Um im Social Web erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen authentisch und ehrlich kommunizieren. Welche Rolle dabei Blogger und Influencer spielen.
Springer Professional: Welche Bedeutung hat das Social Web heute für die PR-Arbeit?
Fabian Gerstenberg: Die Sozialen Medien bieten eine Fülle an Möglichkeiten, die in der klassischen PR nicht zur Verfügung stehen. Auf kaum einem anderen Weg erreichen Unternehmen und andere Organisationen ihre Zielgruppe so direkt, können sie studieren, indem sie ihre Gespräche verfolgen und – was noch besser ist – selbst in den Dialog mit einsteigen. Wer mit diesen Möglichkeiten sorgsam und professionell umgeht und sich auf Augenhöhe mit den Usern begibt, der kann langfristig die Zielgruppe als Fans und Follower an sich binden.
Was müssen PR-Verantwortliche unbedingt beachten, um im Social Web erfolgreich zu kommunizieren?
Cornelia Gerstenberg: Grundsätzlich gelten die gleichen Regeln wie auch für die klassische PR. Hier steht an erster Stelle: Content is King. Die Inhalte, die man online veröffentlichen möchte, sollten informativ, kommunikativ und abwechslungsreich sein. Der Content muss einen Mehrwert für die Zielgruppe haben. Leeres Geplänkel gibt es online genug. An zweiter Stelle stehen sicher Authentizität und Ehrlichkeit. Die User wollen ernst genommen werden und nichts vorgemacht bekommen. Wer dies nicht berücksichtigt, findet sich schneller als gedacht mitten in einem Shitstorm wieder. Die Community ist gnadenlos und verzeiht so schnell nichts.
Welche Relevanz haben Blogger und Influencer für die Unternehmenskommunikation und was ist beim Erstkontakt zu beachten?
Fabian Gerstenberg: Blogger und Influencer sind – bei aller Professionalisierung – meist Privatpersonen, also Laien. Sie werden von der Zielgruppe als authentisch und glaubwürdig wahrgenommen. Hier liegt eine große Chance für Unternehmen und Organisationen, gerade wenn es um das Thema Imageaufbau und -pflege geht. Aber wie so oft bringt diese Chance einiges mit sich, was dringend beachtet werden muss. Hinter jedem Blog und steckt ein Individuum, ein Mensch. Die Kommunikation mit Bloggern kann und darf also niemals nach dem Gießkannenprinzip erfolgen. Im Gegenteil: Man muss sich jeden Kontakt persönlich und individuell erarbeiten und ihn dann genauso auch pflegen. Blogger und andere Influencer wünschen sich Kooperationen auf Augenhöhe: Das beginnt mit einer persönlichen, freundlichen Ansprache und endet im Zweifelsfall mit einer dauerhaften Zusammenarbeit.
Welche Trends müssen Kommunikationsverantwortliche zukünftig im Blick behalten?
Cornelia Gerstenberg: Wie überall wird auch in der Kommunikation das Leben schneller. Die Zeiten, in denen man seine Schritte in Ruhe durchdenken, planen, besprechen konnte, sind vorbei. PR im Social Web heißt: kommunizieren in Echtzeit. Ein Post ist in der nächsten Sekunde online. Und genauso schnell kann es schon ein Feedback geben. Was wir heute unter Echtzeit verstehen, lässt den PR-Schaffenden aber immer noch Zeit, eine Reaktion zu überdenken – wenn auch die Community zeitnah mit Antworten versorgt werden muss. Echtzeit in der Zukunft wird aber "live" heißen. Neue Funktionen wie Facebooks "Lifestream" werden zunehmen und immer mehr genutzt werden. Instant-Messenger wie Snapchat verbreiten Nachrichten in Windeseile. Kaum geschrieben und gelesen werden die Informationen dann schon wieder gelöscht. An diese Geschwindigkeit und alle Herausforderungen, die diese mit sich bringt, wird sich die PR anpassen müssen.