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13.01.2020 | Sozialversicherung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Die Welle der Altersarmut rollt an

verfasst von: Bernhard Rudolf, Swantje Francke

3 Min. Lesedauer

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Das Thema Altersarmut ist durch die öffentliche Diskussion um die Grundrente in den vergangenen Wochen in den Mittelpunkt gerückt. Dabei schwant vielen Bundesbürgern, dass im Rentenalter mit der gesetzlichen Rente alleine nichts aus einem auskömmlichen Lebensabend wird.

Gerade dann, wenn man möglichst vorzeitig dem Erwerbsleben den Rücken kehren möchte, ist es mit der gesetzlichen Rente bei Weitem nicht getan. Selbst, wenn nur Abstriche vom Lebensstandard zu Erwerbstätigenzeiten zu erwarten sind, können diese schon beträchtlich ausfallen. Die Angst vor Altersarmut ist bereits Realität: Laut dem Risiko-Report 2019 von Ergo halten 40 Prozent der befragten Deutschen Naturkatastrophen für die größte Gefahr, danach fürchten sich schon 39 Prozent vor Altersarmut oder unzureichender finanzieller Ausstattung im Ruhestand.

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Wie viele Menschen betroffen sind

Ein ähnliches Bild ergibt sich nach dem Finanzatlas von Swiss Life. Mehr als jeder Dritte (36 Prozent) ist der Meinung, nicht die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu haben, um im Rentenalter gut leben zu können. Auf die gesetzliche Rentenversorgung allein vertrauen magere sechs Prozent der Befragten. Diese Zukunftsaussichten kollidieren mit den Wünschen der Deutschen: Am wichtigsten sind ihnen im Alter nämlich neben Gesundheit die finanzielle Unabhängigkeit (jeweils 53 Prozent) und ein selbstbestimmtes Leben (41 Prozent).

Bei der Frage, wie viele Menschen von Altersarmut betroffen sind, scheiden sich die Geister. Offizielle Zahlen schwanken je nach Absender beziehungsweise Interessengruppe zwischen 540.000 und neun Millionen. Die erste Zahl nimmt die Rentner zur Grundlage, die die so genannte Grundsicherung beziehen. So erhalten laut Statistischem Bundesamt etwa 540.000 über 65-Jährige Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung. Es gebe aber auch bedürftige Rentner, die aus Scham nicht zum Sozialamt gehen, die Zahl der Betroffenen liegt im Dunkeln. Nach Schätzungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sollen bis zu zwei Drittel der Anspruchsberechtigten die Leistungen nicht beantragen. Dann käme man, so rechnet die Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ vor, auf eine Zahl von etwa 1,5 Millionen Rentnern in Deutschland, die tatsächlich arm seien.

Wer Grundsicherung erhält

Grundsicherung erhalten Personen, die durch Alter oder dauerhafte Erwerbsminderung endgültig aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind und ihren Lebensunterhalt nicht durch eigenes Einkommen und Vermögen bestreiten können. Springer-Autor Gerhard Bäcker führt es in Altersarmut, Lebensstandardsicherung und Rentenniveau (Seite 66) noch etwas konkreter aus:

Dabei handelt es sich aber nur hälftig um Menschen, die 65 Jahre und älter sind (51,7%); 48,3% sind auf die Grundsicherung angewiesen, weil sie bereits in jungen Jahren einer dauerhaften und vollen Erwerbsminderung unterliegen. Fragt man bei den LeistungsempfängerInnen danach, ob Rentenansprüche vorhanden sind, die auf den Leistungsbezug angerechnet werden, zeigt sich folgendes Bild (DRV 2014): Immerhin 27,2% aller älteren GrundsicherungsempfängerInnen verfügen (2012) über keinerlei anzurechnendes Einkommen. Bei ihnen sind also nicht etwa niedrige, sondern fehlende Renten das Problem. Es dürfte sich bei dieser Gruppe vor allem um AusländerInnen und vormalige Selbstständige handeln, die keine Rentenanwartschaften erworben haben bzw. erwerben konnten und auch ansonsten kein anderes Einkommen aufweisen."

Über die Grundsicherung entscheiden die Sozialämter. Sie wird nur gewährt, wenn (oder soweit) das eigene Einkommen und Vermögen des Berechtigten oder Ehegatten nicht reichen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.

Lesen Sie die vollständige Titelgeschichte "Die große Angst vor dem sozialen Abstieg" in der aktuellen Ausgabe von Versicherungsmagazin

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