Andrea Amerland, Portalmanagerin Management. Chefin vom Dienst.
Andrea Amerland
Shitstorms drohen, der kritische Druck im Web wächst und manch ein PR-Manager denkt: "Wer sich in die Social-Web-Öffentlichkeit begibt, kommt in ihr um“. Warum also nicht lieber gleich ganz draußen bleiben? Ein Kommentar.
Derzeit springen sie uns regelrecht wieder an, die Studien und Umfragen, die beinahe emphatisch verkünden: Social Media boomt. So steigt laut der aktuellen Bitkom-Studie die Social-Media-Nutzung in der Zielgruppe 50plus stark an und Facebook bleibt Platzhirsch unter den Social Networks. Und auch die "Social Trends" von Tomorow Focus Media blasen in das gleiche Horn. Jeder der Befragten ist mindestens in einem Sozialen Netzwerk aktiv.
Social Media Business as usual
Also eigentlich nichts neues am Social-Media-Horizont, oder? Nicht ganz. Das Thema Datensicherheit gewinnt durch den NSA-Skandal und die Datenkraken Facebook und Google an Bedeutung. Nun gaben den "Social Trends" zufolge 95 Prozent der Befragten an, dass ihnen die Privatsphäre besonders wichtig ist. Außerdem kommen Werbeanzeigen und so genannte Sponsored Stories bei den meisten immer noch nicht gut an. Nutzer wollen nicht gläsern sein – weder für Werbe- noch für Spionagezwecke. Und Nutzer bekommen beim gehypten Thema Big Data gewiss keine glänzenden Augen.
Der Social-Media-Nutzer - das unbekannte Wesen
Heißt das letztendlich, dass sich der auf seine Privatssphäre bedachte User aus den Social Networks zurückziehen müsste und Unternehmen dort nichts verloren haben? Die Antwort lautet nein. User schätzen bei Unternehmensprofilen nämlich einen hohen Informationsgehalt, Rabattaktionen, direkten Kundendialog und schnelles Beschwerdemanagement. Nutzer wollen Posten und Kommentieren. Sie wollen Aufmerksamkeit, sonst wären sie nicht täglich in ihren Netzwerken aktiv. Aber die Zeiten, in denen Soziale Netzwerke kritiklos gelobt wurden, sind vorbei. Berater Mirko Lange spricht sogar von einem Scheitern der Social-Media-Enthusiasten.
Ist die Kommunikationsrevolution gescheitert?
"Kommunikationsinstrument oder Kommunikationsrevolution?", fragt ein Springer-Autoren-Team im Vorwort des Buches "Social Media in der Organisationskommunikation" folgerichtig. Ihre Antwort: Für die erfolgreiche Kommunikation über Social Media ist "die Sichtweise und die Organisationskultur dahinter" entscheidend (Seite 13).
Social Media ist, was es ist: einfach ein Kommunikationskanal mit guten und schlechten Seiten, mit Möglichkeiten und Grenzen. Euphorisch auf den Tischen zu tanzen, braucht deswegen niemand. Frustriert den Kopf in den Sand zu stecken, ist aber auch keine Lösung.
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