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2015 | Buch

Soziale Innovationen in Deutschland

Von der Idee zur gesellschaftlichen Wirkung

herausgegeben von: Hartmut Kopf, Susan Müller, Dominik Rüede, Kathrin Lurtz, Peter Russo

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

​Für die Lösung komplexer, gesellschaftlicher Herausforderungen sind soziale Innovationen von enormer Bedeutung. In dem Herausgeberband kommen 18 Sozialinnovatoren zu Wort, deren Lösungen eine der folgenden 5 gesellschaftlichen Herausforderungen adressieren: Langzeitarbeitslosigkeit, Bildungsgerechtigkeit, Ressourcenverbrauch, Zivilisationskrankheiten und Fachkräftemangel. Die Sozialinnovatoren erklären anschaulich, wie ihre sozialen Innovationen funktionieren. Der Herausgeberband soll das Thema „Soziale Innovation“ bekannter machen und als Wissensquelle für (zukünftige) Sozialinnovatoren dienen. Entstanden ist dieser Herausgeberband im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojektes „Soziale Innovationen in Deutschland“.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Aufbau des Buches
Zusammenfassung
Das Besondere an diesem Herausgeberband von Praktikern für Praktiker: Wir lassen in achtzehn Beiträgen die Sozialinnovatoren selbst zu Wort kommen. Sie erklären, welche Idee hinter ihrer sozialen Innovation steckt und wie sie funktioniert.
Die Beiträge sind nach gesellschaftlichen Problembereichen sortiert und geben Einblicke in verschiedene Phasen des Innovationsprozesses. Zudem beleuchtet jeder Beitrag ein Schwerpunktthema, von dem andere (potenzielle) Sozialinnovatoren möglichst viel lernen können.
Hartmut Kopf, Susan Müller, Dominik Rüede, Kathrin Lurtz, Peter Russo

Herausforderung Bildungsgerechtigkeit

Frontmatter
2. Einführung: „Weitgehend abgehängt?“ Bildungsgerechtigkeit ist Grundlage einer offenen Gesellschaft
Zusammenfassung
„Weitgehend abgehängt“ – für Kinder bedeutet das, dass sie ihre Potenziale und Entwicklungschancen nur zum Teil werden nutzen können. Dies macht sich auch in groß angelegten Bildungsstudien bemerkbar. So zeigten die im Jahr 2001 veröffentlichten Ergebnisse der ersten PISA-Studie, dass die Leistungen deutscher Schülerinnen und Schüler im Rechnen, Lesen und den Naturwissenschaften unterdurchschnittlich waren und dass der Zusammenhang zwischen Elternhaus und Testergebnissen in keinem anderen teilnehmenden Land so groß war wie in Deutschland.
Hartmut Kopf, Susan Müller, Dominik Rüede, Kathrin Lurtz, Peter Russo
3. Die START-Stiftung: Schülerstipendien für Jugendliche mit Migrationshintergrund
Zusammenfassung
Als das START-Schülerstipendienprogramm 2002 von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung ins Leben gerufen wurde, hatte es zum Ziel, die schulischen und damit auch die beruflichen Entwicklungschancen engagierter und motivierter Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund zu verbessern. Ausgangspunkt der Bildungsinitiative war die Überlegung, dass ein möglichst hoher schulischer Bildungsabschluss die Chancen auf einen erfolgreichen Berufseinstieg erhöht und eine unabdingbare Voraussetzung für eine mögliche akademische Karriere darstellt. Darüber hinaus waren und sind die Initiatoren davon überzeugt, dass gerade unter dem Aspekt der Chancengerechtigkeit Bildung der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration von Migranten in die Gesellschaft ist.
Andrea Bartl
4. Impuls Deutschland gGmbH: Lernort Familie – Chancen des gemeinsamen Lernens
Zusammenfassung
Wir, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der IMPULS Deutschland gGmbH, machen Eltern zu Lehrern. Wir sind uns der Bedeutung des Einflusses von Eltern auf den Bildungserfolg ihrer Kinder bewusst und bieten deshalb zwei Programme für die Frühe Bildung an, bei denen den Eltern eine entscheidende Rolle zukommt:
Birte Henrich
5. Chancenwerk e. V.: Studenten helfen Schülern, Schüler helfen Schülern – Lernen auf Augenhöhe
Zusammenfassung
Im Chancenwerk geht es um gleiche Chancen für alle Kinder und Jugendlichen: die Chance auf höhere Bildung, die Chance auf soziales Engagement, die Chance auf Anerkennung der persönlichen Begabungen, die Chance auf ein Miteinander und Füreinander. Die Erkenntnis, dass Bildung und Begabung nicht mit Schulnoten messbar sind, ist noch nicht bis in unsere Gesellschaft und Wirtschaft durchgedrungen. An der Konsequenz, dass Misserfolg in der Schule oft mit dem familiären Hintergrund, falschen Erwartungen und Rollenbildern zusammenhängt, scheitert das Schulsystem. Aus diesem Missstand und der eigenen Erfahrung heraus riefen Murat Vural und zehn Mitgründer, die meisten davon Studenten, im Jahr 2004 das Chancenwerk ins Leben, einen Verein zur Lernförderung und -unterstützung, der nicht nur auf die nächste Klassenarbeit, sondern auch auf den nächsten Lebensabschnitt vorbereitet. Wichtig war Murat Vural, den Kindern nicht nur einen kompetenten Nachhilfelehrer zur Seite zu stellen, sondern auch ein geeignetes Vorbild. Dabei setzt das Chancenwerk auf Vorbilder auf Augenhöhe – ob im Hinblick auf das Alter oder die Herkunft. So bekommen Schüler aus höheren Jahrgangsstufen (neunte bis zwölfte Klasse) einen regelmäßigen Intensivkurs in den Fächern ihrer Wahl von einem Studenten aus dem Chancenwerk-Team. Dafür bezahlen sie nicht mit Geld, sondern mit ihrer Zeit und ihrem Wissen, indem sie jüngere Mitschüler (fünfte bis achte Klasse) bei der Erledigung ihrer Hausaufgaben und beim Lernen auf die nächste Klassenarbeit betreuen. Ganz nebenbei schulen beide Seiten ihre sozialen Kompetenzen: Verantwortungsbewusstsein, Geduld, Empathie und Zuhören, Hilfe annehmen lernen und zu schätzen wissen.
Galina Gostrer

Herausforderung Fachkräftemangel

Frontmatter
6. Einführung: Made in Germany? Fachkräftemangel gefährdet den Wirtschaftsstandort Deutschland
Zusammenfassung
Deutschlands Wohlstand steht und fällt mit seinen gut ausgebildeten Fachkräften in international wettbewerbsfähigen Unternehmen mit vollen Auftragsbüchern. Darüber hinaus hängt unser aller Wohlergehen von qualifizierten Pflegekräften ab, die sich in modernen Krankenhäusern und Pflegeheimen um Patienten und alte Menschen kümmern. Der sich immer stärker abzeichnende Fachkräftemangel gilt als besondere Herausforderung auf dem Arbeitsmarkt und damit auch im Gesellschafts- und Wirtschaftssystem allgemein. „SPIEGEL ONLINE“ als ein deutsches Leitmedium formulierte sehr treffend: „Alle haben Angst vorm Fachkräftemangel.“ (KarriereSPIEGEL vom 31.7.2013)
Hartmut Kopf, Susan Müller, Dominik Rüede, Kathrin Lurtz, Peter Russo
7. Kinderzentren Kunterbunt: Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch abgestimmte Kinderbetreuung
Zusammenfassung
Manchmal vergeht die Zeit wie im Flug. Wenn Kinder toben, spielen und dabei noch lernen, verrinnen die Stunden im Handumdrehen. Bei uns haben sie dazu reichlich Gelegenheit – mit einem besonderen Nebeneffekt: Während die Kleinen in der bedarfsgerechten Kinderbildungseinrichtung bestens betreut werden, gehen die Eltern guten Gewissens ihrer Profession nach. Wir, die Kinderzentren Kunterbunt GmbH, eine der ersten Social-Business-Einrichtungen im Elemtarbereich, setzen uns für eine flächendeckende Kinderbetreuung in Deutschland ein, die den Bedürfnissen berufstätiger Eltern gerecht wird. Dabei arbeiten wir mit Städten und Kommunen, aber auch mit Unternehmen (z. B. Hubert Burda Media, Opel, Deutsche Post, Deloitte, adidas, LANXESS) zusammen. Derzeit betreibt die gemeinnützige Organisation 50 Kinderbetreuungseinrichtungen in Deutschland, betreut mehr als 3.000 Kinder und beschäftigt rund 650 Mitarbeiter. Die zentrale Verwaltung der Organisation befindet sich in Nürnberg. Zusätzlich werden zwei Regionalbüros in München und Bonn betrieben, um die Kunden auch vor Ort optimal betreuen zu können. Als Social Entrepreneur steht bei dem Träger nicht nur die Wirtschaftlichkeit, sondern auch das nachhaltige Lösen von sozialen Problemen im Vordergrund. Ziel ist es, querzudenken sowie andere Menschen und Unternehmer zu inspirieren und zu aktivieren.
Stefanie Franz
8. Haus der Kleinen Forscher: Bessere Bildungschancen für alle Kinder im Bereich der Naturwissenschaften
Zusammenfassung
Die gemeinnützige Stiftung Haus der kleinen Forscher engagiert sich mit einer bundesweiten Initiative für die Bildung von Kindern im Kita- und Grundschulalter in den Bereichen Naturwissenschaften, Mathematik und Technik. Sie unterstützt mit ihren Angeboten pädagogische Fach- und Lehrkräfte dabei, Mädchen und Jungen bei ihrer Entdeckungsreise durch den Alltag zu begleiten.
Peter Rösner
9. Der MINT EC: Schulentwicklung und Begabungsförderung für starke MINT-Schulen
Zusammenfassung
Der Verein mathematisch-naturwissenschaftlicher Excellence-Center an Schulen e. V. (MINT-EC) betreut ein Schulnetzwerk mit derzeit 183 Schulen in Deutschland und einer deutschen Auslandsschule in der Türkei. Starke MINT-Schulen mit Sekundarstufe II, die den aufwendigen Bewerbungsprozess erfolgreich meistern, erhalten Zugang zu den Aktivitäten des Netzwerks, die sowohl zentral durch die Vereinsleitung als auch dezentral aus den Netzwerkschulen heraus entstehen. Schulleitungen erhalten Impulse aus der unternehmerischen Wirtschaft, Lehrkräfte entwickeln in Themenclustern unter Einbeziehung aktueller wissenschaftlicher Forschung eigene Unterrichtseinheiten für den MINT-Unterricht, Schülerinnen und Schüler entdecken und entfalten forschend ihre Begabungen.
Niki Sarantidou
10. Berufsparcours: Verbesserung der Berufsorientierung – mit allen Sinnen Berufe erfahren
Zusammenfassung
Berufsparcours, bei denen typische Tätigkeiten verschiedener Berufe ausprobiert werden, sind ein effizientes Mittel, um Jugendlichen eine praktische Berufsorientierung zu ermöglichen. Gleichzeitig erhalten teilnehmende Unternehmen die Möglichkeit, potenzielle Nachwuchskräfte bei Arbeitsproben zu beobachten und für sich zu gewinnen. Die Mischung aus haptischem Handeln und unmittelbarem Kontakt stellt deutschlandweit die kostengünstigste Möglichkeit dar, um das Fachkräfteproblem beim Ausbildungsnachwuchs anzugehen. Der Wirkungsgrad ist enorm. So werden an einem Vormittag mindestens 200 unmittelbare Kontakte zwischen Jugendlichen und Unternehmen im Gegensatz zu fünf bis zehn Kontakten bei Berufsmessen hergestellt.
Karin Ressel

Herausforderung Langzeitarbeitslosigkeit

Frontmatter
11. Einführung: Recht auf Arbeit? Langzeitarbeitslosigkeit als Dauerproblem ist bekämpfbar
Zusammenfassung
Deutschland wird von seinen europäischen Nachbarn und in der Welt für seine erfolgreiche Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik geachtet, fast sogar beneidet. Das „Land der Schaffer und Macher“ ist wie kaum eine andere Nation aus der letzten Weltwirtschaftskrise, der Finanz- und Bankenkrise, herausgekommen: Von 2005 bis 2012 verringerte sich die Arbeitslosigkeit sowohl in West- als auch in Ostdeutschland. Und dennoch ist gerade die Integration von Menschen mit sogenannten „Vermittlungshemnissen“ wieder zurück in den Arbeistsmarkt, und damit in die Gesellschaft, eine immer schwierigere Aufgabe, die innovativ angegangen werden muss.
Hartmut Kopf, Susan Müller, Dominik Rüede, Kathrin Lurtz, Peter Russo
12. discovering hands®: „Einfach sicher fühlen“ – der Tastsinn Blinder verbessert die medizinische Diagnostik
Zusammenfassung
discovering hands® ist ein gemeinnütziges Sozialunternehmen. Es ermöglicht durch ein selbst entwickeltes Programm, dass sich Menschen mit Sehbehinderung zu „Medizinischen Tastuntersuchern“ (MTU) ausbilden lassen können, um ihren optimal geschulten Tastsinn in den Dienst der medizinischen Diagnostik zu stellen. Als ärztliche Assistenzkräfte arbeiten sie zunächst im Bereich der Brustkrebsfrüherkennung und ermöglichen so die frühere Feststellung eines Tumors: ein Umstand, der für die Heilungschancen der Patientin entscheidend sein kann. Gleichzeitig entsteht ein völlig neues Tätigkeitsfeld für Menschen mit Sehbehinderung. Die discovering hands®-Organisation begleitet die Markteinführung der neuen Methode, gewinnt neue Partner (z. B. Krankenversicherungen, Arztpraxen und politische Stakeholder) hinzu und entwickelt weitere Tätigkeitsfelder für die Medizinischen Tastuntersucher. Ein bedeutendes Entwicklungspotenzial stellt zudem die Internationalisierung der Methode dar.
Frank Hoffmann
13. AfB: Gebrauchte IT-Hardware schafft neue Perspektiven für Unternehmen, Umwelt und Gesellschaft
Zusammenfassung
In diesem Artikel wird die Entwicklung von der ursprünglichen Idee der AfB zum ersten gemeinnützigen IT-Systemhaus Europas beschrieben. Es soll gezeigt werden, dass ein Social Business dann Erfolg versprechend ist, wenn die Strukturen gleichermaßen auf wirtschaftlichen Erfolg und innovatives Unternehmertum wie auf die Umsetzung gesellschaftlich relevanter Ziele ausgelegt sind. Innovative Ideen, die wertvolle Unterstützung öffentlicher Stellen und die Zusammenarbeit mit großen Unternehmen haben letztlich die erfolgreiche Entwicklung von AfB maßgeblich vorangetrieben.
Paul Cvilak, Nathalie Ball
14. JOBLINGE: Ein Social Franchise zur bundesweiten Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit
Zusammenfassung
Die soziale Kluft in unserer Gesellschaft wächst. Trotz Aufschwung im Arbeitsmarkt und steigendem Bedarf an Fachkräften endet auch in Deutschland für zahlreiche benachteiligte Jugendliche der Weg ins Arbeitsleben, noch bevor sie ihn betreten. So hat jeder zweite Hauptschüler auch zwölf Monate nach Schulende noch keine Lehrstelle gefunden.
Vision der JOBLINGE-Initiative ist es, einen erkennbaren und nachhaltigen Beitrag gegen Jugendarbeitslosigkeit zu leisten. Dabei setzt JOBLINGE auf zwei Säulen: erstens das gemeinsame Engagement von Wirtschaft, Staat und Zivilgesellschaft und zweitens ein sechsmonatiges Programm, in dem sich die „Joblinge“ in der Praxis beweisen und sich ihren Ausbildungsplatz selber erarbeiten können.
Ulrike Garanin
15. myself e. V.: Von der Transfergesellschaft zur Selbsthilfeorganisation mit arbeitspolitischem Anspruch
Zusammenfassung
Im Artikel wird von „Selbsthilfe auf der Basis von Gegenseitigkeit“ berichtet, mit der Erwerbslose einzigartige Organisationen in der Region Stuttgart aufgebaut haben: durch die Aufnahme und die Pflege vertrauensvoller Beziehungen.
Der gemeinnützige „myself e. V. zur gegenseitigen Förderung am Arbeitsmarkt“ hat 400 zahlende Mitglieder und leistet für diese weit mehr als Hilfe bei der Arbeitsvermittlung. Er ist zu einer sozialen Heimat für aus der Arbeitswelt ausgegrenzte Personen, in der Mehrzahl im Alter 50+, geworden. Sie sind sich in vielen Gesprächen über ein gemeinsames Selbstinteresse klar geworden: dass sie nämlich nicht einfach einen Job ergattern wollen, sondern eine Arbeit, „die ich wirklich, wirklich will“. So sind sie zum Teil einer Zivilgesellschaft geworden, die klare Vorstellungen darüber entwickelt, „wie wir leben wollen“.
Walter Häcker

Herausforderung Zivilisationskrankheiten

Frontmatter
16. Einführung: Zum Wohl! Soziale Innovationen bieten Chancen zur Vermeidung und zum Umgang mit Zivilisationskrankheiten
Zusammenfassung
Ernährungs- und Lebensgewohnheiten spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. So sind die Risikofaktoren Bewegungsmangel, Rauchen und Übergewicht für einen Großteil der Krankheitsbelastungen der Deutschen verantwortlich. Die steigende Lebenserwartung trägt ebenfalls dazu bei, dass die Anzahl der Betroffenen zunimmt, da viele der erwähnten Krankheiten, beispielsweise Krebs, verstärkt im Alter auftreten.
Hartmut Kopf, Susan Müller, Dominik Rüede, Kathrin Lurtz, Peter Russo
17. Kinderturnstiftung Baden-Württemberg: Wir bringen Kinder in Schwung!
Zusammenfassung
Kinder sind unsere Zukunft. Es liegt in unserer Hand, sie auf ihrem Weg zu einer gesunden und starken Persönlichkeit zu begleiten. Dazu gehört eine Welt, in der sie ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben dürfen und ihre Fähigkeiten entwickeln können. Kinder erschließen sich von Geburt an ihre Umwelt durch Bewegung. Durch Bewegung bauen sie ihre Persönlichkeit auf. Sie lernen, sich mit sich selbst und mit anderen Kindern auseinanderzusetzen, sie lernen ihren Körper kennen sowie seine Möglichkeiten und Grenzen. Bewegung ist ein wichtiger Bestandteil einer gesunden körperlichen, geistigen und sozialen Entwicklung von Kindern. Kinderturnen als Angebot der Turn- und Sportvereine bietet Bewegungs- und Erfahrungsraum, um sich diese Kompetenzen zu erwerben. Deshalb setzt sich die Kinderturnstiftung Baden-Württemberg dafür ein, allen Kindern in Baden-Württemberg eine motorische Grundlagenausbildung durch Kinderturnen zu ermöglichen. In diesem Artikel möchten wir Ihnen die Vision der Stiftung sowie die Umsetzung dieser Vision anhand der Projekte „Kinderturnen on Tour“ und „Kinderturn-Welt in der Wilhelma“ vorstellen.
Susanne Heinichen
18. Irrsinnig Menschlich: „Verrückt? Na und! Seelisch fit in Schule und Ausbildung“ – Der Weg einer Idee aus der Tabuzone in die Mitte der Gesellschaft
Zusammenfassung
Der Beitrag zeigt, wie es Manuela Richter-Werling gelang, „Irrsinnig Menschlich: Stärkt Ihre Psyche – Deine auch e. V.“ zu einer Organisation zu entwickeln, die mit wenig Mitteln eine große Reichweite aufbaut und Menschen mit unterschiedlichen Professionen, Ideen und Lebenserfahrungen zusammenbringt, die normalerweise nicht zusammenkommen. Heute ist Irrsinnig Menschlich e. V. mit seinem Programm „Verrückt? Na und! Seelisch fit in Schule und Ausbildung“ ein vorbildliches Projekt für die Umsetzung der nationalen Gesundheitsziele „Gesund aufwachsen“ und „Depressive Erkrankungen verhindern“.
Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen und Menschen, die professionell in der psychiatrischen Versorgung arbeiten, laden Jugendliche und ihre Lehrer zu einem offenen Austausch über die großen und kleinen Fragen zur seelischen Gesundheit ein – entgegen vorherrschenden Ängsten, Vorurteilen und Tabus. In den letzten Jahren konnte Irrsinnig Menschlich e. V. mehr als 40 Regionalgruppen in elf Bundesländern aufbauen, die das Projekt selbstständig in Schulen durchführen. Manuela Richter-Werlings Ziel ist, das Angebot möglichst flächendeckend in Deutschland zu verbreiten: in jedem Landkreis und jeder Stadt. International arbeiten Organisationen in Tschechien, Österreich und der Slowakei mit dem Programm.
Dieser Beitrag zeigt, welche Widerstände Manuela Richter-Werling für ihre Idee überwinden musste, bis sie ein solides Fundament von Unterstützern und Förderern gefunden hat, wie es Irrsinnig Menschlich e. V. gelungen ist, trotz Tabuisierung ein tragfähiges Geschäftskonzept zu entwickeln, und welches Durchhaltevermögen weiterhin nötig sein wird, bis die Idee tatsächlich in der Mitte der Gesellschaft angelangt ist.
Manuela Richter-Werling
19. Kulina e. V.: Ernährungsbildung in gesellschaftlichen Randgruppen
Zusammenfassung
Kulina engagiert sich als gemeinnütziger Verein für Ernährungsbildung und -aufklärung in der Gesellschaft, speziell in sozial benachteiligten Familien, Neben Kochkursen, Exkursionen sowie Kampagnen und Auftritten auf diversen Plattformen wie der TEDx oder der Internationalen Grünen Woche setzen sich die 15 hauptsächlich studentischen Ehrenamtlichen durch Urbane Landwirtschaft (primär auf Dächern) für das gesellschaftliche Ernährungsbewusstsein ein. In den zwei Jahren seines Bestehens ist es dem Verein gelungen, ein stetig wachsendes Netzwerk aus 30 Partnern und Unterstützern wie der Technischen Universität Berlin, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und der Organisation Slow Food Deutschland e. V. aufzubauen sowie große öffentliche Anerkennung zu erlangen, wie der Empfang im Schloss Bellevue und das Werkstatt-N-Label des Rates für Nachhaltige Entwicklung beispielhaft zeigen. Das folgende Kapitel beschreibt die Entwicklung von Kulina e. V. hinsichtlich Zielgruppe, Angebot, Netzwerk und Professionalisierung. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Situation des Ehrenamts in Deutschland und das Geschäftsmodell gemeinnütziger Organisationen gelegt. Neben Erfahrungsberichten widmet sich der Artikel Grundsatzfragen zur gesunden Ernährung und Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Das Kapitel zeichnet sich durch eine Mischung persönlicher Erfahrungen sowie wissenschaftlicher Bezüge aus und gibt Hinweise über die Organisation zivilgesellschaftlichen Engagements in sozialen Brennpunkten als Mechanismus sozialer Innovationen.
Florence Klement
20. McMöhre: Schüler gründen Pausenladen für gesunde Ernährung
Zusammenfassung
Das Projekt McMöhre, ein eigenständiges Projekt des BUND-Landesverbandes Baden-Württemberg, möchte Jugendliche innovativ und pragmatisch für eine nachhaltige Ernährung begeistern. Seit 2007 können Schüler/innen ab der 7. Klasse Schülerfirmen gründen, die überwiegend eigenverantwortlich den Pausenladen übernehmen, um dort gesundes und nachhaltiges Essen anzubieten. Dabei lernen die Schüler nicht nur, dass gesundes Essen schmeckt, sie können zudem unternehmerische Kompetenzen erwerben und ihr Selbstbewusstsein stärken. Dazu trägt vor allem der partizipative Ansatz bei: Die Schüler/innen werden zwar von ihren Lehrern/innen unterstützt, können und müssen aber viele Dinge selbst entscheiden: Welche Produkte werden angeboten? Sozial verträgliche oder gewinnorientierte Preisgestaltung? Wann soll der Pausenladen geöffnet haben? Wer ist für welche Aufgaben zuständig? Wie soll der Pausenladen überhaupt heißen? Muss der/die Geschäftsführer/in auch an der Hygienebelehrung teilnehmen? Wer spricht mit dem/der Hausmeister/in?
Birgit Eschenlohr
21. „Ilses weite Welt“: Filme für Menschen mit Demenz
Zusammenfassung
Wir von Ilses weite Welt sind weltweit die Ersten, die Filme für Menschen mit Demenz machen und nicht über sie. Diese sind in unser völlig neuartiges, ganzheitliches Aktivierungs- und Beschäftigungskonzept eingebettet, das alle gängigen therapeutischen Ansätze integriert.
Claudia Sterrer-Pichler

Herausforderung Ressourcenverbrauch

Frontmatter
22. Einführung: Wir haben nur eine Welt! Ressourcenverbrauch ist auch eine Frage der Verhaltensänderung
Zusammenfassung
Das Problem unseres weltweit viel zu hohen Ressourcenverbrauchs zulasten der nachkommenden Generationen ist schon lange keine Frage mehr des Machbaren, sondern vielmehr des menschlichen Willens zur Verhaltensänderung Professor Uwe Schneidewind vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie bringt das wie folgt auf den Punkt: „Technik allein bringt’s nicht. Ohne soziale Innovationen wird der Klimawandel nicht zu beherrschen sein.“
Hartmut Kopf, Susan Müller, Dominik Rüede, Kathrin Lurtz, Peter Russo
23. EWS Schönau: Die Schönauer Stromrebellen – Energiewende in Bürgerhand
Zusammenfassung
Der nachfolgende Beitrag handelt davon, wie die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) ihre politische Vision basisdemokratisch legitimierten und sich von einer Bürgerinitiative zu einem Netzbetreiber und bundesweiten Ökostromanbieter entwickelten. Die Darstellung fokussiert sich zum einen auf die Frage, wie es einer Gruppe von Menschen gelingen konnte, eine politische Mehrheit für ein zukunftsweisendes, jedoch freilich auch sehr umstrittenes Projekt zu organisieren. Dabei werden Schlaglichter unterschiedlichste Spannungsfelder streifen – Bürgerinitiative vs. Unternehmen, progressiv vs. konservativ oder professionelle PR-Strategie vs. den Charme der Überzeugung. Die Gründungsgeschichte der EWS nimmt dabei keineswegs für sich in Anspruch, sozialpolitische Gesetzmäßigkeiten zutage gefördert zu haben, sondern versteht sich vielmehr als ein Beispiel, wie eine zukunftsweisende Vision, demokratische Gesinnung und Überzeugungskraft gegen den erklärten Widerstand des parteipolitischen Platzhirsches und die Finanzkraft eines Energieversorgers zum Erfolg führen können. Zum anderen soll gezeigt werden, wie diese Erfahrungen der Gründungsgeschichte die weitere Unternehmensentwicklung beeinflussten und heute ein zentrales Element der Marke EWS und ihrer Vision von einer demokratisch-dezentralen Energiewende darstellen.
Sebastian Sladek
24. TerraCycle: Abfall abschaffen – Recyclingkreislauf anstatt Müllhalde
Zusammenfassung
Der Beitrag zeigt, wie es dem 19-jährigen Universitätsstudenten Tom Szaky gelang, seine ursprüngliche Idee eines Pflanzendüngers aus Bioabfällen zu einer weltweiten Mission weiterzuentwickeln: zur Idee, den Abfall abzuschaffen. Heute ist sein Umweltunternehmen TerraCycle Spezialist im Upcycling und Recycling von Konsumgüterabfällen und bietet in 24 Ländern Lösungen für deren Wiederverwertung an. 2001 in den USA gegründet, ist TerraCycle seit 2011 auch in Deutschland tätig.
Wolfram Schnelle
25. Schlusswort: „Was nicht zur Tat wird, hat keinen Wert.“
Zusammenfassung
Uns als Herausgebern war es ein Anliegen, Menschen eine Plattform zu bieten, die mit ihren Ideen eine gesellschaftliche Wirkung erzielen. In 18 Beiträgen haben unsere Autorinnen und Autoren gezeigt, wie aus ihren Ideen Wirklichkeit wurde und wie ihre sozialen Innovationen Nutzen stiften. Wir hoffen, dass dabei klar wurde, dass es für die Initiierung und Umsetzung sozialer Innovationen weder Superhelden noch Übermenschen braucht – wohl aber eine gute Idee, Engagement, Durchhaltevermögen und den Willen und die Lust, etwas zu verändern. Wir hoffen, dass Sie sich davon haben anstecken lassen. Und zwar nicht nur in den vorgestellten Bereichen Bildungsgerechtigkeit, Fachkräftemangel, Langzeitarbeitslosigkeit, Zivilisationskrankheiten und Ressourcenverbrauch, sondern in den Bereichen, die Sie interessieren.
Hartmut Kopf, Susan Müller, Dominik Rüede, Kathrin Lurtz, Peter Russo
Metadaten
Titel
Soziale Innovationen in Deutschland
herausgegeben von
Hartmut Kopf
Susan Müller
Dominik Rüede
Kathrin Lurtz
Peter Russo
Copyright-Jahr
2015
Electronic ISBN
978-3-658-02348-5
Print ISBN
978-3-658-02347-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-02348-5