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04.05.2023 | Spareinlagen | Gastbeitrag | Online-Artikel

Apples Sparzinsen sind ein Fingerzeig für deutsche Banken

verfasst von: Steffen Lamp

3:30 Min. Lesedauer

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Apple erhöht den Druck im Bankensektor: Mit 4,15 Prozent Zinsen wirbt der Tech-Gigant in den USA für ein neues Sparkonto. Das bringt US-Institute mächtig unter Druck. Auch wenn ein solcher Coup aktuell in Deutschland nicht so einfach umzusetzen ist, müssen hiesige Geldhäuser wachsam bleiben.

Apples Ambitionen beim Aufbau eines eigenen Zahlungsverkehrsökosystem sorgen seit Jahren für Schlagzeilen. In den USA bietet der Techriese den Nutzern seiner Apple Card, einer Kreditkarte, die in Kooperation mit der amerikanischen Großbank Goldman Sachs ausgegeben wird, nun einen Habenzinssatz von 4,15 Prozent. Kosten fallen nicht an und es gibt auch keine Mindesteinlage. Kartennutzer können das Sparkonto einfach über die Apple Card in ihrer Wallet eröffnen und verwalten. 

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Wachstumsstrategien in Banken – Erfolgsfaktor Kundenaktivierung

Banken haben in der heutigen Zeit mit dynamischen Rahmenbedingungen und zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen. Um sich zukunftsfähig aufzustellen, bedarf es einer Marktbearbeitung, die diesen externen Faktoren mit dem Kunden als Nukleus Rechnung trägt. Der Schlüssel ist die emotionale Bindung und Aktivierung der Kunden, um Wachstumspotenziale zu heben. Dazu ist ein in der Organisation verankertes ganzheitliches Verständnis von Kundenzentrierung entscheidend. Zudem ist die konsequente Optimierung und Orchestrierung von Kontaktpunkten durch intelligente Marktbearbeitungsmaßnahmen ein zentraler Erfolgsfaktor.

Ende März hat die US-Notenbank Fed den Leitzins um 25 Basispunkte auf fünf Prozent erhöht. Der durchschnittliche Zinssatz für täglich fällige Einlagen liegt in den USA jedoch nur bei rund 0,40 Prozent. Allerdings bestehen zwischen den verschiedenen Institutsgruppen deutliche Unterschiede und es gibt durchaus auch Zinssätze oberhalb der Drei-Prozent-Marke. Das Apple-Angebot liegt aber sogar noch über dem Zinssatz, den Goldman Sachs selbst für Einlagen auf dem eigenen Sparkonto zahlt.

Werfen wir einen Blick nach Deutschland: Der Leitzins der EZB liegt aktuell bei 3,5 Prozuent, wobei im Mai mit einer weiteren Anhebung um 0,25 Prozent zu rechnen ist. Das bringt auch hierzulande Bewegung in die Zinslandschaft und beglückt Anleger mit höheren Renditen. Insbesondere Fintechs, Online-Banken und Automobilbanken preschen voran und locken Sparer mit Zinsen zwischen zwei und drei Prozent. Die ING als einer der bekanntesten Anbieter im deutschen Tagesgeldgeschäft, wirbt aktuell mit drei Prozent um das Geld von Bestands- und Neukunden. Dieser Trend setzt auch hierzulande klassische Geschäfts- und Filialbanken unter Druck. Die Zeiten der Niedrigzinsen scheint damit erst einmal vorbei. 

Paypal galt einst als unscheinbare Ebay-Tochter

Dabei haben im Zahlungsverkehr deutsche Banken bereits einige Federn lassen müssen. So ist vor einigen Jahren mit Paypal, einst unscheinbare Tochter des Auktionshauses Ebay, gestartet. Das Unternehmen hat sich laut eines Berichts der Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" bis Ende 2022 mit über 435 Millionen aktiven Nutzern weltweit - davon rund 30 Millionen in Deutschland - zu einem der größten Anbieter von Zahlungsverkehrsdienstleistungen entwickelt. 

Darüber hinaus haben sich mit den beliebten Bezahlverfahren Apple Pay und Google Pay in jüngerer Vergangenheit einige weitere innovative Angebote erfolgreich etabliert. Und im Online-Handel beansprucht Klarna mit seinen Verfahren zur Rechnungs- und Ratenzahlung einen nicht unerheblichen Marktanteil für sich. 

Europäische Banken können kaum kontern

Diese Entwicklungen haben zur Folge, dass jeden Tag Millionen von Zahlungen an den klassischen Banken vorbei abgewickelt werden. Schlimmer noch, die Anbieter dieser Verfahren diktieren den Banken zum Teil auch die Gebühren, die sie für ihre Dienstleistungen berechnen. Damit verlieren die klassischen Geldhäuser zunehmend ihre Hoheit in der Abwicklung von Zahlungsprozessen im Handel, was zu schmerzlichen Einbußen und schwindenden Erträgen aus diesem Geschäftsfeld führt.

Europäische und nationale Maßnahmen, wie beispielsweise Paydirekt oder EPI (European Payments Initiative), die diesem Trend entgegenwirken sollten, sind weitestgehend versandet oder lassen auf sich warten. Je mehr sich die neuen Zahlungsarten im Handel durchsetzen, desto schwieriger wird dieser Rückstand aufzuholen sein. Die Erfahrung zeigt, dass viele Services aus den USA irgendwann auch in Deutschland landen. Ein Angebot, wie das von Apple würden nicht nur dessen treue Anhänger begrüßen, sondern sicher auch alle renditegetriebenen Tagesgeldsparer. 

Apple bräuchte hierzulande einen Bankpartner 

Für die heimischen Banken können wir zu diesem Zeitpunkt Entwarnung geben - vorerst jedenfalls. Mit der Einführung der Apple Card in den USA wurde viel über eine Internationalisierung des Geschäftszweiges spekuliert. Da Apple aktuell jedoch über keine Banklizenz verfügt und bislang auch keinerlei Bestrebungen erkennen ließ, eine solche anzustreben, ist die Einführung von Finanzdienstleistungen nur in Kooperation mit einem entsprechenden Bankpartner möglich, der über die passende Infrastruktur zur Kontenführung und Kreditvergabe verfügt. 

Doch allzu sicher sollten sich die heimischen Institute trotzdem nicht fühlen. Auch wenn der Ausbau des Privatkundengeschäfts von Goldman Sachs, genannt Marcus, nur schleppend voran geht, hat es den Atlantik bereits überquert und Großbritannien erreicht. Auch ein neuer oder zusätzlicher Bankpartner für den europäischen oder deutschen Bankenmarkt ist durchaus denkbar. Und selbst wenn Apple ein entsprechendes Angebot für alle Banken öffnet, so werden sie in jedem Fall die Konditionen diktieren. 

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