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17.06.2025 | Social Media Marketing | Nachricht | Online-Artikel

Whats App wird zum Werbekanal

verfasst von: dpa, Eva-Susanne Krah

3:30 Min. Lesedauer

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Vor mehr als zehn Jahren zahlte der Facebook-Konzern, heute Meta, rund 22 Milliarden Dollar für den Instant Messengerdienst Whats App. Mit Werbung bei dem Chatprovider hielt er sich zurück. Jetzt wird Whats App doch zum Werbekanal.

Die Meta-Marke Whats App startet mit Werbeeinblendungen.


Der Chatdienst Whats App führt Werbeanzeigen in dem Bereich "Aktuelles" ein. Dort können Nutzer für 24 Stunden Bilder und Videos als sogenannte Statusmeldungen für ihre persönlichen Kontakte veröffentlichen. Persönliche Unterhaltungen, Anrufe und Statusmeldungen sollen weiterhin mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt und damit nur von den jeweiligen Nutzern sichtbar sein. Nutzern soll es so ermöglicht werden, ein neues Unternehmen zu finden und ein Gespräch mit ihm über ein Produkt oder eine Dienstleistung zu beginnen, die es im Status der Nutzer bewirbt, heißt es in einer Meta-Mitteilung.

Zur Personalisierung der Werbung sollen andere Daten verwendet werden, zum Beispiel,

  • in welchem Land und welcher Stadt sich die Nutzer aufhalten,
  • auf welche Sprache ihre Geräte eingestellt sind und mit der Zeit auch,
  • mit welchen Anzeigen sie bei Whats App bereits interagierten.

Der Chatdienst gehört seit mehr als einem Jahrzehnt dem Facebook-Konzern Meta. Daher können Nutzer ihre Accounts bei verschiedenen Diensten wie Facebook, Instagram und Whats App auch in einer Kontenübersicht verknüpfen. Wird dies durchgeführt, werden zur Personalisierung der Whats-App-Anzeigen auch Werbepräferenzen aus den anderen Apps verwendet.

Einführung über mehrere Monate

Um Werbung in der App schalten zu können, muss ein Unternehmen auf Whats App präsent sein. Laut Nikila Srinivasan, Vice President Product Management und Business Messaging bei Meta, will man zunächst mit wenigen Werbepartnern starten. Wie schnell die Werbung Deutschland erreicht, ist unklar. Der Anbieter will sie nach eigenen Angaben "weltweit über die nächsten Monate" einführen.

Im Bereich Aktuelles sehen Nutzer auch sogenannte Kanäle, in denen sie Beiträgen von Anbietern folgen können. Die Kanal-Betreiber werden künftig auch Bezahl-Abonnements verkaufen können. Zudem wird es möglich sein, die Kanäle als Werbung in dem Bereich sichtbarer zu platzieren.

Anzeigen für 1,5 Milliarden Nutzer

Whats App kommt Meta zufolge auf drei Milliarden monatlich aktive Nutzer, auf den "Aktuelles"-Bereich greifen demnach täglich 1,5 Milliarden zu. Vor der Übernahme versprachen die Gründer Jan Koum und Brian Acton, Whats App mit einer Jahresgebühr von einem Dollar oder Euro ohne Werbung zu betreiben. Der Facebook-Konzern kaufte die App 2014 für am Ende rund 22 Milliarden Dollar und versuchte zunächst lange Zeit nicht, damit Geld zu verdienen. US-Wettbewerbshüter kritisieren, Facebook habe mit der Übernahme einen Konkurrenten ausgeschaltet und wollen vor Gericht die Abspaltung von Whats App erreichen. Mitgründer Acton unterstützt inzwischen den Konkurrenzdienst Signal.

Während laut einem Bericht der "Süddeutsche Zeitung" die Ankündigung von Whats App bei Anlegern gut ankam und Meta-Aktien an der Wall Street um 2,5 Prozent stiegen, sehen deutsche Verbraucherschützer die Entscheidung des Konzerns aufgrund der geplanten Datennutzung vor dem Hintergrund des EU-Rechts kritisch.

Messenger als Marketinginstrument

Instant-Messenger gehören zu den meistgenutzten Apps auf dem Smartphone, schreibt der Springer-Autor Matthias Mehner im Kapitel "Messenger Marketing & Recht: Datenschutzkonformer Einsatz von WhatsApp, Facebook Messenger & Co." seines Buchs "Messenger Marketing". Dementsprechend interessierten sich immer mehr Unternehmen für das sogenannte "Messenger" oder "Conversational Marketing", also den Kundenkontakt über Messenger-Dienste wie Whats App, den Facebook Messenger oder Snapchat.

Erwin Lammenett betont im Kapitel "Meta: Facebook und Instagram" seines Springer-Buchs "Praxiswissen Online-Marketing", dass Facebook zum "Mega-Konkurrent für die etablierten Werbevermarkter" avanciert ist. Im November 2024 hatte das Unternehmen in den USA allein "einen Marktanteil von 53,45 Prozent", rechnet er vor (Seite 383, Quelle: Statista 25b). Im Jahr 2024 hielt Meta einen Marktanteil von 21,9 Prozent am weltweiten Digitalwerbemarkt und lag damit auf Platz zwei hinter Google, so Lammenett (Quelle: Adzine 2024).

Für ihn kommt die Entwicklung mit Whats App daher nicht überraschend. Schließlich können schon seit einigen Jahren auch Werbung auf Instagram über den Facebook-Werbemanager geschaltet werden. Und bereits im Oktober 2020 sei bekannt geworden, dass der zum Meta-Konzern gehörende Messengerdienst künftig seinen Nutzern ermöglichen werde, direkt aus einem Chat Produkte einzukaufen und sich über diese zu informieren. Dabei ist der Nutzerkomfort ein entscheidender Punkt: Endkunden verwenden dabei ihre gewöhnliche Whats-App-Anwendung und müssen keine zweite mobile Lösung installieren, so Lammenett.

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