Spätsommer 2018: Chemnitz in der Krise nach rassistischen Ausschreitungen
Kritik des konventionellen Modus der Krisenbearbeitung in Chemnitz
Für einen transformativen Modus der Krisenbearbeitung
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Kollaborativ-reflexiv: Transformativ Forschende intendieren, einen aktiven Beitrag zu Transformationsprozessen zu leisten (Räuchle und Schmiz 2019). Um die unterschiedlichen Verwicklungen in Machtverhältnisse zu verdeutlichen, scheint der Ansatzpunkt von Schäpke et al. (2017, S. 35) gewinnbringend, zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteuren als radikale Vorreiterinnen und Vorreiter von Transformation und Institutionen als Innovatorinnen des Mainstreams zu betrachten. Dies impliziert, Forschung als Schaffensprozess zu verstehen, in welchem die Kritikerin bzw. der Kritiker die Position des Begutachtens zeitweise verlässt und übergeht zu einem Tun, das „einen pragmatischen Rahmen für Veränderung“ (Terkessidis 2015, S. 12) schafft. Statt sich in distanzierter Haltung zur empirischen Gemengelage zu äußern, steht die Verwicklung von Forschenden in lokale Anwendungsfelder im Blick.
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Solidarisch: Solidarische Formen der Krisenbearbeitung sind auf Veränderungen in Richtung einer sozial-ökologischen Transformation ausgerichtet. Mit dem Begriff der „solidarischen Lebensweise“ umschreibt das I.L.A. Kollektiv (2019) eine mögliche inhaltlich-normative Ausrichtung von Transformationen, die folgenden Prinzipien folgt:„Ein Leben, das nicht auf Kosten anderer Menschen, der Natur oder zukünftiger Generationen geht. Das ist die Voraussetzung für solidarische Lebensweisen – die rote Linie, hinter die reale Utopien nicht zurückfallen wollen“ (I.L.A. Kollektiv 2019, S. 18).Dieser Rahmen bietet Orientierung für Veränderungen, die sowohl Strukturen und Institutionen als auch das Alltagsleben umfassen. Krisenphasen können als Auslöser betrachtet werden, um gesellschaftspolitische wie wissenschaftliche Anstrengungen auf die Analyse und Umgestaltung von Gesellschaftsverhältnissen und Alltagspraktiken zu richten (Brand 2009, S. 11). Voraussetzung für derartige Praktiken im Sinne der solidarischen Lebensweise ist eine Krisendeutung, welche rassistische Ausschreitungen und damit zusammenhängende Krisenphasen in den Kontext grundlegender Krise kapitalistischer Gesellschaftsverhältnisse einordnet.
Ebenen der Kollaboration zwischen Zivilgesellschaft und Wissenschaft
Transformativer Forschungsprozess
Das Projekt „Solidar-O-Mat“: Solidarisches Zusammenleben in Chemnitz analysieren und gestalten
Diskursive Basis: Alternative Krisendeutung und Alltagssolidarität
Missstände in Chemnitz: kaum Einbindung von Personen mit Migrationshintergrund in Bürgergespräche und rechte Sprache wird salonfähig.
Solidarität ist die Grundhaltung, die in Chemnitz fehlt und die heute im Zuge des Neoliberalismus aufgelöst wird. Solidarität ist mehr als gemeinsam auf einem Markt stehen, Solidarität bedenkt täglichen Kampf.
Die Ereignisse im August sind eher ein Katalysator anstatt Bremse, da die Stadt im Mittelpunkt steht.Solidarität herrscht unter denjenigen, die bereits aktiv sind. Für den Großteil der Menschen fehlt jedoch der Bezug zu den anderen, das Gefühl für das gemeinsame Menschsein, das für Solidarität benötigt wird.
Inhalte: Eine Broschüre für sichtbare Solidarität und mehr Engagement
Wir haben die Hoffnung, dass das Engagement verschiedenster Initiativen langfristig eine lebendige demokratische Alltagskultur in unserer Stadt aufbaut, die zur Stabilität der Gesellschaft beiträgt und die zuletzt entstandenen Gräben wieder schließt.