je größer
\(\sigma\), desto kleiner ist die Umgebung, die zur Berechnung der gewichteten Dichte
\((\eta \mathrm{*}\rho )(x)\) genutzt wird. Im Folgenden wird im Einklang mit der Literatur [
22]
\(\sigma =10000\) genutzt. Somit gehen nur Dichtewerte aus der unmittelbaren Umgebung des Punktes
\(x\) in die Berechnung des gewichteten Mittelwertes ein, d. h. es wird lokal geglättet. Die Geschwindigkeit in Abhängigkeit der Dichteverhältnisse wird über den Kollisionsoperator
\(I\left(\rho \right)\) angepasst. Überfüllte Gebiete in der Umgebung können somit in der Berechnung der Bewegungsrichtung berücksichtigt werden. Der Parameter
\(\epsilon >0\) gewichtet die Abstoßkräfte in Abhängigkeit der Bandgeschwindigkeit. Im Folgenden wird
\(\epsilon =2 v^{T}\) gewählt (siehe [
8]). Der mathematische Vorteil von Flussmodellen gründet sich darin, dass der Aufwand der Auswertung einer Simulation unabhängig von der Anzahl der zu betrachtenden Stückgüter ist, da die Anzahl
N der Stückgüter in den Gleichungen nicht zu berücksichtigen ist. Das kommt besonders der rechenintensiven Optimierung bei hoher Stückgutzahl zu Gute, bei denen die mikroskopische Simulation bereits bei einfachen Simulationsläufen sehr rechenintensiv ist.