Körperliche Aktivität und Ernährung sind soziale Verhaltensweisen, die oftmals mit anderen geteilt und von ihnen beeinflusst werden. Mangelnde körperliche Aktivität und eine ungesunde Ernährungsweise kann dabei gesundheitliche Folgewirkungen wie Übergewicht hervorrufen (Cunningham et al.
2012; Shoham et al.
2012; Trogdon et al.
2008). So zeigt sich zum Beispiel, dass sich Jugendliche, die miteinander befreundet sind, in ihrem Body-Mass-Index (BMI) ähnlich sind – hier zeigt sich die Homophilie der Freundschaften (Fletcher et al.
2011; Renna et al.
2008). In der Untersuchung von Renna et al. (
2008) mit Daten der „National Longitudinal Study of Adolescent Health“ von über 20.000 Jugendlichen war der Einfluss der Freunde auf den BMI allerdings nur für Mädchen signifikant. Ein systematisches Review konnte hinsichtlich Selektions- und Isolationseffekten aufzeigen, dass sich befreundete Schulfreunde bezüglich ihres Körpergewichts und BMI ähneln (Fletcher et al.
2011). Außerdem weisen die Ergebnisse darauf hin, dass übergewichtige Jugendliche unbeliebter sind und weniger Freunde haben als Normalgewichtige in ihrer Altersklasse (Fletcher et al.
2011). Mädchen und insbesondere übergewichtige Jugendliche werden in Bezug auf ihr Körpergewicht stärker durch ihre Freunde beeinflusst (Trogdon et al.
2008). Der Einfluss der Freunde zeigt sich z. B. darin, dass das Risiko, in einem bestimmten Zeitraum übergewichtig zu werden, um 57 % ansteigt, wenn einer der Freunde im selben Zeitraum auch übergewichtig wird (Nam et al.
2015). Wenig Evidenz gibt es jedoch zu der Art und Weise dieser Beeinflussung. Einerseits kann es sich hierbei um direkte Kommunikation der Freunde handeln, während der sich Jugendliche über unterschiedliche Ansichten und Meinungen austauschen und somit gemeinsame Normen ausbilden, andererseits können verschiedene Verhaltensweisen der Freunde, z. B. Ernährungsweisen oder körperliche (In-)Aktivitäten, Auswirkungen auf das Körpergewicht der Jugendlichen haben (Cunningham et al.
2012). Neben sozialem Einfluss, der die Ähnlichkeit von Freunden bzgl. des Körpergewichts erklären kann, spielen hier auch Selektionsprozesse eine Rolle (Nam et al.
2015; Shoham et al.
2012). Das heißt, Jugendliche suchen sich tendenziell Freunde mit ähnlichem Gewicht wie sie selbst (Nam et al.
2015). Insbesondere Jugendliche, die nicht übergewichtig sind, schließen eher Freundschaften mit Individuen mit ähnlichem Gewichtsstatus (Nam et al.
2015). Analoge Selektionseffekte zeigen sich auch in einer Längsschnittstudie für die körperliche Aktivität von ca. 1900 Jugendlichen (Simpkins et al.
2013). Insgesamt konnten verschiedene Studien nachweisen, dass sich Jugendliche, die miteinander befreundet bzw. in einer gemeinsamen Peergroup sind, bzgl. ihrer körperlichen Aktivität ähneln (Macdonald-Wallis et al.
2012; Simpkins et al.
2013). Ein Review konnte jedoch aufzeigen, dass zum Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und der Auswahl der Freunde inkonsistente Ergebnisse existieren (Macdonald-Wallis et al.
2012). Einerseits existieren Ergebnisse, welche zeigen, dass körperlich aktive Jugendliche tendenziell mehr Freunde haben als weniger aktive Jugendliche, wohingegen andere Analysen keinen Zusammenhang nachweisen konnten (Macdonald-Wallis et al.
2012). Außerdem konnten geschlechtsspezifische Unterschiede festgestellt werden, denn befreundete Jungen ähneln sich bzgl. ihrer körperlichen Aktivität stärker als Mädchen (Macdonald-Wallis et al.
2012). La Haye et al. (
2010) fanden heraus, dass sich weibliche Freunde ähnlicher in ihren Bildschirm-basierten Aktivitäten, wie zum Beispiel Fernsehen oder Computer spielen, sind, wohingegen Jungen sich stärker bzgl. ihres Konsums von hochkalorischer Nahrung, wie z. B. Fast Food, ähneln (La Haye et al.
2010). Barclay et al. (
2013) zeigten zudem, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Jugendlicher sich gesund ernährt und regelmäßig Sport treibt, höher ist, wenn seine Freunde dies auch tun. Je enger die Bindung bzw. die Freundschaft zwischen den Jugendlichen ist, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich in diesen Verhaltensweisen ähnlich sind. Ob diese Freundschaft zwischen Jugendlichen gleichen Geschlechts oder gleichem Migrationshintergrund besteht, beeinflusst diese Assoziationen nicht (Barclay et al.
2013).