Ich habe dieses Buch eine Gebrauchsanweisung genannt — lassen Sie mich kurz erläutern, was ich mir darunter vorstelle: Ich möchte, daß Sie, ein interessierter Leser mit wenig Vorwissen über Spieltheorie, sich möglichst leicht in die moderne Spieltheorie einfinden und daß Sie einen inhaltlichen und methodischen Überblick über den heutigen Stand bekommen.
In diesem Kapitel gehe ich zunächst einmal davon aus, daß Sie praktisch noch nichts über Spieltheorie wissen (falls das nicht zutrifft, können Sie es vielleicht einfach überspringen).
2×2 — Bimatrix-Spiele sind gewissermaßen die Einstiegsdroge in die Spieltheorie: Sie haben gerade eben die Minimalausstattung, die nötig ist, um ein Spiel zu sein, nämlich zwei Spieler mit jeweils zwei Handlungsmöglichkeiten. Aus diesem Grund sind sie in Matrixform darstellbar, sie lassen sich besonders leicht untersuchen und sind normalerweise auch noch dem gesunden Menschenverstand zugänglich. Trotzdem sind sie schon komplex genug, um viele wichtige Konzepte der Spieltheorie erläutern und verstehen zu können, und es ist erstaunlich, wieviele interessante Erscheinungen der “realen Welt” mit 2×2 — Bimatrixspielen13 dargestellt werden können.
Ich habe bisher eine Reihe spieltheoretischer Begriffe — zum Beispiel Strategie oder Entscheidung — in einer weitgehend intuitiven Bedeutung verwendet. Nun sind die Sachverhalte, die sich dahinter verbergen, meistens viel komplizierter als bisher zu erkennen war. Hier Klarheit zu schaffen, ist das Ziel dieses Kapitels. Es wird Ihnen auffallen, daß ich viele Begriffe auf englisch verwende; dies bedeutet dann, daß die englischen Begriffe viel gebräuchlicher sind als die deutschen, was so weit gehen kann, daß einige Spieltheoretiker die Konzepte bei den deutschen Begriffen gar nicht auf Anhieb wiedererkennen.
Um den Satz von Bayes wird so viel Aufsehens gemacht, daß man geradezu Angst vor ihm bekommen könnte — dabei verbirgt sich dahinter etwas ganz Einfaches. Ein Anwendungsfall ist folgender: Von zwei Ereignissen können wir nur eines beobachten; wir wollen ausrechnen, mit welcher Wahrscheinlichkeit das unbeobachtbare Ereignis eingetreten ist, nachdem wir das andere beobachtet haben.
In dieser Liste finden sich Vokabeln, die häufig in den Bereichen Spieltheorie, Synergetik, evolutionäre Ökonomik und Wirtschaftstheorie auftauchen. Viele der Begriffe findet man zwar auch in einem normalen Lexikon, häufig fehlen aber einige spezielle Bedeutungen. Neben reinen Fachtermini wurden auch wenig geläufige Begriffe aufgenommen, die oft im Zusammenhang mit Spieltheorie auftreten.