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2022 | Buch

Soziale Affordanzen der Thematisierung auf Medienplattformen

Vom Kennen über das Können zum Wollen bei der Setzung und Gestaltung von Themen

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Über dieses Buch

In der Kommunikation setzen und verhandeln wir Themen für uns selbst und für unser Gegenüber. In der Kommunikation auf Medienplattformen können sowohl journalistische und politische Akteure als auch die Nutzer*innen einzelne Themen spezifisch setzen. Jede*r könnte und jede*r kann Themen mit Hilfe der Techniken problematisieren, aufbereiten und verbreiten – zu jeder Zeit, dabei unterschiedlich relevant. Doch bedeutet allein die Möglichkeit zur Kommunikation auf Plattformen gleichzeitig auch die Möglichkeit zur Thematisierung für eine Öffentlichkeit?
Die Arbeit nimmt sich einer bestimmten Schnittstelle von »Kommunikation« und »Medien« an: dem Gegenstand der »Thematisierung« auf Plattformen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Formalobjekt der internetbasierten Thematisierung, welches aus einer techniksoziologischen Perspektive analysiert wird. Es wird untersucht, welche Formen von Thematisierung auf Plattformen technisch möglich sind und wie sie unter Mitanwesenden realisiert werden. Zur theoretischen Auseinandersetzung wird das Konzept der Affordanzen herangezogen. Themen werden affordanzanalytisch nicht nur gesetzt, sondern auch Plattformcharakterisch gestaltet.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Thematisierung als Element von online-medialer Kommunikation

Frontmatter
Kapitel 1. Komplexe Möglichkeiten zur Thematisierung auf Medienplattformen
Zusammenfassung
Formen und Prozesse von »Thematisierung« in Medien sind genuine Untersuchungsgegenstände für die Kommunikations- und Medienwissenschaft. Traditionell werden sie über die konzeptionelle Schnittstelle von »Medien«, »Kommunikation« und »Öffentlichkeit« untersucht. Im Zuge der medienstrukturellen Veränderungen hat sich diese Schnittstelle in Richtung des sozio-subjektiven Technikgebrauchs zur Thematisierung verschoben. Mediale Thematisierung dient nicht mehr zur Entwicklung einer alleinigen Themenöffentlichkeit. Die Aufbereitung und Verbreitung eines Themas verläuft entlang technischer Strukturen und sozialer Mechanismen, oft auf einer einzelnen Medienplattform. Anzunehmen ist, dass ein Thema entlang der technischen Möglichkeiten und für Mitanwesende aufbereitet, verbreitet, dabei gestaltet und gesetzt wird. In Kapitel eins werden die Bedarfe und Herausforderungen zur Konzeptionalisierung von »internetbasierter Thematisierung« diskutiert. Es entsteht ein Leitfaden für die weiteren Kapitel, um Thematisierung in ihren sozialen sowie technischen Mechanismen, denen sie auf Medienplattformen unterliegen, zu beschreiben und zu erklären. Hierzu werden kommunikationswissenschaftliche Theorien zur Themenentwicklung und Konzeptverständnisse von Affordanzen miteinander verschränkt untersucht. Ziel der Arbeit ist es, ein Konzept von internetbasierter Thematisierung zu entwickeln, welches das soziale sowie das technische Momentum reflektiert und theoretische sowie empirische Analysemöglichkeiten vorschlägt.
Charlotte Knorr
Kapitel 2. Theoretischer Bezugspunkt I: »Themen« und »Thematisierung« als kommunikationswissenschaftliche Untersuchungsgegenstände
Zusammenfassung
Innerhalb der Kommunikations- und Medienwissenschaft gelten »Themen« und »Thematisierung« als genuine Untersuchungsgegenstände. Sie werden hinsichtlich ihrer Erscheinungsformen und Prozesse bei Kommunikation untersucht. In Kapitel zwei wird das kommunikationswissenschaftliche Formalobjekt eines Themas kommunikations- und interaktionstheoretisch diskutiert. Daran anknüpfend werden die bestehenden Verständnisse von Thematisierung vorgestellt. Hierbei wird sich auf bereits etablierte Stränge der Thematisierungsforschung bezogen (Agenda-Setting, Diffusion, Nachrichtenwerttheorie und Framing). Aus beidem, den Verständnissen zu einem Thema sowie den Untersuchungsmöglichkeiten von Thematisierung, ist es möglich, einen Ausgangspunkt für die Untersuchung von Thematisierung auf Medienplattformen zu entwickeln: Internetbasierte Thematisierung soll sowohl über den Technikgebrauch als auch über die subjektive Themenaufbereitung innerhalb sozio-technischer Infrastrukturen konzeptionalisiert werden. Das Kapitel endet mit einer Diskussion, inwiefern der Gebrauch von Techniken auf einer Medienplattform auf sozio-subjektive Prädispositionen zur Thematisierung verweist.
Charlotte Knorr

Entwicklung einer konzeptionellen Basis: Das Setzen und Gestalten von Themen auf einer Medienplattform

Frontmatter
Kapitel 3. Theoretischer Bezugspunkt II: Affordanzen digitaler Medienplattformen
Zusammenfassung
Affordanzen sind allgemein Handlungsaufforderungen eines Gegenstands oder einer Materialität, die ein Subjekt beobachtet, als für den Gegenstand/die Materialität charakteristische Handlungsoption wahrnimmt und situativ selektiert, abschließend realisiert (to afford). Innerhalb der Affordanzforschung – mit Bestehen seit den 1960er Jahren – existieren mittlerweile zahlreiche und dabei unterschiedliche Vorschläge, ab wann die materiellen Handlungsaufforderungen für Subjekte oder soziale Arrangements innerhalb eines praktischen Kontextes als Affordanzen sichtbar werden. Dies begleitend werden Affordanzen in medialen Kontexten noch uneinheitlich operationalisiert. In Kapitel drei werden zuerst die zwei ursprünglichen Konzeptentwürfe aus der Entwicklungspsychologie und der Human Machine Communication vorgestellt. Anschließend werden die Adaptionen dieser zwei Konzeptentwürfe innerhalb der Geistes- und Sozialwissenschaften vorgestellt und reflektiert. Im Mittelpunkt stehen bisherige Positionen zu Affordanzen seitens der Kommunikations- und Medienwissenschaft; das meint Affordanzen, die innerhalb medientechnischer Infrastrukturen und innerhalb eines sozialen Kontextes auf Medienplattformen angenommen und untersucht werden. Das Kapitel endet mit einer Synopse. Die bisherigen Beiträge werden über drei Konzeptlinien systematisiert und der Kommunikations- und Medienwissenschaft zur Schärfung des Konzepts vorgeschlagen. Weiterhin wird deutlich, dass Affordanzen zur internetbasierten Thematisierung triadisch-dynamisch auf der Ebene der Subjekte, auf der Ebene der sozialen Kontexte und auf der Ebene der bereitgestellten Techniken auf einer Medienplattform zu suchen sind.
Charlotte Knorr
Kapitel 4. Systematisierung: Soziale Affordanzen als Leistungsmerkmale in der internetbasierten Thematisierung
Zusammenfassung
Kapitel vier ist als Schlüsselkapitel zu betrachten. Die theoretischen Stränge zum kommunikationswissenschaftlichen Konzept der Thematisierung (Kapitel zwei) und die Genese der Affordanzforschung (Kapitel drei) werden miteinander verzahnt. Das Ziel soll es sein, Thematisierung auf einer Medienplattform als Momentaufnahme des subjektiven Technikgebrauchs und zugleich innerhalb sozialer Kontexte zu untersuchen. Hierzu bedarf es eines Konzepts für das weitere analytische Vorgehen. Die (1) Techniken auf einer Plattform, (2) der subjektive Anlass zum Gebrauch der Techniken und (3) der soziale Kontext der Mitanwesenden werden in ein Verhältnis gesetzt. Die Triade wird mit Hilfe einer sowohl geistes- als auch sozialwissenschaftlich angelegten Artefaktanalyse empirisch geöffnet. Es entsteht ein Framework zur Untersuchung von Affordanzen bei der internetbasierten Thematisierung, welches zugleich die analytische Vorgehensweise für die folgenden Kapitel fünf bis sieben vorgibt.
Charlotte Knorr

Konzeptionalisierung über (1) die Existenzkontexte, (2) die soziale und (3) die szenische Integration von Affordanzen bei Thematisierung

Frontmatter
Kapitel 5. Existenzkontexte von Affordanzen: Bereitgestellte und nicht bereitgestellte Techniken zur Thematisierung
Zusammenfassung
Formen und Prozesse von »Thematisierung« in Medien sind genuine Untersuchungsgegenstände für die Kommunikations- und Medienwissenschaft. Sie sollen in dieser Schrift über die sozio-technischen Mechanismen auf einer Medienplattform konzipiert und untersucht werden. Die von sozialen Akteuren realisierten technischen Handlungsoptionen (= Affordanzen) werden in ein Verhältnis zur Themenaufbereitung und -verbreitung gesetzt. Anzunehmen ist, dass zur Thematisierung auf einer Medienplattform spezifische Affordanzen sichtbar werden. Anknüpfend an eine techniksoziologische Perspektive werden in Kapitel fünf die technischen Anforderungen zur Thematisierung normativ reflektiert. Inwiefern sollte es technisch möglich sein, dass soziale Akteure ihre Themeninhalte für Publika aufbereiten und verbreiten? Welche Techniken müssten dazu bereitgestellt sein? Zuerst werden deduktiv fünf funktionale Leistungsmerkmale von Thematisierung aus kommunikationswissenschaftlichen Öffentlichkeitstheorien abgeleitet. Diese fünf werden in einem induktiven Schritt über die gestalterischen Oberflächen der Medienplattformen untersucht: (1) die Hervorhebung und Auslegung von Relevanz, (2) die technisch ermöglichte Tiefenstruktur der Texte, (3) die kurzfristige Anbindung über Emotionen, (4) die Plattformverschränkung sowie (5) der referentielle Zirkelschluss werden als zu vermutende Leistungsmerkmale auf Medienplattformoberflächen artefaktanalytisch untersucht. Das Kapitel endet mit einer Übersicht zur Setzung und Gestaltung von Themen mittels Affordanzen. Dieser Schritt stellt die erste von insgesamt drei Säulen der artefaktanalytischen Bestimmung von Affordanzen bei internetbasierter Thematisierung dar.
Charlotte Knorr
Kapitel 6. Soziale Integration von Affordanzen: Vom Kennen über das Können zum Wollen
Zusammenfassung
Formen und Prozesse von »Thematisierung« in Medien sind genuine Untersuchungsgegenstände für die Kommunikations- und Medienwissenschaft. Sie sollen in dieser Schrift über die sozio-technischen Mechanismen auf einer Medienplattform konzipiert und untersucht werden. Die von sozialen Akteuren realisierten technischen Handlungsoptionen (= Affordanzen) werden ins Verhältnis zur Themenaufbereitung und -verbreitung gesetzt. Anzunehmen ist, dass zur Thematisierung auf einer Medienplattform spezifische Affordanzen sichtbar werden. Anknüpfend an die Analyse der bereitgestellten Techniken zur Thematisierung in Kapitel fünf, werden in Kapitel sechs die gemeinsamen Momente bei Thematisierung auf einer Medienplattform untersucht. Das meint die soziale Integration von Affordanzen bei der Setzung und Gestaltung von Themen für und mit situativ Mitanwesenden auf einer Medienplattform. Zuerst werden Affordanzen aus Kommunikations- und Interaktionstheoretischer Perspektive reflektiert. Das Konzept der Agency wird herangezogen, um die Integration von Affordanzen sowohl als situative Handhabe von Techniken als auch als Prozess bei gemeinsamer Thematisierung zu beschreiben. Die dabei entwickelten drei Sozial- und Zeitmodi, das Kennen, Können und Wollen, werden artefaktanalytisch untersucht. Das Kapitel schließt mit einer Übersicht der Ergebnisse von zu Leistungsmerkmalen bei der Setzung und Gestaltung von Themen innerhalb eines sozialen Kontextes. Dieser Schritt stellt die zweite Säule der Artefaktanalyse dar. Ihm folgt ein letzter und dritter Schritt in Kapitel sieben.
Charlotte Knorr
Kapitel 7. Szenische Integration der Affordanzen über die Strukturbildung auf einer Medienplattform
Zusammenfassung
Formen und Prozesse von »Thematisierung« in Medien sind genuine Untersuchungsgegenstände für die Kommunikations- und Medienwissenschaft. Sie sollen in dieser Schrift über die sozio-technischen Mechanismen auf einer Medienplattform konzipiert und untersucht werden. Die von sozialen Akteuren realisierten technischen Handlungsoptionen (= Affordanzen) werden ins Verhältnis zur Themenaufbereitung und -verbreitung gesetzt. Anzunehmen ist, dass zur Thematisierung auf einer Medienplattform spezifische Affordanzen sichtbar werden. Anknüpfend an die Analyse der bereitgestellten Techniken zur Thematisierung in Kapitel fünf und die in Kapitel sechs erfolgte Analyse von gemeinsamer Thematisierung auf einer Medienplattform, folgt in Kapitel sieben der dritte und letzte Schritt der Artefaktanalyse: Affordanzen werden hinsichtlich einer Themenentwicklung über die Zeit untersucht. Hierzu werden Phasenmodelle aus der Themenzyklusforschung und aus dem Netzwerkstrukturalismus herangezogen. Affordanzen zur internetbasierten Thematisierung unterscheiden sich in ihren technischen und sozialen Leistungsmerkmalen je nach vier Prozessstadien der gemeinsamen und dabei technifizierten Themenentwicklung auf einer Medienplattform. Das Kapitel schließt mit einem finalen Modell zur Themensetzung und -gestaltung über soziale Affordanzen. Die Ergebnisse aus den Kapiteln fünf bis sieben werden zusammengefasst. Technische, soziale und zeitliche Leistungsmerkmale von Affordanzen werden auf die einzelnen Erscheinungsformen von Thematisierung diskutiert.
Charlotte Knorr

Abschluss und Perspektiven

Frontmatter
Kapitel 8. Zusammenfassung und Diskussion des Vorgehens sowie der Erkenntnisse
Zusammenfassung
»Thematisierung« in Medien ist ein genuiner Untersuchungsgegenstand für die Kommunikations- und Medienwissenschaft. Doch durch die medienstrukturellen Veränderungen hat sich die konzeptionelle Schnittstelle von »Medien«, »Kommunikation« und »Öffentlichkeit« in Richtung des sozio-subjektiven Technikgebrauchs zur Thematisierung bei gleichzeitiger situativer Themengestaltung verschoben. Themen werden für Mitanwesende auf einer einzelnen Medienplattform mit Hilfe der Techniken situativ gesetzt und gestaltet. Dabei werden Affordanzen sichtbar. Affordanzen auf einer Medienplattform wurden in der Arbeit als sozio-technische Momentaufnahmen von Thematisierung verstanden. Kapitel acht bündelt die Erkenntnisse aus den vorherigen Kapiteln eins bis sieben. Es entsteht ein Katalog von technischen und sozialen Merkmalen der Affordanzen bei internetbasierter Thematisierung. Dieser Katalog wird hinsichtlich seiner Bedingungen zur Inferenz auf mediale Thematisierungsprozesse allgemein diskutiert. Weiterhin werden die Herausforderungen zur Untersuchung medialer Thematisierung über Affordanzen aus medienkommunikativer Sicht reflektiert.
Charlotte Knorr
Metadaten
Titel
Soziale Affordanzen der Thematisierung auf Medienplattformen
verfasst von
Charlotte Knorr
Copyright-Jahr
2022
Electronic ISBN
978-3-658-36738-1
Print ISBN
978-3-658-36737-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-36738-1