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02.07.2019 | Sport Utility Vehicle | Fahrbericht + Test | Online-Artikel

Der Jaguar F-Pace SVR ist mehr Sportwagen als SUV

verfasst von: Sven Eisenkrämer

4:30 Min. Lesedauer

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Jaguar Land Rover hat das SUV F-Pace zur Überarbeitung in die hauseigene Tuning-Schmiede geschickt. Der Jaguar F-Pace SVR ist ein gewaltiges Kraftpaket und mehr Sport- als Geländewagen.

Er tritt an, um der Premium-SUV-Konkurrenz das Fürchten zu lehren. Er will sie an der Ampel stehen lassen, dabei besser aussehen und auch noch exklusiver sein: der Jaguar F-Pace SVR. springerprofessional.de, ATZ und MTZ haben den stärksten und schnellsten F-Pace gefahren. 

Auf den Straßen am nördlichen Rand des Schwarzwaldes durften wir den F-Pace aus der hauseigenen Tuningschmiede des britischen Autobauers Jaguar Land Rover bewegen. Zunächst einmal wirkt der SVR mit seiner markanteren Front mit größeren Lufteinlässen sowie den Luftauslässen auf der Motorhaube, den tieferen Seitenschwellern und dem Dachspoiler deutlich massiver als ein Standard-F-Pace. Über einen 5.0-l-V8-Motor, kompressoraufgeladen, bringt die 2,1-Tonnen-Raubkatze stolze 405 Kilowatt (550 PS) an Leistung hervor, beschleunigt dank 680 Newtonmeter Drehmoment in 4,3 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h.

Brachiale Beschleunigung im Jaguar F-Pace SVR

Über die Beschleunigung muss man eigentlich gar nicht viele Worte verlieren. Im SUV wirkt sie beim Einschalten des Dynamic-Modus brachial. Ohne dieses Attribut inflationär nutzen zu wollen, ist aber auch schon der Klang aus den vier Titan-Endrohren brachial, besonders wenn die serienmäßig verbaute aktive Klappensteuerung im Endschalldämpfer per Tastendruck geöffnet wird. Die Gänsehaut lässt grüßen.

Verbunden mit der Sport-Stellung des Gangwählhebels (den Jaguar nun statt des Drehrads verbaut), mutiert der Jaguar F-Pace SVR zu einem Sportwagen im SUV-Format. Ansprechverhalten, Lenkung, Dämpferregelung – alles macht Lust auf die Rennstrecke. Und erst die Stabilität des Fahrzeugs in der Bewegung! Zum Beispiel beim Ampelsprint in die langgezogene Kurve. Trotz der Kraft, die der Allradler größtenteils auf die Hinterachse verteilt und nur bei drohender Instabilität auch bis zur Hälfte auf die Vorderachse lenkt, erlebt der Fahrer beim Start aus dem Stand kein Reißen, weder nach rechts noch nach links. Er behält die perfekte Kontrolle über die Räder. Der Allradantrieb mit dem Borgwarner-Verteilergetriebe ("Torque-on-Demand"-Allradantrieb) reguliert die Kraft so gezielt auf die Gummis, dass nicht mal ein Quietschen zu hören ist.

Erst beim deutlich zu straffen Einlenken in die Kurve kommen die physikalischen Grenzen etwas näher, dann untersteuert der F-Pace etwas, beim Herausbeschleunigen aus der Kurve meldet sich dann typischerweise das Heck, dessen Achse mit einem elektronisch aktiven Differenzial ausgestattet ist; bereitet damit dem etwas geübteren Fahrer vor allem viel Spaß. 

Bekannter V8-Motor aus dem Range Rover Sport

Für das breite Grinsen im Gesicht des Fahrers sorgt beim F-Pace SVR die SVO-Abteilung (Special Vehicle Operations) von Jaguar Land Rover. Bis 2018 war der F-Pace maximal 380 PS stark (im dann via Downsizing abgeschafften 3.0-l-Kompressor-Ottomotor). SVO hat dem "Performance-SUV" nun mal eben den großen V8 mit Twin-Vortex-Kompressor aus dem Range Rover Sport eingepflanzt. Zwar liefert das 5,0-l-Motor im Jaguar "nur" 550 PS statt maximal 575 im Range Rover Supercharged SVR, doch bringt es dem kleineren und leichteren Bruder eine etwas höhere Höchstgeschwindigkeit von 283 km/h (Range Rover Sport SVR: 280 km/h) und eine um 0,2 Sekunden bessere Beschleunigung. 

Punktgenaue Kraftübertragung

Als perfekt muss man das Zusammenspiel des gesamten Antriebsstrangs bewerten. Der kraftvolle V8 in Verbindung mit der Achtstufen-Automatik von ZF lässt bei der Präzision der Kraftübertragung keine Wünsche offen. Ob in Standard- oder in Sport-Abstimmung scheint die Wandlerautomatik aus Friedrichshafen immer im Vorfeld zu wissen, was der Fahrer als nächstes vor hat. Für die Verzögerung sorgt eine Sportbremsanlage mit vier Kolben-Bremssätteln und zweiteiligen Bremsscheiben mit 395 Milimetern Durchmesser.

Den F-Pace SVR kann man jedoch per Knopfdruck auch in eine zahmere Katze verwandeln. Über die altbekannten Fahrmodi-Knöpfe bieten der Komfort- oder gar der Eco-Modus ein sehr viel familienfreundlicheres Handling. Allerdings ist selbst die Standard-Einstellung des adaptiven Fahrwerks schon ziemlich straff. Für marode Land- oder Stadtstraßen ist das Vehikel eher nicht gemacht. Für Offroad-Strecken noch viel weniger, auch wenn die Federrate vorn um 30 Prozent und hinten um zehn Prozent gesteigert wurde. 

Wenig Änderungen im Interieur

Das Interieur wirkt insgesamt sehr hochwertig, die 14-fach verstellbaren Sportsitze bieten hervorragenden Seitenhalt. Nur sehr Großgewachsene dürften ein Problem mit den starren und tiefen Kopfstützen haben. Im Zuge der Entwicklung des SVR hätte Jaguar sich stärker an dem neuen Interieur wie beispielsweise im Facelift-XE orientieren können. Mit dem frischeren und hochwertigeren Design wie in der Business-Limousine und der Übernahme von mehr neuen Elementen als nur dem Sport-Shift-Wählhebel, hätten die Briten den Premium-Anspruch markant unterstreichen können. 

Der F-Pace SVR geht als Premium-Sport-SUV in den Kampf mit anderen kraftprotzenden 4x4-Fahrzeugen wie dem Mercedes-AMG GLC 63S, dem BMW X3 M Competition oder dem Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio. Auf der Liste steht der F-Pace SVR mit knapp unter 100.000 Euro Basispreis. Hat man den Online-Konfigurator durchgespielt, stehen schnell auch rund 118.000 Euro Gesamtpreis auf dem Bildschirm, noch ohne diverses Zubehör.  

Fazit: Obwohl man mit dem F-Pace SVR wohl eher über die Nordschleife fahren sollte, bietet der Wagen zu viel Alltagstauglichkeit, als dass man ihn wirklich als Sportwagen durch die Grüne Hölle bewegen wollte. Ein Luxusproblem. Bis auf erwähnte Kleinigkeiten ist für uns nach dem Ersteindruck der einzig wahre Makel die Tatsache, dass wir diesen Jaguar nicht länger fahren konnten. 


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