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28.02.2025 | Sport Utility Vehicle | Fahrbericht + Test | Nachrichten

So schlägt sich der BYD Seal U DM-i im Test

verfasst von: Patrick Schäfer

5:30 Min. Lesedauer

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Die chinesische Automarke BYD ist vor allem für batterie-elektrische Fahrzeuge bekannt. Der Seal U DM-i erweitert das Angebot um ein PHEV-SUV.

Der BYD Seal U DM-i ist nicht nur optisch kein Unbekannter: Die Basis für den Plug-in-Hybrid liefert der batterie-elektrische Seal U. Das China-SUV ist 4.775 mm lang, 1.890 mm breit und 1.670 mm hoch. Das Mittelklasse-SUV zeigt das harmonische "Ocean-Design" ohne Extravaganzen: Schmale Scheinwerfer an der schnittigen Front, eine geschwungene Seitenlinie und ein breites Heck mit Leuchtenband prägen das SUV aus China.

Bei einem Radstand von 2.765 mm kann man viel Platz im fünfsitzigen Innenraum erwarten, und so ist im Fond das Raumangebot auch sehr gut. Der fehlende Kardantunnel ermöglicht auch Sitzen in der Mitte. Zudem ist die Rückenlehne im Fond verstellbar. Ein großes, elektrisch bedienbares Panoramadach mit Sonnenschutz läßt auf Wunsch viel Licht in den Innenraum. Die großen, bequemen Sitze vorne sind mit perforiertem Kunstleder bezogen und beheiz- und belüftbar. Die Sitzposition wird automatisch gespeichert. Grüne Ziernähte, angedeutete Nähte auf dem Armaturenbrett, viele Metallakzente und Klavierlack geben dem Interieur einen luxuriösen Anstrich, ohne übertrieben zu wirken. Die Ambientebeleuchtung kann vorne und hinten eingeschaltet werden. Die Verarbeitung wirkt hochwertig, alles passt gut und es knarzt nichts. Das große SUV bietet zudem einen großen Kofferraum hinter der elektrischen Klappe, der zwischen 425 und 1.440 l bei umgeklappten Fondsitzen fasst.

Elektronik + Connectivity

Das aufgeräumte Cockpit bietet einen großes Display hinter dem angenehm konturierten Lenkrad. Der Tacho ermöglicht zwei Ansichten, die Anzeige ist aber in jedem Fall überfrachtet und unübersichtlich. Dafür ist ein Head-up-Display an Bord, das zeigt allerdings nur Tempomat und Geschwindigkeit an. Die Navigation lässt sich nicht direkt im Kombiinstrument anzeigen, zumindest konnte die Einstellung nicht gefunden werden. Überhaupt ist die Verstellung der Anzeige über die Lenkradtasten sehr umständlich geregelt. 

Umständlich geht es bei der Bedienung weiter: Nahezu jede weitere Funktion – Fahrzeugeinstellungen, Fahrerassistenz, Infotainment – wird über das zentrale Display gesteuert. Der 12,3" große Touchscreen könnte etwas sensibler sein. So werden viele Aktionen benötigt, auch aufgrund einer verschalteten Menüstruktur mit vielen Unterseiten. Die Fahrstufen werden über einen Kristall-Hebel in der Mittelkonsole eingelegt. Dort finden sich auch ein paar Schnelltasten für Klimatisierung, Lautstärkeregelung und Fahrmodi. Ansonsten ist die Klimaeinstellung nur über das Display steuerbar – immerhin wird diese immer am unteren Rand angezeigt. Das Display ist wie bei anderen BYD-Modellen drehbar, dafür findet sich extra eine Taste am Lenkrad, zudem lässt sich das über den Touchscreen steuern. Die Sprachsteuerung (Hi BYD) funktioniert passabel und erkennt, von welchem Platz aus der Befehl gegeben wurde. So kann der Beifahrer schnell seine Sitzheizung aktivieren.

Motor + Antrieb

Die getestete Version Seal U DM-i Boost mit Vorderradantrieb bietet 160 kW (218 PS) Systemleistung. Der Wechsel zwischen dem 72 kW (98 PS) starken Xiaoyun-Ottomotor und dem Elektromotor mit 145 kW (198 PS) erfolgt flüssig. Der Seal U DM-i startet immer im EV-Modus, man kann aber auch per Knopfdruck zwischen HEV und EV wechseln. Das System versucht immer, möglichst lange elektrisch zu fahren. Der 1,5 l große Verbrennungsmotor wird vor allem beim Beschleunigen lauter (0–100 km/h: 8,9 s) und ist auch auf der Autobahn deutlich vernehmbar. Die Abstimmung zwischen Motor und Getriebe passt dabei nicht immer, auf der Autobahn wurden die Gänge oft unnötig lang ausgereizt. Zudem hört man im maximal 170 km/h schnellen SUV schon ab 100 km/h laute Windgeräusche, die vermutlich von den Außenspiegeln herrühren. Die elektrische Reichweite liegt mit der 18,3 kW großen Blade-Batterie laut Datenblatt bei 80 km. Im Test waren es bei einstelligen Temperaturen nur etwas über 50 km. Dabei beträgt die Ladeleistung an einer Schnellladesäule nur 18 kW, DC sind es 11 kW. Das Laden der Batterie nimmt also immer einige Zeit in Anspruch. Der Verbrennungsmotor läuft im Atkinson-Verfahren und benötigte im Test zwischen 7 und 8 l, je nach gefahrenem Elektro-Anteil.

Kritik gibt es an der sehr komfortbetonten Abstimmung von Fahrwerk und Lenkung. Für die Stadt ist der Seal U DM-i mit seiner indirekten Lenkung nicht besonders gut geeignet. Trotz Sportmodus muss das SUV regelrecht um Kurven herumgewuchtet werden. Auch das Rangieren erfordert viel Einsatz am Lenkrad. Aufgrund dessen und dem schlechten Ausblick nach hinten gefällt die gut an der linken Lenkradspeiche platzierten Kamerataste: Auf Druck wird das Fahrzeug in Vogelperspektive auf dem Hauptdisplay angezeigt. Zudem stehen auch weitere Perspektiven der 360°-Kamera zur Verfügung. Auch das Fahrwerk ist sehr weich abgestimmt und sorgt teilweise für ein Nachwippen und starke Kurvenneigung.

Fahrerassistenzsysteme

Der Fahrassistent ICC von BYD koppelt den adaptiven Tempomaten mit dem Spurhalteassistenten und ist mit einem Tastendruck am Lenkrad schnell aktiviert. Vor allem im städtischen Bereich ist das System natürlich oft überfordert und erfordert ein Eingreifen des Fahrers. Auf Autobahnen und Landstraßen ist die Beschleunigung nach erfolgten Abbremsungen etwas zu bedächtig, hier muss man Gas geben, sonst kommt der rückwärtige Verkehr schnell näher, als einem lieb ist. Die Lenkassistenz agiert sehr grobschlächtig, sodass man oft geneigt ist, dagegen zu halten und schließlich den ICC-Modus zu beenden. Der Lenkassistent zieht gerne zunächst zur rechten Seite, in diesem Fall sollte man sich trauen und dem System Zeit geben, danach pendelt sich der Wagen wieder ein.

Die Hinweistöne bei Tempoüberschreitung erfolgen sofort und sind (wie andere Assistenten) nur umständlich über das verschachtelte Menü auf dem zentralen Display ausschaltbar. Dafür muss auch die Verkehrszeichenerkennung abgestellt werden. Das geht allerdings nur, wenn das Fahrzeug steht und sich in P befindet. Wer diese Prozedur vor dem Losfahren vergißt, muss nochmal anhalten. Die Warnungen vor Stau oder geschwindigkeitsbegrenzten Zonen lassen sich über ein Zahnradsymbol im Navi dekativieren. Zudem stehen auch ein Toter-Winkel-Warner und ein Querverkehrs-Assistent sowie die bereits erwähnte 360°-Kamera zur Verfügung. 

Fazit BYD Seal U DM-i Boost

Der BYD Seal U DM-i ist ein unaufgeregtes PHEV-SUV mit einem gutem Platzangebot und einer reichhaltigen Ausstattung. Trotz einer europäischen Anmutung gibt es Schwächen bei Fahrwerk und Lenkung. Auch könnte die rein elektrische Reichweite höher ausfallen. Vor allem aber ist die Ladeleistung zu gering für potenzielle Kunden, die nicht zuhause laden können. Bei der Bedienung ist das Infotainmentsystem zu verschachtelt und das Display nicht sensitiv genug. Dafür bietet der BYD eine gute Ausstattung – das PHEV-SUV startet als "Boost" bei 38.900 Euro.  

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