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2023 | Buch

Sportgeographie

Ökologische, ökonomische und soziale Perspektiven

herausgegeben von: Paul Gans, Michael Horn, Christian Zemann

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Vom Lauf im Park bis zu Olympischen Spielen – Sport hat viele Facetten und die Wirkungen auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft sind immens. Sport braucht dabei immer Räume: Stadien, Sportplätze und Schwimmhallen, Berge und Wälder, Parks, Straßen oder Industriebrachen. Individualisierung und Lifestyle differenzieren den Sport mit neuen Anforderungen an die Nutzung des Raumes.

Ökologisch wirkt Sport im Spannungsfeld Natursport und Naturschutz oder wenn Großveranstaltungen neue Infrastrukturen benötigen und zehntausende Menschen anziehen. Ökonomische und soziale Effekte können erheblich sein, sind oft aber nur von kurzer Dauer. Dies führt zur Frage der Nachhaltigkeit. Was bewirkt Skibetrieb in Zeiten des Klimawandels? Was kosten sportliche Großereignisse, welche Effekte entstehen auf Einkommen und Arbeitsmarkt? Was trägt Sport zu Integration, Empowerment, Image und Identität bei? Und wie können Kommunen und Regionen dies in die Planung von Sportstätten und in die Sport- und Stadtentwicklung integrieren?

Das erste Buch, das Sport und Geographie aus Perspektiven der Nachhaltigkeit umfassend vereint, behandelt Wirkungen und deren Ursachen systematisch, bietet Definitionen wichtiger Konzepte und bezieht Breitensport, Trendsport und Natursport ebenso ein wie Spitzensport. Basierend auf langjähriger Forschung beleuchten die Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Disziplinen die Entwicklungen sportlicher Aktivitäten und ihre Raumansprüche. Als Lehrbuch bietet dieser Band einen linearen Einstieg und Überblick. Im Sinne eines Sammelbands kann jedes Kapitel für sich gelesen werden. Die Erkenntnisse sind gleichermaßen nützlich für Forschende und Studierende der Fächer Geographie, Sportwissenschaft, Sozialwissenschaft und Wirtschaftswissenschaften sowie der Raum-, Regional- und Stadtplanung.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Sportgeographie aus Perspektiven der Nachhaltigkeit – eine Einführung
Zusammenfassung
Was unter Sport verstanden wird, ist durchaus divergent. Dies ist Grundlage zur Formulierung einer breiten Auffassung von Sport, die je nach Ziel der Sporttreibenden – Leistungssport, persönliche Fitness oder Gesundheit – zwischen Sportart und Sportform differenziert. Unabhängig von dieser Auslegung ist Sport immer an Bewegung geknüpft, brauchen Sporttreibende für ihre Aktivitäten Raum und eignen sich Raum je nach seinen Eigenschaften an. Sport ist raumwirksam, Raum beeinflusst aber auch den Sport. Diese Beziehung zwischen Sport und Raum ist Erkenntnisobjekt sportgeographischer Forschung, welche unter Beachtung ökologischer, ökonomischer und/oder sozialer Fragestellungen sportliche Aktivitäten untersucht, Wirkungen prognostiziert und im Planungsprozess zur Gestaltung sportbezogener Handlungen im Raum beiträgt. Zur Einführung in Struktur und Inhalt des Buchs Sportgeographie. Ökologische, ökonomische und soziale Perspektiven werden zunächst Sport und Sportgeographie definiert sowie die Entwicklung sportgeographischer Forschung aufgezeigt, bevor die einzelnen Beiträge kurz vorgestellt werden.
Paul Gans, Michael Horn, Christian Zemann

Raum und Sport

Frontmatter
2. Raum und Räumlichkeit des Sports als gesellschaftliche Praxis
Zusammenfassung
Laufen, Skateboarding, Golf oder Schach – der Zusammenhang von Sport und Geographie leuchtet bereits intuitiv ein. Sport als „körperliche Praxis“ ist eingebettet in Raum. Sportliche Praxis ist immer auch räumliche Praxis. Bei genauerer Reflexion des Zusammenhangs zeigt sich als relevant, was bei der Betrachtung unter Raum verstanden wird. Um dies analytisch zu differenzieren, bezieht der Beitrag die vier Raumbegriffe der Deutschen Gesellschaft für Geographie auf den Bereich der Sportgeographie: Containerraum, Raum als System von Lagebeziehungen, wahrgenommener Raum und Raum als soziale Konstruktion. Diese Konzeptionen sind mit verschiedenen möglichen Perspektiven verbunden und auch untereinander kombinierbar. Ausgehend von einführenden Gedanken veranschaulicht der Beitrag diese Raumkonzepte, ordnet sie in den Paradigmenwandel der Geographie ein und veranschaulicht sie für den Bereich der Sportgeographie.
Jochen Laub
3. Natursportarten – räumliche Wirkungen und Konflikte
Zusammenfassung
Natursportarten werden immer beliebter und differenzieren sich immer mehr aus. Sie sind nicht zuletzt Ausdruck einer zunehmend individualisierten Konsum- und Freizeitgesellschaft. In diesem Beitrag wird die Bedeutung verschiedener geographischer Raumkonzeptionen für die Analyse der räumlichen Dimensionen und Wirkungen von Natursportarten diskutiert. Des Weiteren werden Konflikte zwischen einzelnen Natursportarten und konkurrierenden Raumnutzungsansprüchen sowie vor allem dem Naturschutz dargestellt, insbesondere mit Blick auf den Kanusport, das Klettern und das Mountainbiking. Die vergleichsweise gut erforschten Konflikte und Konfliktlösungsmöglichkeiten im Verhältnis zum Naturschutz zeigen, dass es auf die spezifischen Charakteristika der einzelnen Natursportarten und ihre vielfältigen Ausdifferenzierungen ankommt (Organisationsgrad der Sportlerinnen und Sportler, technische und finanzielle Einstiegshürden, räumliche Dimension der Sportausübung usw.), wenn es darum geht, wirksame und kontrollierbare Konfliktlösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Die geographische Forschung auf diesem Gebiet weist noch erhebliche Potenziale auf, gerade auch mit Bezug zu interdisziplinären Ansätzen, beispielsweise zusammen mit den Sport- und Tourismuswissenschaften.
Boris Braun
4. Trendsportarten und Stadt – neue Formen der Raumaneignung
Zusammenfassung
Rund zwei Drittel aller Sport- und Bewegungsaktivitäten finden selbstorganisiert statt und nehmen daher einen großen Stellenwert in der Gesellschaft ein. Informeller Sport entwickelt neue Bewegungsmuster und erschließt neue Räume in der Stadt auch außerhalb konventioneller Sportanlagen, vorwiegend im öffentlichen Raum. Durch seine konstante Transformation stellt er etablierte Vorstellungen zur Ausübung von Sport in Frage. Es kommt zu einer Überschreitung bekannter und eingeübter Grenzen des menschlichen Sich-Bewegens. Trendsport im öffentlichen Raum ist oft durch eine Uminterpretation, eine alternative Gebrauchsweise von Räumen und ein neues Raumverständnis gekennzeichnet. Bestehende Grenzen eines Raumes samt seines Mobiliars werden ausgelotet und Raum ständig aufs Neue verhandelt. Dieses Verhalten stellt Verwaltungen oft vor große Herausforderungen. Der Beitrag nimmt eine Definition von Trendsport vor und stellt die Trendsportlerinnen und Trendsportler und ihre Räume in der Stadt detailliert vor. Anhand von drei verschiedenen Typisierungen erklärt er die unterschiedlichen Ansätze von Raumaneignung anhand von Beispielen aus der Skaterszene.
Stephanie Haury
5. Sport als politisches und gesellschaftliches Instrument in Grenzräumen
Zusammenfassung
Gemeinsame sportliche Aktivität besitzt neben vielen weiteren Aspekten auch eine integrative Wirkung und gilt als ein grundsätzlich sehr geeignetes Medium für gegenseitiges Kennenlernen und Vertrauensbildung. Da Sport vorher vereinbarten Regeln folgt, spielen zudem sprachliche und kulturelle Barrieren eine untergeordnete Rolle. Dementsprechend wird dem Sport auch ein bedeutendes Potenzial in Hinblick auf die Förderung nachbarschaftlicher, zwischenstaatlicher Kontakte und hierbei insbesondere der grenzüberschreitenden Integration auf lokaler Ebene zugesprochen. In diesem Beitrag wird Sport als Instrument in der grenzüberschreitenden Kooperation diskutiert und am Beispiel des Wandersports die Rolle der deutsch-französischen Grenze reflektiert.
Bernhard Köppen, Muriel Backmeyer

Ökologie und Sport

Frontmatter
6. Sport und seine ökologischen Auswirkungen – ein Überblick
Zusammenfassung
Sport ist, wie alle menschlichen Aktivitäten, mit Eingriffen in die Umwelt verbunden. Sie können dabei aus der Sportausübung selbst resultieren – dies ist insbesondere bei den stark boomenden Natursportarten der Fall –, aber auch der Landschaftsverbrauch bei der Errichtung von Sportstätten für den Breitensport sowie Sportgroßveranstaltungen im Profisport mit einem großen ökologischen Fußabdruck stellen umweltrelevante Aspekte dar. Umgekehrt hat auch die Umwelt Einfluss auf die Sportausübung. Das Beziehungsgeflecht von Sport und Umwelt ist demnach ein bidirektionales Phänomen, was sich unter anderem an den Auswirkungen des Klimawandels auf den Sport zeigt. Die wissenschaftliche Betrachtung der facettenreichen Zusammenhänge von Sport und Umwelt, die Sportökologie, stellt eine junge, aber zunehmend bedeutender werdende Sparte der Humanökologie dar. Sie kann wichtige Beiträge zu Konfliktfeldern im Kontext von Sport, Umwelt und Ökologie liefern und zu einer Versachlichung der oft von Missverständnissen und Vorurteilen überschatteten Diskussion der Sport-Umwelt-Beziehungen beitra gen.
Thomas Fickert
7. Umweltauswirkungen von Skigebieten und Olympischen Winterspielen
Zusammenfassung
Die Frage der Nachhaltigkeit von Wintersportgebieten und Standorten der Olympischen Winterspiele hat durch den Klimawandel in den Bereichen Wasser, Energie, Landschaft und Licht neue Dimensionen erreicht. Viele Umweltprobleme bedrohen, zum Teil irreversibel, durch Übernutzung und Verschmutzung von natürlichen Ressourcen die Nachhaltigkeit von Wintersportgebieten. Insbesondere werden die fehlenden Schneefälle und geringere Schneehöhen immer systematischer durch Kunstschnee kompensiert. Die Situation wird infolge von Dürren und unzureichenden winterlichen Wasserressourcen zunehmend kritischer. Lokale Wasserressourcen und -qualität werden zunehmend belastet, Böden erosionsanfällig und die Biodiversität vermindert. Umweltmonitoring und Kontrollen sind oft intransparent oder selbstreguliert. Rechte und Regulierungen zum Management von Wasser und Umweltschutz sollten verstärkt angewandt und vollzogen werden. In Zukunft sind weitere Umweltmanagementpläne und Dürreverordnungen, angepasst an den Klimawandel und die zunehmende Industrialisierung der Gebirge, erforderlich. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollten sachkundigen Betroffenen helfen, alternative Nischenprodukte zu entwickeln, die gleichermaßen auf die lokale Natur, Kultur und Kulinarik ausgerichtet sind.
Carmen de Jong
8. Schneller, höher, ökologischer? Die Auswirkungen von Sportgroßveranstaltungen wie den Olympischen Spielen auf Natur und Umwelt
Zusammenfassung
Die vor allem kurzfristig überwiegend negativen Auswirkungen von Sportgroßveranstaltungen auf die natürliche Umwelt sind unbestritten. Gleichzeitig bietet die Ausrichtung eines Großereignisses aber auch Potenziale, um regionale Entwicklungsprozesse anzustoßen und die Umweltqualität langfristig zu verbessern. Der Beitrag untersucht vor allem drei Umweltschutz- und Nachhaltigkeitskonzepte ausgewählter Olympischer Sommerspiele (Sydney 2000, London 2012, Brisbane 2032). Aus der vergleichenden Analyse lassen sich vier Entwicklungslinien ableiten, die zeigen, dass bei den „Grünen Spielen“ von Sydney der Fokus noch eher monothematisch auf dem Umwelt- und Naturschutz lag, während sich zwölf Jahre später in London bereits ein ganzheitlicheres Nachhaltigkeitsverständnis mit starker Betonung einer umfassend verstandenen Legacy durchgesetzt hatte. Die Olympiaplanungen in Brisbane führen diesen Prozess fort und legen einen besonderen Fokus auf die Einbindung der Spiele in langfristige regionale Entwicklungskonzepte. Ausgehend von diesen Befunden diskutiert der Beitrag die Chancen und Herausforderungen, die sich durch die Ausrichtung von Sportgroßveranstaltungen ergeben. Er schließt mit einigen Handlungsempfehlungen, welche die ökologische Verträglichkeit von Sportgroßveranstaltungen langfristig besser sicherstellen können.
Boris Braun, Frauke Haensch
9. Nachhaltigkeitsziele von Sportgroßveranstaltungen auf der Arabischen Halbinsel: Die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer 2022 in Katar
Zusammenfassung
Die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2022 (WM) in Katar polarisierte die Weltöffentlichkeit seit ihrer Vergabe im Dezember 2010: Sie war die erste WM, die in der arabischen Welt stattfand und die aufgrund der extremen klimatischen Verhältnisse in den europäischen Winter (20.11.–18.12.22) verlegt wurde.
Die katarische Bewerbung schlug ein neues, räumlich kompaktes Modell vor, das sich überwiegend auf die Hauptstadtregion Doha konzentriert und konzeptionell ein Turnier der kurzen Wege versprach. Dieser Ansatz ist innovativ, dennoch blieben aufgrund mangelnder Transparenz die ökologischen Kosten und die Auswahl der einbezogenen Parameter zur Messung von Nachhaltigkeit und Emissionsneutralität unklar.
Kontrovers diskutiert wurden in Bezug auf die Austragung in Katar die Missachtung von Menschenrechten, prekäre Arbeitsbedingungen, eine fehlende Fußballkultur, der Verdacht der Korruption sowie die mangelnde Toleranz gegenüber sexuellen Identitäten. Die WM in Katar verkörperte dennoch eine nicht zu unterschätzende Symbolkraft und Signalwirkung insbesondere für arabische Länder und das Potenzial, das Land als freundlichen und offenen Gastgeber zu erleben.
Nadine Scharfenort

Ökonomie und Sport

Frontmatter
10. Regionalökonomische Wirkungen von Sportgroßveranstaltungen – ein Fallbeispiel aus dem Motorsport
Zusammenfassung
Sportveranstaltungen unterscheiden sich je nach Besucherzahl, Sportart und Reichweite erheblich in ihren regionalökonomischen Wirkungen. Am Beispiel des Hockenheimrings werden auf Basis umfassender empirischer Erhebungen zum Ausgabeverhalten der Besucherinnen und Besucher von rund 300 Veranstaltungen im Jahr 2014 die regionalwirtschaftlichen Impulse geschätzt. Die hierzu notwendigen Berechnungen werden detailliert dargestellt. Die ökonomischen Effekte sind erheblich, erreichen die Bruttoumsätze doch 36,7 Mio. Euro für die Region Hockenheim, von denen fast 60 % auf Motorsportgroßveranstaltungen entfallen. Aus diesem Betrag ergibt sich ein durch die Konsumausgaben der Veranstaltungsbesucherinnen und -besucher des Hockenheimrings zusätzliches Einkommen für die Region von 15,9 Mio. Euro.
Paul Gans, Michael Horn
11. Sportbezogene Arbeitsmärkte
Zusammenfassung
Sport in seinen vielfältigen Erscheinungsformen erzeugt Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen und damit nach Arbeitskräften. Diese Leistungen werden in Deutschland teilweise ehrenamtlich in den zahlreichen Sportvereinen erbracht. Darüber hinaus besteht eine erhebliche weitere sportbezogene Arbeitskräftenachfrage, unter anderem in den Bereichen Unterricht und Training, Sportmanagement, Berufssport, in der Sportartikelherstellung, bei Medien und im Baugewerbe. Der Sport stellt ökonomisch eine Querschnittsbranche dar, und sportbezogene Erwerbstätigkeit lässt sich zum Teil nur schwer abgrenzen. Gängige Methoden, um den Umfang sportbezogener Beschäftigung zu berechnen, stoßen bei regionalspezifischem und fachlich tiefer differenziertem Interesse von Forschung und Planung schnell an Grenzen. Daten der amtlichen Arbeitsmarktstatistik über reale Beschäftigung, aber auch über Arbeitslosigkeit und Stellenangebote können hier wertvolle Erkenntnisse liefern, wobei Zugänge sowohl über sportbezogene Wirtschaftszweige als auch über berufliche Tätigkeiten möglich sind. Der Beitrag zeigt, wie Struktur und Entwicklung regionaler Arbeitsmärkte mit Daten der amtlichen Arbeitsmarkstatistik detailliert untersucht werden können. Entsprechende Ansätze können sowohl hochaggregierte Analysen auf Bundesebene als auch regionale Wirkungsanalysen und Planungen sinnvoll ergänzen.
Pierre-André Gericke, Christian Zemann
12. Ökonomische Effekte einer vitalen Sportstadt – das Beispiel Hamburg
Zusammenfassung
Sport zieht sich mit seinen unterschiedlichen Funktionen durch fast alle Branchen und löst dort wirtschaftliche Aktivität und Wertschöpfung aus. Durch zukünftige technologische und gesellschaftliche Trends wird die ökonomische Bedeutung des Sports weiter steigen, indem angebotsseitig neue Produkte und Dienstleistungen insbesondere durch digitale Innovationen entstehen und sich nachfrageseitig die individuellen Ansprüche ausdifferenzieren. Vor allem in Städten wird aus einer Sportwirtschaft ein urbanes Sport-Ökosystem, das vielfältiger, innovativer und komplexer ist.
Die Stadt Hamburg kann von diesen Entwicklungen in besonderer Weise profitieren. Dafür sprechen das Sportprofil Hamburgs, welches im Rahmen der Active-City-Strategie den Sportbegriff breit auslegt, und die Transformation der Stadt zu einer Smart City, die es erlaubt, Synergien zwischen der Smart City und der Active City in einer integrierten Entwicklungsstrategie zu schaffen. Insbesondere der Fokus auf Ausdauersportarten kann zu einer sinnvollen Verknüpfung von Wettkampf-, Breiten- und Gesundheitssport führen. Dieser Fokus kann Hamburg bundesweit, aber auch international als eine Sportstadt etablieren, die als Markenkern die Erhöhung der urbanen Lebensqualität durch Sport und innovative Sportkonzepte hat.
Maike Cotterell, Henning Vöpel
13. Beziehungen zwischen Vereins- und Stadtimage – eine empirische Analyse am Beispiel von Borussia Mönchengladbach
Zusammenfassung
Die Bedeutung von professionellen Sportvereinen für ihren Standort wird bereits seit Jahrzehnten in der Fachliteratur diskutiert. Im Zuge des sich verschärfenden Standortwettbewerbs erscheint der mögliche Einfluss eines professionellen Sportvereins auf den Bekanntheitsgrad und das Image seines Standorts als besonders interessant. Eine positive Wirkung professioneller Sportvereine kann sich vorteilhaft auf die regionalwirtschaftliche Entwicklung der Stadt bzw. Region auswirken und das Stadt- und Regionalmarketing in ihren Tätigkeiten und Aufgaben unterstützen. Der Beitrag geht daher am Beispiel des Bundesligavereins Borussia Mönchengladbach und der Stadt Mönchengladbach der Frage nach, welche Rolle ein professioneller Sportverein für die Bekanntheit und das Image seines Standorts spielen kann. Mithilfe einer Kombination aus deskriptiven Auswertungen, Varianz- und Regressionsanalysen sowie der Methode der assoziativen Markennetzwerke konnte festgestellt werden, dass im Fall von Borussia Mönchengladbach ein Imagetransfer vom Verein auf die Stadt erfolgt. Der Verein hat einen positiven Einfluss auf das Image seines Standorts und stellt laut Einschätzung der Befragten den wichtigsten Imageträger für die Stadt Mönchengladbach  dar.
Christina Masch

Gesellschaft und Sport

Frontmatter
14. Soziokulturelle Veränderungsprozesse des Empowerments durch Frauenfußball
Zusammenfassung
Fußball ist nach wie vor ein männlich dominierter Sportraum. Die darin existierenden geschlechtsspezifischen Unterschiede und eingeschränkten Freiräume werden jedoch in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels neu verhandelt. Der Frauenfußball hat sich auf den drei Ebenen des Empowerments, auf der individuellen, gesellschaftlich-kulturellen und organisational-strukturellen, weiterentwickelt. Dabei zeigen sich sowohl eine Entwicklung des Sports als auch eine durch Sport. Die Dynamik des Frauenfußballs wird in westlichen Industrienationen vor allem anhand einer zunehmenden Professionalisierung auf den drei genannten Ebenen deutlich. Die Entwicklung durch Sport zeigt sich insbesondere in Ländern mit patriarchalisch und traditionell geprägten Gesellschaftsstrukturen. Dort verstärken sich die Widerstände von Sportlerinnen, die durch ein zunehmendes individuelles Empowerment im Frauenfußball Selbstbewusstsein ausbilden, sich über Restriktionen hinwegsetzen können und damit eine fortschreitende gesellschaftliche Akzeptanz sowie das Entstehen neuer Strukturen im Frauenfußball fördern. Die auf den drei Ebenen des Empowerments unterteilte Darstellung verdeutlicht Entwicklungslinien, die eine Verschränkung von individuellen wie sozialen Sporträumen und Sportträumen beinhalten.
Janine Maier
15. Sport verbindet – Migration im Profisport
Zusammenfassung
Migration prägt das Bild des Sports, wie wir ihn heute kennen. Seite Mitte des 20. Jahrhunderts ist eine zunehmende internationale Migration von Sportlerinnen und Sportlern zu beobachten. Zurückzuführen ist dies auf eine Vielzahl unterschiedlicher interner und externer Einflüsse. Hierzu zählen vor allem die Globalisierung, die zunehmende Vernetzung von Regionen und Akteuren, aber auch die Rücknahme nationalstaatlich orientierter Regulierungen. Auch steigende Erwartungen, ein hoher Wettbewerbsdruck und das Erschließen neuer Absatzmärkte für die häufig als Wirtschaftsunternehmen geführten Vereine sind wichtige Treiber. Daraus ergeben sich vier zentrale Faktoren sportbedingter Migration, die innerhalb des Beitrags als Erklärungsansätze näher beleuchtet werden: historische Verbindungen zwischen Quell- und Zielländern, ökonomische Anreize und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten, der Einfluss formeller und informeller Netzwerke.
Sebastian Rauch
16. Soziale Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund im organisierten Sport – zwei Beispiele in der Schweiz
Zusammenfassung
Der organisierte Sport ist ein Gesellschaftsbereich mit hohem sozial-integrativem Potenzial für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Die Teilhabechancen am organisierten Sport sind jedoch nicht per se für alle gleich, denn individuelle und organisationale Faktoren spielen bei Integrationsprozessen eine Rolle. Die Good-Practice-Beispiele aus der Schweiz Miteinander Turnen und MidnightSports verdeutlichen, dass sie mit zielführenden Maßnahmen (z. B. niederschwelligen Angeboten, Vernetzung mit Schlüsselpersonen, ausgebildeten Leitenden, vielfältiger Kommunikation) junge Migrantinnen und Migranten für ihre Bewegungsangebote erreichen und sie vielfältig integrieren. Die Ansätze der Good-Practice-Beispiele dürften auch für die gelingende soziale Integration von Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen im organisierten Sport chancenreich sein.
Jenny Adler Zwahlen
17. Sozialräumliche Analyse von Sporträumen in Stadtquartieren
Zusammenfassung
Im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland ist die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse festgeschrieben. Dieser Anspruch bezieht sich auch auf die gleichmäßige Entwicklung der Teilräume zur Sicherung einer Daseinsvorsorge für die Menschen. Der Sport wird aus Sicht des Staats im Zusammenhang mit der Bildung und Gesundheitsvorsorge zu einem Bestandteil der Daseinsvorsorge gezählt und deswegen auch gefördert. Wird der Anspruch auch in den Kommunen erfüllt? Haben Menschen, die z. B. in beengten Wohnverhältnissen leben, auf Sozialtransferleistungen angewiesen sind, unter Armut leiden, auch die Möglichkeit, sich sportlich gesund zu erhalten und soziale Erfahrungen im Sport zu machen? Dieser Beitrag greift ein im Sport eher wenig berücksichtigtes Thema auf. Es geht darum, die Sporträume unter sozialräumlicher Perspektive zu betrachten und zu untersuchen, inwieweit Menschen in segregierten Sozialräumen angemessene Spiel-, Sport- und Bewegungsmöglichkeiten vorfinden. Dabei wird auf Ergebnisse aus konkreten Sportentwicklungsplanungen in Kommunen zurückgegriffen. Der Beitrag stellt ein Verfahren vor, wie solche städtischen Räume identifiziert werden können, und gibt Anregungen für die Praxis.
Robin Kähler, Finja Rohkohl
18. Die identitätsstiftende Wirkung von Sportstätten und Sportvereinen – der Hockenheimring und der 1. Fußballclub Kaiserslautern
Zusammenfassung
Hochwertige Sportstätten und -veranstaltungen, Persönlichkeiten im Sport wie erfolgreiche Vereine können zu konstitutiven Komponenten der regionalen Identität werden. Im Beitrag wird mithilfe zweier empirischer Studien dieser Aussage am Beispiel des Hockenheimrings und des Fußballclubs 1. FC Kaiserslautern nachgegangen. Nach Einführung des Begriffs „regionale Identität“ wird die identitätsstiftende Wirkung der Rennstrecke und des Fußballvereins analysiert. Die Bevölkerung Hockenheims beeindruckt durch eine hohe Identifikation mit der Rennstrecke. Sie ist das weltweit bekannte Alleinstellungsmerkmal der Stadt. Trotz kritischer Äußerungen vermitteln die Aussagen der Befragten ein Wir- und Zusammengehörigkeitsgefühl und enge emotionale Bindung an den Ring. Im Vergleich dazu ist die Einschätzung des FCK nicht so einhellig. Zwar ist er von großer Bedeutung für die Außenwahrnehmung der Stadt, unter den Befragten kristallisieren sich jedoch zwei Positionen heraus. Die einen charakterisieren den Verein als eine finanzielle Last, die anderen als eine Stärke der Stadt. Im Vergleich zu Hockenheim ist das Wir- und Zusammengehörigkeitsgefühl in Kaiserslautern deutlich schwächer ausgeprägt, die emotionale Bindung der Bevölkerung an den Verein weniger stark und die identitätsstiftende Wirkung geringer als die des Hockenheimrings. Die Ursachen liegen in der Größe, im Prestige und in der Ausstrahlung der jeweiligen Veranstaltungen.
Paul Gans, Michael Horn
19. Sporttourismus – Reisemotivation von deutschen Fußballfans bei der WM 2014 in Brasilien
Zusammenfassung
„Fußball erlangt auf allen Kontinenten gesellschaftliche Bedeutung und fußballerische Großereignisse wie die vierjährlich stattfindenden Weltturniere machen die Menschheit zu Bewohnern eines globalen Dorfes“ (Schulze-Marmeling, 2000, S. 9) – nicht zuletzt deshalb, weil Hunderttausende ausländische Fans in das Austragungsland reisen. Der Beitrag geht folgenden Fragen nach: Welche Motive haben deutsche Fußballfans, nach Brasilien zur FIFA Fußball-Weltmeisterschaft™ 2014 zu reisen, und aus welchen Beweggründen wählen sie als Unterkunft ein vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) organisiertes Fancamp? Es lässt sich festhalten, dass nicht die klassischen Reisemotive, die das Land Brasilien als Destination ausmachen, ausschlaggebend für die Reiseentscheidung waren, sondern vielmehr die durch die WM initiierten Faktoren. Das grundlegende Bedürfnis nach Sicherheit und Organisation durch Dritte war der wesentliche Faktor für die Unterbringung im Fancamp.
Fabio P. Wagner, Julian M. L. Wilsch

Sport, Planung und Politik

Frontmatter
20. Sportstättenentwicklungsplanung: Künftiger Sportstättenbedarf unter Berücksichtigung demographischer Veränderungen
Zusammenfassung
Jeder Mensch, der in Deutschland zur Schule geht, macht seine Erfahrungen mit Sportstätten. Der Sportunterricht findet in den genormten Einfach-, Zweifach- oder Dreifachhallen statt, die Freianlagen bestehen meist aus einem Sportplatz mit Laufstrecke und Weitsprunganlage. Die wettkampfsportlich Interessierten gehen vielleicht in einen Sportverein und trainieren in denselben regelgerechten Sportstätten. Andere gehen möglicherweise in Fitnessstudios oder treiben im öffentlichen Raum ihren Sport selbstbestimmt. Menschen verbringen offensichtlich viel Lebenszeit in Sportstätten. Daher ist die Frage, ob die über 230.000 bundesdeutschen Sportstätten noch zeitgemäß sind und den aktuellen Bedürfnissen der Menschen entsprechen, naheliegend, denn die meisten der kommunalen Anlagen und Vereinssportstätten sind oft Jahrzehnte alt. In diesem Zeitraum hat sich die Haltung vieler Menschen zu Spiel, Sport und Bewegung allerdings grundsätzlich geändert. Der Begriff „demographischer Wandel“ umschreibt den Prozess einer sich wandelnden Gesellschaft. Wie wirkt sich dieser Wandel auf die Entwicklung der Sportstätten aus? Durch welche Verfahren kommt eine Kommune zu bedarfsgerechten Sportstätten?
Robin Kähler
21. Sport und urbanes Grün – Bewegungsraum-Management in der kommunalen Freiraumplanung
Zusammenfassung
Urbane Grünflächen spielen im Rahmen der nachhaltigen Stadtentwicklung eine zentrale Rolle. Sie leisten einen Beitrag zur Biodiversität, regulieren Temperatur- und Wasserhaushalt und sind nicht zuletzt wichtige Erholungsflächen für die städtische Bevölkerung. In dieser Funktion werden die urbanen Grünflächen zunehmend als Sporträume durch die städtische Bevölkerung genutzt. Traditionelle Ansätze zu Sportentwicklungsplanung, die vor allem Sportanlagen bei der Planung berücksichtigen, tun sich mit einer Einbindung des urbanen Grüns schwer. Vor dem Hintergrund einer integrierten Stadtentwicklung im Sinne der Leipzig Charta beschreibt der vorliegende Beitrag das Konzept eines integrierten Bewegungsraum-Managements, das ressortübergreifend arbeitet, die notwendigen Fachkompetenzen für eine umfassende Sportentwicklungsplanung zusammenführt sowie zu einer kontinuierlichen und dauerhaften Verbesserung des Sportangebots beitragen kann.
Holger Kretschmer
22. Olympische Spiele als Impulsgeber für eine nachhaltige Stadterneuerung? Das Beispiel Tokio
Zusammenfassung
Die räumliche und zeitliche Konzentration von Ressourcen im Kontext der Olympischen Spiele 2020/21 hat umfangreiche Bauaktivitäten ausgelöst, die zu einem massiven Umbau der Metropole Tokio geführt haben. Die Spiele haben der Stadterneuerung einen zusätzlichen Antrieb und neue Dynamik verliehen, sie sind aber nicht ursächlich dafür. Die innere Stadterweiterung durch Nachverdichtung und Ausweichen in die Vertikale bedeutet aufgrund der Vielzahl ähnlicher Projekte eine zunehmende architektonische Gleichförmigkeit und Monotonie, Bevölkerungsverlagerungen innerhalb des Großraums zugunsten der Stadtumbauquartiere, vor allem an der Waterfront, sowie neue kleinräumige Konzentrationsprozesse und Ballungsprobleme.
Thomas Feldhoff
23. Stadtentwicklung und Stadionarchitektur
Zusammenfassung
Die internationale Stadionarchitektur hat einen kräftigen Bedeutungsgewinn erlebt. International renommierte Architekten wurden weltweit beauftragt, aus Stadien unverwechselbare Wahrzeichen für ihre Städte zu formen. Ikonische Formen sollen für internationale Aufmerksamkeit sorgen und so den Städten im internationalen Wettbewerb um den Tourismus einen Vorteil verschaffen. Empirische Ergebnisse am Beispiel der Berliner „Olympiahallen“ zeigen, dass Sportarenen, wenn sie architektonisch anspruchsvoll gestaltet sind und ihre Umgebung in ein städtebauliches Konzept einbeziehen, zu einer Erhöhung der Attraktivität des umgebenden Raums beitragen können und die gebaute Umwelt von Marktteilnehmern als signifikante Wertdeterminante wahrgenommen wird. Auch internationale Studien legen nahe, dass Stadionneubauten ein probates Mittel sein können, um Stadtentwicklungspolitik auf Stadtteilebene durchzuführen. Allerdings wird es dauern, bis die Skepsis von Anwohnerinnen und Anwohnern gegenüber benachbarten Sportstätten nachlässt. Daher sollten Planungsbehörden darauf achten, dass die Stadien nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Gewinnmaximierung für den jeweiligen Sportverein entworfen werden, sondern auch einem ganzheitlichen Konzept folgen. Zusätzlich kann eine unkonventionelle Stadionarchitektur entweder der Sanierung des Gebiets oder der Verstärkung von Image- und Ausgabeneffekten dienen.
Gabriel M. Ahlfeldt, Wolfgang Maennig
24. Nachhaltigkeit, Innovation und Vermächtnis: FIS Alpine Ski-Weltmeisterschaften St. Moritz 2017
Zusammenfassung
Sportgroßveranstaltungen bieten für gastgebende Destinationen Potenzial, langfristig positive Wirkungen zu erzielen. Im Jahr 2017 fanden die Alpinen Ski-Weltmeisterschaften in St. Moritz statt. Ziel war nicht nur, stimmungsvolle, sportlich erfolgreiche sowie wirtschaftlich und ökologisch tragbare Weltmeisterschaften durchzuführen, sondern sie sollte auch als Plattform genutzt werden, um ein positives Vermächtnis (Legacy) für die gesamte Region zu schaffen. Zu diesem Zweck wurde ein Nachhaltigkeits-, Innovations- und Vermächtniskonzept (NIV-Konzept) entwickelt, welches den Ansatz verfolgt, über innovative Projekte ein Vermächtnis in den Bereichen Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft und Management zu hinterlassen. Im Rahmen des Beitrags werden die theoretischen Grundlagen zur Nachhaltigkeit und zum Vermächtnis von Großveranstaltungen erläutert sowie das NIV-Konzept der Alpinen Ski-Weltmeisterschaften St. Moritz 2017 vorgestellt. Die Erfahrungen verdeutlichen, welche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung erfüllt sein müssen und welche Grenzen es in Bezug auf die Eignung des NIV-Konzepts für andere Großveranstaltungen gibt.
Jürg Stettler, Anna Wallebohr, Sabine Müller
Backmatter
Metadaten
Titel
Sportgeographie
herausgegeben von
Paul Gans
Michael Horn
Christian Zemann
Copyright-Jahr
2023
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-66634-0
Print ISBN
978-3-662-66633-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-66634-0